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Historiker, Politikwissenschaftler, Politiker und Journalisten analysierten beim 9. Hohenschönhausen-Forum die Ursachen der Ablehnung gegenüber der westlichen Welt und ihrer Werte durch die drei extremistischen Ausprägungen. Durch die Diskussion werde ein „Beitrag zur Unterstützung unserer Demokratie“ geleistet, so Rita Schorpp, Koordinatorin der Akademie der Konrad Adenauer Stiftung, in ihrer Begrüßung.
„Der Hass auf den Westen ist zurückgekehrt“
„Der Hass auf den Westen ist zurückgekehrt“, stellt Dr. Hubertus Knabe, Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen fest. In allen extremistischen Lagern - bei den Nationalsozialisten, den Kommunisten, und seit 9/11 auch bei den Islamisten - hielte sich die Ansicht, dass der Westen ein „Hort der Dekadenz“ sei, so Knabe weiter. Nicht nur diesen grundlegenden Antrieb gegen den Westen haben die einzelnen Extremismusformen gemeinsam. Weitere verbindende Elemente lassen sich erkennen, z.B. in ihrer Sprache oder in den gescheiterten Lebensläufen ihrer Akteure. Schließlich teilen sie die Welt in „gut“ und „böse“ ein, wobei der Westen mit seiner Weltanschauung die Rolle des Feindes übernimmt und die eigene Ideologie das bessere „Gegenprogramm“ anbiete.
Die Ursachen für den Hass auf den Westen sind oft ähnlich und lassen z.T. historisch zu begründen. Oftmals entstehe der Hass jedoch durch Minderwertigkeitskomplexe oder das Gefühl von Unterlegenheit, unter anderem der Islamisten gegenüber dem technisch fortschrittlicheren Westen. „Der Hass auf uns beruht auf unserer Stärke.“, so brachte es Prof. Dr. Barbara Zehnpfennig, Politikwissenschaftlerin an der Universität Passau, auf den Punkt. Gefährlich wird es dann, wenn Hass für Propagandazwecke instrumentalisiert werde u.a. für die Rekrutierung neuer Mitglieder. Es lässt sich zudem beobachten, dass der Hass sich in andere Medien verlagert habe. „Ersetzt Facebook also nur die Stammkneipe?“ , so eine provokante Frage in der Diskussion.
Der Erfolg der Populisten
Während in Europa rechtspopulistische Parteien an Bedeutung gewinnen, fallen auf der politischen Bühne vor allem zwei Personen durch ihre populistischen bzw. antiwestlichen Äußerungen auf: Wladimir Putin und Donald Trump. „Wenn es den Westen nicht gäbe, müsste Putin ihn erfinden“, so der Journalist und Russlandkenner Boris Reitschuster. Dabei herrsche in Russland eine gewisse Ambivalenz: Auf der einen Seite orientiere man sich am Westen, lehne ihn aber gleichzeitig ab. Die Propaganda gegen den Westen ist in Russland derzeit allgegenwärtig. Vor allem in den sozialen Medien wird der Westen oft als Sündenbock dargestellt.
Bei Donald Trump und seinem Sieg bei der Wahl zum nächsten Präsidenten der USA herrscht unter den Diskutanten Uneinigkeit. Während die einen relativ gelassen sind, blicken andere mit Sorge auf die Zukunft der USA und das transatlantische Verhältnis. Trumps Verachtung für die westlichen Werte und demokratischen Elemente stellen „alles auf den Kopf“, so Journalist Dr. Richard Herzinger. Der Politik-Korrespondent der Tageszeitung „Die Welt“ konstatiert, dass bald „Antiamerikanisten mit dem amerikanischen Präsident als Vorhut“ zu tun haben werden.
Mehr Prävention
Junge Menschen erweisen sich oftmals als besonders empfänglich für antiwestlichen Meinungen und Propaganda. An dieser Stelle müssen deutlich mehr präventive Maßnahmen geschaffen werden. Die ehemalige Bundesfamilienministerin Dr. Kristina Schröder MdB schlägt vor allem in Hinblick auf junge Muslime mehr Bildungsangebote vor. „Wir müssen die verfassungstreuen Muslime mit ins Boot holen“, so Schröder weiter. Diese sollten sich besser organisieren, um in Zusammenarbeit mit dem Staat stärker gegen die Islamisten vorgehen zu können.
Im Laufe der Diskussion kam häufig der Ruf nach der Rückbesinnung auf unsere Werte. Damit verbunden ist die Frage, was unsere „westlichen Werte“ heute überhaupt ausmacht. In unserer Gesellschaft solle mehr diskutiert werden und durchaus auch Gefühl des Stolzes auf die Verfassung bestehen, schlägt der Historiker Prof. Dr. Joachim Scholtyseck als Maßnahme für die westlichen Gesellschaften und deren Demokratie vor. Erst wenn die Grundsatzfragen geklärt seien, könne man die westlichen Werte gegen solche Formen von Extremismus verteidigen.
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