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Event reports

„Solides Banking muss geerdet sein“

by Alexander Feuser
Im Rahmen der bundesweiten Rednertour Europa führte das Bildungswerk Bremen der Konrad-Adenauer-Stiftung am 2. Februar 2012 die Veranstaltung "Nachhaltige Geschäftsmodelle in der Finanzindustrie" durch.

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Im restlos gefüllten Vortragssaal des renommierten Industrieclub zu Bremen referierte Dr. Michael Menhart, Chefvolkswirt des Munich-Re-Konzerns. Sein „intellektueller Sparringspartner“ war der Chefanalyst der Bremer Landesbank, Folker Hellmeyer. Gabriele Piontkowski, CDU-Abgordnete der Bremischen Bürgerschaft und finanzpolitische Sprecherin ihrer Fraktion, sprach ein Grußwort und schlug eine Brücke von der Finanzkrise zur finanziellen Situation des hochverschuldeten Landes Bremen.

Im Anschluss daran eröffnete der Vortrag des Referenten den Hauptteil des Abends. Dr. Michael Menhart, Chefvolkswirt beim Müchner RE Konzern, einem der größten Rückversicherer der Welt, erläuterte in seinem Vortrag die Ursachen der Finanzkrise und präsentierte den Zuhörern seine Lösungsansätze zur Überwindung der stürmischen Situation auf den internationalen Finanzmärkten. Menhart analysierte zunächst die gegenwärtige Schulden- und Finanzkrise und beleuchtete sie aus verschiedenen Perspektiven. Die gegenwärtigen Schwierigkeiten setzte er in Bezug zu vorhergehenden Krisen. Turbulenzen an den Finanzmärkten habe es schon zu allen Zeiten gegeben, sie seien Teil des Systems und förderten nötige Anpassungsprozesse. In weiten Teilen der Öffentlichkeit herrsche aber die Meinung vor, dass Gewinne der Unternehmen ausschließlich diesen zugute kommen, ihre Verluste hingegen den Bürgern aufgebürdet würden. Bei vielen Menschen entstünde ein Gefühl der zunehmenden Ungerechtigkeit und Ohnmacht. Menhart stellte die Frage, ob die Schuldigen ausschließlich in den Reihen der Akteure der Finanzmärkte zu suchen seien. Er verwies auch auf die Verantwortung der Politik, die in den letzten Jahrzehnten die Liberalisierung der Finanzmärkte selbst vorangetrieben habe. Beide, sowohl einige Regierungen als auch bestimmte Bank- und Finanzhäuser, seien für die Ursachen der gewaltigen Kapitalvernichtung verantwortlich. Menhart befürwortete ein wachstumsorientiertes Wirtschaften. Dies sei nicht generell schlecht, er unterschied zwischen „intelligentem“ und „getriebenem“ Wachstum und kritisierte die Abkehr einiger großer global agierender Versicherungsunternehmen von ihrem Kerngeschäft. „Intelligentes“ Wachstum qualifizierte er im Sinne der Volkswirtschaft als etwas positives, „getriebenes“ Wachstum dagegen als etwas negatives. Menhart sprach sich zudem dafür aus, nicht alle innovativen Finanzinstrumente als schlecht abzutun. Er appellierte an den Ethos jedes einzelnen am Finanzmarkt agierenden Unternehmens, verantwortlich zu handeln. Staatliche Regulierungen allein könnten nicht die gewünschte Ordnung bringen, weil die Märkte auf Vorgaben des Gesetzgebers mit der Suche und dem Finden immer neuer Schlupflöcher reagieren würden. Ein unendliches Katz- und Mausspiel an dessen Ende der Gewinner nicht fest steht, lediglich die Verlierer: die Finanzunternehmen und der Staat. Doch nahm Menhart auch die eigene Branche in die Pflicht und verurteilte die Abkehr einzelner Unternehmen von ihren eigentlichen Geschäftsfeldern, kritisierte das teilweise Vorhandensein eines sehr kurzfristigen Gewinnstrebens. Doch daran müsse sich ein Unternehmen messen lassen, wenn es nachhaltig, also verantwortungsbewusst und zukunftsweisend handeln möchte. Die kurzfristige Spekulation, beispielsweise mit Derivaten, die selbst für Fachleute oft schwer zu durchschauen seien, berge große Gefahren und Risiken. Die Notwendigkeit von sogenannten systemrelevanten Geldinstituten hob der Referent hervor und machte dies am Beispiel der Refinanzierung der Geldinstitute und der Einlagensicherung der Sparguthaben fest. Das Fazit seiner Ausführungen läßt sich folgendermaßen ausdrücken: Staatliche Eingriffe soweit wie nötig, aber ebenso nachhaltiges, im Sinne von verantwortungsvollem Handeln der Finanzunternehmen ist unerlässlich, um die Krise zu bewältigen. Eine einseitige Fokussierung auf den Staat als Heilsbringer lehnte Menhart ab.

In der anschließenden leidenschaftlich geführten Diskussion, die von Günther Hörbst, dem Leiter der Wirtschaftsredaktion des Weser-Kuriers, moderiert wurde, diskutierten Menhart und Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank, über den vorangegangenen Vortrag. Folker Hellmeyer, der vielen als wortgewandter Fernsehkommentator des Börsengeschehens bekannt ist, übte Kritik an der nach seiner Meinung sehr riskanten Ausrichtung der US-amerikanischen Finanzwirtschaft seit 1990. Seines Erachtens sei die Einführung der marktorientierten Bilanzierung ein Fehler gewesen, ebenso die ausufernde Fusionswelle im Finanzwesen. Banker seien im klassischen Sinne heute oft keine Banker mehr, sie vernachlässigten das Kerngeschäft der Banken, die Herausgabe von Krediten an den Mittelstand, statt dessen hätten sie in den letzten Jahren ihre Kompetenzen auf das teilweise hochriskante Invenstmentbanking verlagert, alles mit dem Ziel, um noch höhere Renditen am Kapitalmarkt zu erzielen. Der Experte der Bremer Landesbank wandte sich gegen global agierende Bankinstitute, die keinerlei Loyalität gegenüber einzelnen Staaten zeigen würden. Das Bankgeschäft sollte nach seinen Vorstellungen wieder den Kunden in den Mittelpunkt des Handelns stellen. „Solides Banking muss geerdet sein“, so Folker Hellmeyer, und er verwies durchaus mit Stolz auf sein eigenes Institut. Die Position Europas und der sogenannten Krisenstaaten, wie zum Beispiel Griechenland, Italien und Portugal sei nicht so schlecht wie immer behauptet. Europa stünde viel besser da als die hochverschuldeten USA, die sich vom Spar- zum Pumpkapitalismus entwickelt hätten.

Menhart kritisierte die Ausführungen von Folker Hellmeyer dahin gehend, dass es niemand geben könne, der in der Lage wäre, global agierende Finanzinstitute zu zerschlagen. Der Experte der Münchner RE sprach sich für ein Trennbankensystem aus, doch dürften sich die einzelnen Sparten nicht untereinander finanzieren, um zukünftige Krisen zu minimieren.

Der Moderator Günther Hörbst fragte beide Diskussionsteilnehmer, ob das Bankgeschäft wieder „langweilig“ werden müsse, um zu alter Solidität zurückkehren zu können. Beide bejahten dies im Hinblick auf eine langfristige und nachhaltige Ausrichtung der Banken.

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Dr. Ralf Altenhof

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State Representative and Head of the Political Education Forum Bremen

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