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"Fair aber hart"

by Janine Dufner
„Hart aber fair“ mit Frank Plasberg ist den meisten geläufig aus dem Fernsehen. Bekannt ist die Sendung für ihre offenen und kontrovers geführten Diskussionen. Genau dies bekamen die 140 Zuschauer auch am 1. September im Bildungswerk Bremen geboten – nur dass hier nicht ein Journalist Politiker befragte, sondern ein Politiker (Thomas Röwekamp) Journalisten (Christian Dohle und Klaus Wolschner). Ziel der Veranstaltung war es, die Perspektive zu wechseln und so eine neue Sicht auf die Politik in Bremen zu vermitteln.

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Thomas Röwekamp, sonst CDU-Fraktionsvorsitzender der Bremischen Bürgerschaft, genoss sichtlich die Rolle des Fragenstellers. Christian Dohle, Reporter der Sendung „buten un binnen“ von Radio Bremen, und Klaus Wolschner von der „Tageszeitung“ stellten sich seinen Fragen. Schon bald entsponn sich ein faszinierendes Gespräch über den Wahlkampf und –ausgang zur Bremischen Bürgerschaft, die Haushaltssituation in Bremen, aber auch über grundsätzliche Themen wie die Unabhängigkeit und Ausgeglichenheit der Presse.

Zu Anfang führte Röwekamp einen Filmbeitrag vor, in welchem Dohle Kritik an der Bremer CDU und ihrem Vorsitzenden übte („Da ist richtig Feuer unter’m Dach“), und warf die Frage auf, ob Dohle wirklich unabhängigen Journalismus betreibe. Dohle verteidigte sich mit einer Metapher, Röwekamp klage darüber, dass die Feuerwehr in einen Stadtteil fünfmal kam und beachte nicht, dass es dort fünfmal gebrannt habe. Er habe so oft über den Zustand der CDU berichtet, wie es etwas zu berichten gab. Auch den Vorwurf des Negativismus wehrte er ab. Schlechte Nachrichten seien nun mal gefragter. Röwekamp hielt dem allerdings entgegen, dass merkwürdigerweise stets nur „Kritiker“, nie aber „Befürworter“ seiner Politik befragt würden. Bei der Bildungsberichterstattung räumte Dohle selbst Fehler ein.

Die Berichterstattung über die Bürgerschaftswahl 2011 erschien Wolschner als reizlos, weil die jetzige Regierung „alternativlos“ gewesen sei. Er empfinde die Wahl oft als leeres Medienspektakel, in welchem Versprechen gemacht würden, die vor dem Wahlkampf innerhalb der Partei keinerlei Beachtung fänden und nach dem Wahlkampf schnell wieder vergessen seien. Laut Wolschner ist der Wahlkampf nicht spannender als das allgemeine politische Geschehen und sollte sich mehr an Inhalten orientieren. Diese „Authenzität“ sei ihm auch bei Politikern sehr wichtig. Ein Politiker soll seiner Meinung nach ruhig auch mal eine unpopuläre Meinung vertreten und muss nicht auf alles immer eine Antwort haben.

Am Ende der Podiumsdiskussion konfrontierte Röwekamp die beiden Journalisten mit zwei Kommentaren des Weser-Kuriers, die die Verfassungsklage der CDU sehr unterschiedlich bewerteten. Der Kommentar, welcher sich positiv dazu äußerte, war vor dem Misserfolg der Klage veröffentlicht worden, der Kommentar danach, beschrieb sie als „durchsichtiges Manöver“. Röwekamp kritisierte dies. Doch Wolschner entgegnete nur: „Das ist Pressefreiheit“ und wurde von Dohle begeistert bekräftigt. In einer Redaktion hätten schließlich auch nicht alle dieselbe Meinung. Zudem sei es nicht die Aufgabe eines Kommentars dem Leser eine Meinung vorzugeben, sondern bloß eine Meinung darzustellen.

Das Bildungswerk Bremen möchte die Reihe „Fair aber hart“ in loser Folge fortsetzen. Allerdings ist dies an zwei Vorraussetzungen gebunden: Es braucht „mutige“ Politiker und Journalisten, die vertauschte Rollen übernehmen möchten.

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