Event reports
Darin verwies er auf die Fehler, die in den vergangenen Dekaden in der Integrationspolitik gemacht worden sind. So wurde viel zu lange geglaubt, ehemalige Gastarbeiter würden zurück in ihre Herkunftsländer gehen. „Es gab lange Zeit die Tendenz, bestimmte Probleme zu ignorieren,“ konstantierte der Politikwissenschaftler. Eine regelrechte „Integrationsindustrie“ würde versuchen, das Thema schön zu reden und Probleme zu verschleiern. Aber „die Wirklichkeit hat nichts mit dem Karneval der Kulturen zu tun“, so Luft.
„Wir haben zu spät reagiert“, stimmte ihm Heiko Strohmann zu. Der stellvertretende CDU-Fraktionsvositzende fordert eine Abkehr von der Symbolpolitik und ist davon überzeugt, „wenn wir es nicht schaffen, die Menschen wieder in die Gesellschaft zurückzuholen, dann brennen in Gröpelingen die Autos.“ Den Migranten müssten daher Perspektiven aufgezeigt werden, man müsse in die Vereine hereingehen, denn „Integration fängt an der Haustür an.“
Auf die Frage, warum Bremen im bundesweiten Vergleich bei der Integration von Zuwanderern besonders schlecht abgeschnitten hat, wie jüngst eine Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung offenbarte, konnte oder wollte Sozialsenatorin Rosenkötter nicht recht antworten. Ihr war es wichtiger herauszustellen, dass die Integration mehr als Herausforderung denn als Problem angesehen werden sollte. Auf die Frage, was man von Migranten denn fordern könne, sagte sie dann doch noch etwas Konkretes: „Wenn ich Optionen wie Sprachkurse biete, dann kann ich auch fordern, dass diese Optionen wahrgenommen werden.“
„Es wurde weder etwas von uns gefordert, noch wurden wir gefördert,“ entgegnete ihr Mehmet Kilinc, Vorsitzender der Schura Bremen. Er forderte die „uneingeschränkte Anerkennung des Grundgesetzes für unser Zusammenleben“, geriet aber ins Straucheln, als er eine Interview-Aussage von sich erklären sollte, in der er körperliche Strafen, wie z. B. Steinigungen, für Muslime in islamischen Gesellschaften akzeptierte. Der ausgebildete Dolmetscher bezeichnete Deutschland als seine Heimat, stellte sich jedoch die Frage, ob er angesichts einer „unterschwelligen Fremdenfeindlichkeit“ wirklich hier hin gehöre.
Auch die freie Journalistin Ya Ming Li fiel es lange schwer, sich in Deutschland heimisch zu fühlen. In der Schule sei sie oft gefragt worden, wann sie denn wieder zurück nach China ginge. „Für uns war es eher peinlich, anders zu sein“ und man habe sich eher als „Stiefkind“ gefühlt. Ihrer Meinung nach liegt viel Potential in den Migrationshintergründen der Menschen. Sie empfindet es rückblickend als schade, dass sie ihre Wurzeln nicht in den Schulunterricht einbringen konnte.
Zu Beginn und zum Abschluss des Podiumsgesprächs bot der 17-jährige Kaan Figen sein Talent auf dem Klavier dar. Mit einem selbst komponierten und einem fremden Stück ließ der Schüler, der sich das Klavierspielen selbst beigebracht hat, nach einer hitzigen Debatte wieder Ruhe in den Saal einkehren und gespanntes Lauschen folgte auf erregtes Diskutieren.
Das 3. Podiumsgespräch der KAS im Theater Bremen hat gezeigt, dass noch viel Arbeit zu leisten ist, damit Integration gelingt. Nicht zuletzt der große Andrang an diesem Abend hat jedoch auch bewiesen, dass dieses Thema in den letzten Jahren sehr wichtig geworden ist und für die Zukunft Deutschlands bleiben wird - eine gesamtgesellschaftliche Mammutaufgabe.