Country reports
Mit Enrique Riera, der die Bürgermeisterkandidatur mit 27% vor Barchini mit 23% und Planás mit 19% gewann, ist ein weiterer Stern am Coloradohimmel aufgestiegen, der zur neuen Generation gehört. Die offiziellen Ergebnisse werden erst in ein paar Tagen erwartet.
Am 28. April 1996 fanden die letzten Wahlen zur Erneuerung des Parteivorstandes statt.Mit der Zusammenlegung der Wahl zur Bestimmung der Kandidaturen für das wichtige Bürgermeisteramt von Asunción und Bürgermeisterkandidaten, Stadträten sowie Ortsvorständen und Parteidelegierten stellte die interne Wahl am 6. Mai 2001 eine sehr komplexe Angelegenheit in der Geschichte Paraguays dar.
Schon die Öffnung der Wahllokale musste von 16 Uhr auf 17 Uhr verlängert werden, da die Wahltischhelfer mit der Organisation und Wählerregistrierung nicht nachkamen. Vor den Wahllokalen bildeten sich für Stunden lange Warteschangen..
Ca. 55% der nahezu 1 Mio. Coloradomitglieder wählten in einem für paraguayische Verhältnisse komplizierten Wahlvorgang mit 8 Wahlzetteln die Kandidaten für 61.000 zu erneuernde Parteistellen und Kandidaturen für die am 18. November 2001 stattfindenden Bürgermeister- und Gemeinderatswahlen.
Die ordnungsgemäß verlaufene Wahl wurde trotz des sehr aufwendigen administrativen Verfahrens durch die rechtzeitige Auslieferung der Wahlzettel landesweit vorbildlich durchgeführt. Lediglich in zwei kleineren Gemeinden wurden die Wahlen suspendiert, da die Wahlzettel nicht rechtzeitig eintrafen bzw. Druckfehler aufwiesen.
Duarte Frutos, als Anhänger der Parteifraktion Reconciliación Colorada (Argañafraktion) hat mit einem klaren Sieg dem Oviedismus, vertreten durch seinen Gegenkandidaten, Galeano Perrone, der 34% erlang, und dem in der Strössnertradition stehenden Ex-Parteipräsidenten, Bader Rachid Lichi (18%), eine klare Absage erteilt.
Mit Duarte Frutos kommt ein Vertreter einer neuen und jungen Politikergeneration an die Macht der traditionsreichen Coloradopartei, der die Caudillopartei reformieren möchte durch mehr Partizipation von Frauen durch Quotierung der Listen und durch Dezentralisierung der Parteistrukturen.
In Interviews wies er darauf hin, dass er die Exekutive auffordern wird, sich effizienter um die Probleme des Landes zu kümmern, und unterschied dabei, dass die Regierung kein Refugium für Privilegierte sein darf. Gegebenenfalls, so Duarte Frutos, wird sich die Partei auch vom Regierungsapparat distanzieren. Schon vor seiner Kandidatur ließ er durchblickenn, dass er sich von der wenig effizient arbeitenden Exekutive des Präsidenten González Macchi distanzieren werde, falls dieser nicht endlich die langersehnte Staatsreform in Angriff nimmt.
Als großen Verlierer titulierte zwar Duarte Frutos den Putschistengeneral Oviedo, der vom brasilianischen Gefängnis aus seine Marionette Galeano Perrone als Kopf der UNACE-Bewegung für die Wahl propagierte; und immerhin erzielte Galeano Perrone 34% der Coloradostimmen.
Der Parteipräsident Duarte Frutos wird sich nun mit seiner Fraktion der Argañisten im Vorstand mit dem Oviedoflügel (ca. 30%) und mit Anhängern von Bader Rachid (ca. 10%) arrangieren müssen.
Die Ortsverbände im Großraum Asunción setzen sich nach der Wahl mehrheitlich aus Vertretern der größten Parteifraktion "Reconciliación Colorada" zusammen, der auch Duarte Frutos angehört. In der Wahlkampfphase kam es jedoch zu zahlreichen Abspaltungen von dieser großen Fraktion, die traditionell die Familie des Ex-Caudillos und ermordeten Vizepräsidenten Argaña kontrolliert.
Mit dem Sieg von Duarte Frutos als Präsident und Riera als Kandidat für das wichtige Bürgermeisteramt von Asunción ist der Coloradopartei ein entscheidender Schritt gelungen, ihre verkrustete Organisations- und Personalstruktur durch jüngere Politikmanager zu verbessern.
Das Duo wird bereits für die Präsidentschaftswahl im Jahr 2003 als mögliche Kombination Präsident/Vizepräsident gehandelt, dem die Liberale Partei zur Zeit nichts adäquates entgegensetzen kann.
Bei geschicktem Wahlkampf vor den Bürgermeisterwahlen am 18. November wird Riera mit hoher Wahrscheinlichkeit die notwendige Mehrheit für das Amt erreichen, denn der derzeitige liberale Bürgermeister von Asunción, Martin Burt, ist während seiner Amtszeit durch Korruptionsskandale und Untätigkeit aufgefallen. Die Mehrheit der Asunceños sehnen sich nach einem grundlegenden Wechsel in der Gemeinderegierung. Dies ist die sichere Chance für den jungen Colorado Riera.