Forum
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Es hat sie immer schon gegeben und es wird sie wohl auch in Zukunft geben – die Spezies der Mitläufer. In Diktaturen ist
ihre Existenz besonders folgenreich. Wer dort den Anordnungen widerspruchslos Folge leistet, wird oft mitverantwortlich für
Überwachung, Unterdrückung oder Tod.
Die Mitläufer im Nationalsozialismus werden heute überwiegend kritisch gesehen. Im Fall der DDR können sie dagegen vielfach
mit Verständnis rechnen. Kaum einer, der einst das SED-Regime bejubelte, hat sich bisher mit seiner Mitverantwortung für
das massenhafte Unrecht selbstkritisch auseinandergesetzt.
Deshalb wenden sich Experten und Zeitgenossen auf dem 6. Hohenschönhausen-Forum erstmals einem Thema zu, das in der Auseinandersetzung mit der kommunistische Diktatur in Ostdeutschland bis heute weitgehend tabu ist: die politschen,psychologischen und institutionellen
Mechanismen menschlicher Anpassung und ihre Funktionalisierung durch den totalitären Staat.
PROGRAMMAblauf
9:00 - 9:30 Uhr
Begrüßung
- Dr. Hubertus Knabe
- Andreas Kleine-Kraneburg
9:30 - 10:00 Uhr
Warum ich kein Mitläufer wurde
Roland Jahn
Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, Berlin
10:00 - 12:00 Uhr
Panel I: Die Anpassung der Masse
Die Last ein Einzelner zu sein – Mechanismen der Macht
Prof. Dr. Barbara Zehnpfennig
Politikwissenschaftlerin, Universität Passau
Hitlers stumme Helfer – Mitläufer im Nationalsozialismus
Dr. Hendrik Thoß
Historiker, Technische Universität Chemnitz
Anpassen oder Widersetzen – Mitläufer in der DDR
Marko Martin
Schriftsteller, Berlin
Zur Psychologie des Mitläufers – Menschen in der Masse
Dr. Stefan Trobisch-Lütge
Psychologe und Psychotherapeut, Berlin
Moderation:
Sven Felix Kellerhoff
Journalist Die Welt, Berlin
12:00 - 14:00 Uhr
Mittagspause
In dieser Zeit besteht die Möglichkeit zu einer Führung durch die Dauerausstellung oder durch die ehemalige Untersuchungshaftanstalt Berlin-Hohenschönhausen.
14:00 - 16:00 Uhr
Panel II: Anpassung in den Institutionen
Bürokratische Routine – Finanzverwaltung in Diktatur und Demokratie
Prof. Dr. Sabine Mecking
Verwaltungshistorikerin, Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW
Furchtbare Juristen – Die Rolle der Justiz im Nationalsozialismus
Prof. Dr. Christoph Safferling
Jurist, Philipps-Universität Marburg
Glücklicher Sklave – Erinnerungen eines DDR-Richters
Rudi Beckert
ehemaliger Richter beim Obersten Gericht der DDR, Berlin
Die Partei hat immer Recht – Kadergehorsam in der DDR
Dr. Jochen Staadt
Politikwissenschaftler, FU Berlin, Forschungsverbund SED-Staat
Moderation:
Dr. Hubertus Knabe
Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen
16:00 - 16:30 Uhr
Kaffeepause
16:30 - 18:30 Uhr
Panel III: Die Anpassung der Intellektuellen
Staatskünstler – Schriftsteller in der SED-Diktatur
Dr. Karl Corino
Rundfunkjournalist und Schriftsteller, Tübingen
Anpassung als Rolle – Schauspieler in der DDR und im Nationalsozialismus
Dr. Rainer Rother
Künstlerischer Direktor der Deutschen Kinemathek Berlin
Lobreden auf den Führer – Intellektuelle im kommunistischen Rumänien
Helmuth Frauendorfer
rumäniendeutscher Schriftsteller
Stellvertretender Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen
Mitmachen oder Aufbegehren – Die Rolle der Intellektuellen in Russland heute
Dr. Irina Scherbakowa
MEMORIAL, Moskau
Moderation:
Dr. Norbert Seitz
Journalist, Deutschlandfunk
18:30 - 18:45 Uhr
Schlußwort
Rita Schorpp
Koordinatorin, Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin
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Das Panel III wird vom Deutschlandfunk aufgezeichnet und am 22.11.2013, 19.15 Uhr in der Sendung „Das Kulturgespräch“ ausgestrahlt.
Sie empfangen den Deutschlandfunk in Berlin über UKW 97,7, Kabel und Satellit, per Livestream unter deutschlandradio.de und im
neuen Digitalradio DAB+.