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„Konrad Adenauer verantwortete entscheidende historische und politische Weichenstellungen“, fasste Ralf Altenhof, Leiter das KAS Bremen, die Bedeutung des ersten Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland eingangs zusammen: Er gilt bis heute als „der größte und beliebteste Deutsche“; mit der Einführung der Sozialen Marktwirtschaft, der Westbindung und dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg legte er den Grundstein für die rasche Erholung des jungen Staates.
Zu Beginn der Revue regte „Adenauer“ an, diese Geschehnisse anhand der Umstände ihrer Entstehung zu betrachten, sie als „Schlüssel zu seinen Handlungen“ zu sehen. Impressionen aus seinen Reden, Tagebüchern und persönlichen Gesprächen fingen die Überzeugungen, Gedanken und Erlebnisse des gebürtigen Kölners ein, Anekdoten und die Verwendung zeitgemäßer Requisiten untermalten sie – sogar sein rheinischer Akzent klang bisweilen durch. Den geruhsamen Traum eines „kleinen Notariats“ gab er bald nach Abschluss des Jurastudiums in unter anderem Bonn und München auf, nachdem er seine spätere Frau Emma Weyer kennenlernte: Über ihre alteingesessene Familie in die politische „Beletage“ Kölns eingeführt, begann sein rascher Aufstieg zum Beigeordneten (1906), stellvertretenden Bürgermeister (1909) und schließlich Oberbürgermeister der Stadt Köln (1917).
Während seiner Amtszeit folgte Adenauer der Maxime des „Respekts vor dem Recht der Einzelperson und der Völker“ und trug zur Modernisierung der Stadt bei. Der Gelöstheit und Zukunftsfreude der „Goldenen Zwanziger“, von der Theatergruppe durch kleine Gesangs- und Tanzeinlagen vergegenwärtigt, stand Adenauer jedoch zutiefst skeptisch gegenüber: Im Fortschrittsdrang sah Adenauer eine Gefahr für Zufriedenheit und Glück, er lasse die Menschen „nie zur Ruhe kommen“. Überzeugt, dass die Freiheit dem Menschen „angeboren“ sei, lehnte er auch den Nationalsozialismus kategorisch ab, was 1933 seine Amtsenthebung und später eine zeitweise Inhaftierung im Gefängnis Brauweiler der Schutzstaffel (SS) nach sich zog. Nach der Kapitulation des Dritten Reiches begann Adenauer eine zweite politische Karriere, getreu seinem Leitsatz, dass „Zeiten der politischen Not bestens geeignet“ seien, „etwas Neues zu schaffen.“
Adenauer wurde Präsident des mit der Erarbeitung des Grundgesetzes beauftragten Parlamentarischen Rates der westlichen Besatzungszonen und 1949 erster Bundeskanzler. Die Stimmung in der westlichen Besatzungszone brachte Karl Berbuers Lied „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“ dem Publikum nahe, während die „Internationale“ die politische Entwicklung in der Ostzone widerspiegelte. Unter Adenauer und Wirtschaftsminister Ludwig Erhard florierte die junge Bundesrepublik; die Einstellung „Haste was, biste was“ brachten Plastikprodukte und Illustrierte auf die Bühne, ebenso wie der Nylonstrumpf mit schwarzer Mittelnaht – absolutes Schönheitsideal der 1950er Jahre. 1963 schließlich endete die „Ära Adenauer“ mit dessen Rücktritt als Bundeskanzler, am 19. April 1967 starb er in seiner Wahlheimat Rhöndorf am Rhein.
Ralf Altenhof bedankte sich abschließend für die unterhaltsame und informative Darbietung. Besonders lobte er das Wiedergeben der zeittypischen Stimmungen – so geschehe es „nicht häufig, dass auf Veranstaltungen der Konrad-Adenauer-Stiftung die Internationale gesungen wird“ und so gut passte.