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"Uns geht's ja noch gold" – Literaturnachmittag im Hause Kempowski

Der in dieser Form erste Literaturnachmittag führte die Gäste der Konrad-Adenauer-Stiftung nach Nartum, dem ehemaligen Wohnort des Schriftstellers Walter Kempowski. Neben einer Einführung in das Leben und die Werke Kempowskis durch Helga Schnars im Nartumer Hof standen eine Lesung und eine Besichtigung des Hauses Kreienhoop mit Hildegard Kempowski auf dem Programm.

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Nach einem gemütlichen Kaffeetrinken und Kuchenessen im Nartumer Hof führte Helga Schnars in Leben und Werk Walter Kempowskis ein. 1929 in Rostock geboren, wurde Walter Kempowski gemeinsam mit seinem Bruder Robert im August 1948 von einem sowjetischen Militärtribunal wegen Spionage zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt, nachdem sie Frachtbriefe aus der Reederei ihres Vaters an die Amerikaner weitergeleitet hatten. Walter Kempowski verbrachte acht Jahre in der Haftanstalt Bautzen, bevor er 1956 vorzeitig entlassen wurde und in den Westen ging. Nach seinem Abitur 1957 und seinem Studium der Pädagogik in Göttingen war er ab 1960 u. a. in Nartum als Volksschullehrer tätig. Der 2007 verstorbene Walter Kempowski gehöre zu den bedeutendsten deutschen Autoren der Nachkriegszeit, da keiner das Leben der Deutschen dermaßen akribisch beschrieben habe wie er, begründete Schnars. Zu seinen bekanntesten Werken gehören der 1969 veröffentlichte Roman „Im Block. Ein Haftbericht“, „Tadellöser & Wolff“ sowie das „Das Echolot. Ein kollektives Tagebuch“, das international besprochen wurde und für das Kempowski 1994 den Konrad-Adenauer-Preis erhielt.

Im Haus Kreienhoop, ab 1974 Wohn- und Wirkungsstätte Walter Kempowskis, betonte dessen Witwe Hildegard eingangs, dass sie „aus einem goldenen Topfe schöpfen“ könne. Ihre Lesung begann sie mit einem kritischen Gutachten zu Walter Kempowski, das von dem Lyriker und Essayisten Peter Rühmkorf verfasst und 1977 veröffentlicht wurde, bevor sie eine Passage aus dem 1981 publizierten autobiografischen Gesellschaftsroman „Schöne Aussicht“ verlas. Zum Abschluss las sie einen Abschnitt aus dem Buch „Ein Kapitel für sich“, das Mitte der 1970er Jahre veröffentlicht wurde und in dem Walter Kempowski sowohl seine Mutter Margarethe – die wegen „Nichtanzeige von Agenten ausländischer Geheimdienste“ für zehn Jahre verurteilt worden war – als auch seinen Bruder Robert fiktiv aus deren Sicht über die Haftzeit berichten lässt. Für eine besondere Erheiterung des Publikums sorgte jene Stelle, in welcher der kürzlich verstorbene Robert einige Mitinsassen näher beschreibt – so etwa den 83-jährigen Konsul aus Wismar, der alle stets zu siezen vermag und regelmäßig seine selbstgemachte Krawatte trägt. Ein weiteres Beispiel ist der „SED“, der Suppenerkundungsdienst anstelle der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, eine Gruppe von Inhaftierten, die der freiberuflichen Tätigkeit nachgeht, herauszufinden, wie „dick“ oder „dünn“ die Suppe wohl sein möge.

Abgerundet wurde der Literaturnachmittag durch eine Besichtigung des Hauses Kreienhoop, das voller Überraschungen steckt – sei es durch den Innenhof, den Saal, den Pavillon, den Turm, den Garten, die Bibliothek oder die hauseigene Allee. Daher soll Walter Kempowski folgendes Abschlusswort gehören: „Das Haus entstand genauso, wie ich es mir vorgestellt hatte, ein wenig Höhle, ein bißchen Gutshaus, Schule und Kloster.“

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