Verbindung von Bericht und Fiktion
Der Laudator und Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Prof. Dr. Thomas Sternberg, lobte die Verbindung von Bericht und Fiktion in Jostens Romanen. Dabei nutze sie eine ausgiebige Recherche, die sich in Form eines Quellenverzeichnisses am Ende zweier aktueller Romane niederschlage. „Die wache Präsenz der politischen und gesellschaftlichen Themen machen die Bücher Jostens zu Zeitdiagnosen, weit entfernt von selbstbezüglicher Larmoyanz.“
Die Anspielung des Romantitels „Hier sind Drachen“ bezieht sich auf Formulierungen auf historischen Weltkarten. In Form von weißen Flecken wurde vor einem Raum gewarnt, der jenseits der bekannten Welt existiere. „Die weißen Flecken sind für die Dialogpartner des Romans Orte, von denen man nichts wusste und die sie im Schreiben suchen“, erklärte Sternberg. Die Hoffnung der Hauptfigur beruhe darauf, diese „Drachen mit Geschichten bezwingen zu können“.
Mitbewohner Konrad Adenauer
Die Preisträgerin Husch Josten bedankte sich für die Auszeichnung bei der Konrad-Adenauer-Stiftung. Als Zeichen ihrer lebenslangen Verbundenheit mit Altkanzler Konrad Adenauer nutzte sie eine Erzählung, in der sie Adenauer als ihren Mitbewohner in ihrem Elternhaus „auferstehen“ ließ. Josten verwebte geschickt in ihrer Dankesrede Fiktion mit Wirklichkeit. Sie erläuterte, wie sie über das Schreiben die erschreckenden und bewegenden Ereignisse in der Welt verarbeite. „Schreiben ist gezielter Geheimnisverrat, lesen ist eine Offenbarung. Beides zusammen ist Freiheit“, sagte die Preisträgerin. Viele Entwicklungen und Ereignisse ihrer Zeit prägten die Autorin und beängstigten sie teilweise. Josten wertete die Errungenschaften der Europäischen Union als positiv, warnte jedoch vor den Herausforderungen. Europa als Markt funktioniere nur, wenn es Wohlstand für alle gebe. „Ansonsten schafft sich Europa ab: durch Wahlboykott, Steuerflucht und galoppierendem Irrsinn, der von polemischen Demagogen angespornt wird“, mahnte Josten. Trotz der zunehmenden Gewalt in der Welt, „sei es dem Monster des Terrorismus nicht gelungen, den Menschen die Sprache zu verschlagen“. „Darin liegt die Kraft: In der Freiheit des Wortes.“
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