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Da, wo sich heute an einem zugigen Platz, eingezwängt zwischen Hauptverkehrsadern und dem wenn überhaupt auf den zweiten Blick architektonisch wertvollem Haus der Sowjets – einem weitestgehend leerstehendem, dem Verfall preisgegebenem aber dennoch nicht weichen wollendem Wolkenkratzer der 70er – eine weite, öde Brache befindet, plant Sagal eine Symbiose aus kulturhistorischem Komplex und neuem Ensemble, die historische und moderne Anforderungen an ihre Funktion wunderbar vereint. Neben großzügigen Rekonstruktionen von Teilen des Schlosses, darunter die prachtvollen Säle des Südflügels, sollen auf dem 56 Hektar großen Areal vor allem neue Gebäudeteile entstehen. Nicht nur erfüllt der Entwurf mit seinen Museen und einem Mehrzwecksaal für 1.500 Menschen die Wünsche der Stadtplaner. Er schafft darüber hinaus viel öffentlichen Raum: Plätze und Orte, mal wuchtig und imposant, dann wieder intim und zurückhaltend zum Verweilen, zum Treffen, Flanieren und Austausch. Die Jury um Gouverneur Nikolaj Zukanow und Bürgermeister Alexander Jaroschuk war von dem Entwurf letztes Jahr so begeistert, dass sie ihn aus 100 Beiträgen aus 19 Ländern zum klaren Gewinner kürten.
Anders die Bewohner. Hier gibt es viele, die bis heute „ihr“ Schloss von früher in seiner einstigen Form vermissen. Sie leiden unter einem schier endlosen Phantomschmerz. Die Medizin kann für sie nur die Gesamtrekonstruktion sein. Einen Kompromiss lehnen sie ab. Offenbar, so kann man daraus schließen, hat die breite begleitende Kommunikationsoffensive zur Neugestaltung – sogar die ansässigen Imker wurden nach ihren Vorstellungen befragt - nur teilweise Erfolg gehabt. Auf jeden Fall ist eine ähnliche Breite hinsichtlich der Akzeptanz des Entwurfs nicht zu spüren.
Auch nicht unter den Fachleuten, den Architekten. So muss sich Sagal den Vorwurf gefallen lassen, er habe mit den Neubauten eine x-beliebige, charakterlose Kiste geschaffen. Die Entscheidung darüber, was rekonstruiert wird und was nicht, scheint beliebig und nicht unter Qualitätsaspekten erfolgt. Gerade an dieser sensiblen Stelle in der Stadt, so die Kritiker, brauche es aber eine Architektur, die Angemessenheit, Schönheit, die zur Verfügung stehenden Produktionstechnologien und, nicht zu vergessen, die Wirtschaftlichkeit überzeugend berücksichtigt. Gerade hier scheint sich in der Tat eine offene Flanke aufzutun, sieht der Entwurf in Kombination mit der Neugestaltung der Umgebung des Schlossplatzes fast keine Investitionsflächen vor. Diese scheinen aber gerade vor dem Hintergrund der fraglichen Finanzierung des Projekts dringend notwendig.
Vieles bleibt also bis dato ungeklärt, erst Recht der Zeitplan. Während die Verantwortlichen ursprünglich einmal davon träumten, das Schloss anlässlich der Fußball-WM 2018, bei der Kaliningrad Spielstätte ist, fertig zu haben, meine andere, man solle sich nicht hetzen lassen, schließlich baue man für die Ewigkeit. Richtig scheint aber auch, dass je länger so eine Debatte dauert und offene Fragen hin und her bewegt werden, der Glaube daran, das aus heutiger Sicht schier Unglaubliche zu schaffen, langsam aber sicher schwindet. Dann aber wird das Zentrum Königsbergs noch lange nicht die Herzen der Menschen zum Klopfen bringen.
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