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Die beiden Klassen fuhren gemeinsam mit dem Bus in Bremen los und wurden auf der Fahrt von Ralf Altenhof, Leiter des Politischen Bildungsforums Bremen, begrüßt und in die Thematik eingeführt. An der Gedenkstätte teilten sich die Klassen auf, die Schülerinnen und Schüler der Krankenpflegeschule besichtigten die Sühnekirche in Bergen sowie die ehemalige Panzerverladerampe, während die Klasse der Wilhelm-Wagenfeld-Schule das pädagogische Zentrum besuchte.
Gegründet wurde das Lager 1935 als „Heeresneubaulager“, um den Bau des nahegelegenen Panzerübungsplatzes zu ermöglichen. Dabei diente es auch als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, um das Ziel der „Vollbeschäftigung“ zu erreichen. Ab 1940 und insbesondere nach Beginn des Russland-Feldzuges 1941 wurde das Lager zum Kriegsgefangenenlager. Allein im Winter 1941/1942 starben etwa 12.000 sowjetische Gefangene an Kälte, Hunger oder einer Fleckfieberepidemie. 1943 übernahm die „Schutzstaffel“ (SS) einen Teil des Lagers für die sogenannten „Austauschjuden“, die die NS-Führung gegen im Ausland inhaftierte eigene Spione und Offiziere einzutauschen hoffte. Als Reaktion auf das Vorrücken der Alliierten auf die Konzentrationslager in den besetzten Gebieten begann 1944 die Verlegung der Insassen dieser Lager nach Bergen-Belsen und in andere Lager in von Deutschland gehaltenen Gebieten. Zwischen Herbst 1944 und Frühling 1945 trafen über 100.000 zusätzliche Häftlinge in Bergen-Belsen ein, von denen über 35.000 an Unterernährung und Krankheit starben oder erfroren. Nach der Befreiung des Lagers durch britische Truppen am 15. April 1945 diente es als „Displaced Persons Camp“, ein Aufenthaltsort für diejenigen, die noch nicht in ihre Heimat zurückkehren konnten oder dies nicht wollten.
In der Dauerausstellung der Gedenkstätte hatten die Jugendlichen die Möglichkeit, sich anhand von Dokumenten der Lagerführung, Briefen und Zeichnungen der Inhaftierten und von den britischen Truppen aufgenommenem Filmmaterial das Leben im Lager zu vergegenwärtigen. Dabei wurden alle Abschnitte der Lagergeschichte behandelt und ein authentischer Eindruck der Lebensbedingungen geschaffen. Die Führung über das Lagergelände verdeutlichte außerdem, was es hieß, dort 100.000 Menschen festzuhalten.
Der Besuch der unmittelbar an den Bahngleisen in Bergen gelegenen Sühnekirche zeigte auch die Auswirkungen des Lagers auf die Bergener Bevölkerung: Die ankommenden Gefangenentransporte wurden „bewusst gesehen, aber die Menschen in Bergen wussten nicht, was sie sehen“, wie Tourleiter Wolfgang Hertwig es ausdrückte. Die Furcht, selbst als Gegner der Nationalsozialisten angesehen zu werden, habe die Bevölkerung weitestgehend davon abgehalten, den direkt durch ihr Dorf verlaufenden Transporten Beachtung zu schenken. Auch die Verladerampe am Panzerbahnhof wurde deshalb kaum beachtet. Dort wurden die Gefangenen aus den Zügen zum Lager getrieben, der Weg schien den entkräfteten und oftmals kranken Häftlingen einer Insassin zufolge wie „eine dunkle, nicht enden wollende Straße.“ Das Gedenken an die Vergangenheit der Stadt bleibt jedoch nicht nur in der Gedenkstätte lebendig: Auch die Sühnekirche in Bergen ist ganz der Erinnerung an die Opfer des NS-Regimes gewidmet.
Zum Abschluss der Exkursion konnten die Schülerinnen und Schüler die Ausstellung und das Lagergelände eigenständig besichtigen, um sich so zu weiteren Aspekten der Lagergeschichte zu informieren. Auch auf der Rückfahrt nach Bremen gab es einen regen Austausch zum Erfahrenen.