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Die militärische Intervention der von den USA geführten "Coalition against Terrorism" im Herbst 2001 sollte nicht nur das Taliban-Regime hinwegfegen und die Horte des Terrorismus beseitigen, sondern gleichzeitig die Befriedung und den Wiederaufbau Afghanistans einleiten. Sechs Jahre später scheint das Land von dieser Zielsetzung weit entfernt. Nicht nur erleben die Taliban ein Revival und kontrollieren bereits ganze Distrikte im Süden, sondern auch andernorts stellen die lokalen Gegebenheiten eine enorme Herausforderung für den Wiederaufbau und die Modernisierung Afghanistans dar. So dominieren gegenwärtig lokale Macht- und Gewaltstrukturen, sog. "Kriegsfürstentümer", das Land. Sie sind z. T. sehr differenziert, hochdynamisch, folgen ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten und stehen westlich geprägten Staats- und Herrschaftsvorstellungen entgegen. Wie sehen diese aus, wie sind sie zu bewerten und einzuordnen und wie sollten die Interventionstruppen mit diesem Phänomen umgehen?
Dr. Conrad Schetter, geb. 1966, ist Senior Research Fellow am Zentrum für Entwicklungsforschung der Universität Bonn.