Country reports
Ziel seines Besuches war der Ausbau diplomatischer und wirtschaftlicher Beziehungen sowie eine stärkere Einbindung afrikanischer Staaten in das globale Handelssystem.
Ziel seines Besuches war der Ausbau diplomatischer und wirtschaftlicher Beziehungen sowie eine stärkere Einbindung afrikanischer Staaten in das globale Handelssystem.
Brasilien müsse noch Schulden aus der Vergangenheit zurück zahlen und wolle dies nun tun, verkündetet Präsident Lula bereits zu Beginn seiner Reise in Sao Tomé. Mehr als umgerechnet 150 Millionen EURO könne Brasilien bis zum Jahre 2006 in Afrika investieren. Dieses Geld solle in erster Linie in Gesundheitsprogramme und in den Kampf gegen HIV/AIDS und Malaria fließen. Bildung und Landwirtschaft sind weitere Bereiche, in denen Brasilien afrikanischen Staaten durch Investitionen und know how-Transfer unterstützen möchte. Aussagen, die ein neues Selbstbewusstsein des Staatsoberhauptes wieder spiegeln, der sich zur Verantwortung seines Landes gegenüber der Interessenvertretung von Entwicklungsländer bekennt.
Auch Südafrikas Staatspräsident Thabo Mbeki hob die Bedeutung gemeinsamer Interessen hervor: "Brasilien zählt zu einem wichtigen Partner beim Wiederaufbau Afrikas". Die Unterzeichnung eines Abkommens zur Regelung der Zusammenarbeit in Gebieten der Wissenschaft und Technologieentwicklung unterstreicht diese Aussage. Zur Vermeidung einer Doppelbesteuerung von Handelsgütern wurden die Bestimmungen vereinfacht und es wurde eine verstärkte Kooperation in Verteidigungsfragen vereinbart. Der Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen soll neue Absatzmärkte schaffen und den bisher stark auf die USA und Europa ausgerichteten Handel entlasten.
Die "Group of Three" (G-3)
Die Vereinbarungen zwischen Südafrika und Brasilien sind nicht nur auf die gemeinsamen Interessen begrenzt, es geht vornehmlich auch darum, diese gegenüber Dritten mit mehr Nachdruck zu vertreten. Im Sommer dieses Jahres bildeten Brasilien, Südafrika und Indien die sogenannte "Group of Three" (G-3). Wichtigstes Vorhaben der neugegründeten G-3 ist das Vorantreiben der Reformpläne zum UN-Sicherheitsrat. Insbesondere Brasilien und Indien drängen auf einen ständigen Sitz und vereinbarten die gegenseitige Unterstützung ihrer Kandidaturen. Neben Südafrika bewerben sich noch Ägypten und Nigeria um die Vertretung des afrikanischen Kontinents.
Das Abschaffen der Exportsubventionen und Zölle in entwickelten Ländern stellt ein weiteres Ziel der G-3 Staaten dar. Diese behinderten bisher die Konkurrenzfähigkeit der Handelsgüter aus Entwicklungsländern auf den jeweiligen Märkten. Eine Öffnung der Märkte würde den unterentwickelteren Ländern die Teilnahme am internationalen Wettbewerb ermöglichen und diesen fördern.
Eine entscheidende Rolle spielt der weitere Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen. Nachdem das Handelsaufkommen zwischen Brasilien und Indien in den letzten drei Jahre um ca. 250 Prozent gestiegen ist, hat sich auch der Handel zwischen Brasilien und Südafrika wurde in diesem Zeitraum nahezu verdoppelt. Durch das geplante Freihandelsabkommen Indiens und Südafrikas mit dem südamerikanischen MERCOSUR werden die Handelsbeziehungen weiter ausgebaut. Die Intensivierung des Handels zwischen diesen Staaten macht die Gruppe verstärkt für andere Länder interessant, die, wie z. B. Russland und China intensivere Handelsbeziehungen zum Süden suchen. Es handle sich nicht um ein exklusives Bündnis und die Türen für weitere Mitglieder stünden jederzeit offen, gab die "Group of Three" bei ihrer Eröffnungspressekonferenz bekannt
Weiterhin beschlossen die G-3 Staaten die verstärkte Zusammenarbeit in Fragen der Verteidigung und beim Ausbau des Transportwesens. Gemeinsame Technologieentwicklung und Kooperationen in Bereichen der Wissenschaft sind weitere Eckpfeiler des neugeschlossenen Bündnisses.
Die Bedeutung des Zusammenschlusses
Mit dem Zusammenschluss der drei Staaten entsteht ein ernstzunehmender Markt, der fast 20 Prozent der Weltbevölkerung beheimatet. Indien und Südafrika erzielten im vergangenen Jahr ein Wirtschaftswachstum von über drei Prozent und auch, wenn das Gesamtbruttoinlandsprodukt nur ca. 1,1 Milliarden Dollar beträgt, besitzen diese Länder durch ihre Führungsposition auf ihrem Kontinent noch beträchtliche Potentiale.
"Von nun an ist es wichtiger denn je, zuvor so gut es geht, mit einer Stimme zu sprechen. Wenn Länder wie Indien, Südafrika und Brasilien sich vereinigen, so werden sie auch erhört", betonte der indische Außenminister Yashwant Sinha bereits im Sommer diesen Jahres. Die Durchsetzung gemeinsamer Interessen wird nur erreicht, wenn sie auch gemeinsam vertreten werden. Ziele, wie die Reform der Subventions- und Zollpolitik in entwickelten Ländern werden nicht von einzelnen Staaten durchgesetzt.
Auf der diesjährigen WTO-Ministerkonferenz in Cancún sollte der Zeitrahmen für die Durchsetzung der Beschlüsse aus der Doha-Runde (2001) abgesteckt und bis Ende 2004 eine abschließende Übereinkunft erzielt werden. Die Differenzen zwischen Industrie- und Entwicklungsländern in bezug auf das Ausmaß der Reformen ließen diese Pläne jedoch scheitern, und nach fünf Tagen ging die Konferenz ohne Ergebnis zu Ende. Dieses Entwicklung zeigt, dass die neuerliche Allianz vom Norden ernst genommen werden muss. Mit ca. 20 weiteren Staaten bildeten sie die Gruppe der G20+ und vertraten die gemeinsamen Forderungen nach einem vollständigen Abbau von Exportsubventionen für Landwirtschaftsprodukte, einer Reduzierung interner Beihilfen für Landwirte und dem Abbau der Zölle.
Die Durchsetzung dieser Interessen wurde nicht erreicht, aber die halbherzigen Reformvorschläge der Industrienationen konnten als unzulänglich abgelehnt werden. Diese Machtposition ist neu und verdeutlicht die zunehmende Bedeutung von Entwicklungsländern bei der Aushandlung internationaler Regelungen. Länder wie Südafrika und Brasilien scheinen also doch auf dem richtigen Weg zu sein, auf dem Weg in eine globalisierte Welt, in der die entwickelten Länder bisher noch die Spielregeln vorgeben.