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Bremen hat ein starkes Bürgertum, das sich durch großes bürgerschaftliches Engagement ausweist. Aber wie bringt sich das Bürgertum politisch ein? In welcher Form bezieht es Stellung? Wird es seiner Verantwortung gerecht? Oder hat das bremische Bürgertum – angesichts der seit 1945 ununterbrochen regierenden Sozialdemokraten – resigniert? Diese und weitere Fragen versuchten die Teilnehmer der Podiumsdiskussion zu beantworten.
Nach den einführenden Worten des Leiters der Liberalen Gesellschaft, Horst-Jürgen Lahmann, übernahm Theo Schlüter, der die Podiumsdiskussion moderierte, das Wort. Der Vorsitzende des Bremer Presseclubs bedanke sich dafür, dass man ihm die Moderation übertragen hatte.
Eingangs stellte sich die Frage, warum die CDU und FDP selbst in vermeintlich bürgerlichen Bezirken an Wählern verlieren und wie sich das Bürgertum definiere. Theo Schlüter brachte dabei die französischen Begriffe „Bourgeois“ und „Citoyen“ ein. Thomas Röwekamp setzte das Bürgertum mit dem Bürger gleich, der sich für den Staat einsetzt, woraufhin Theo Schlüter die Fragestellung des Abends prompt in „Quo vadis, bremischer Staatsbürger?“ umformulierte.
Auf die Frage, wie das Bürgertum sich politisch einbringe, fand man die Antwort, es bringe sich kaum bis gar nicht ein. In gesellschaftlichen sowie kirchlichen und kulturellen Bereichen ist das Bürgertum sehr stark vertreten, was sich zum Beispiel an der Gründung des Ökumenischen Gymnasiums als Vorzeigeprojekt, an der Kunsthalle oder am Bürgerpark auch belegen lasse. Dass es kein politisches Engagement des Bürgertums in Bremen gäbe, sei keine Neuheit, so Thomas Röwekamp.
Aus der Diskussion entwickelte sich die Frage, ob es denn in anderen Großstädten ähnliche Probleme mit dem politischen Engagement gäbe, worauf einstimmig geantwortet wurde, dass dieses fast überall stark nachgelassen habe. Besonders kritisiert wurde, dass außerhalb von Partein keine leidenschaftlichen Diskussionen mehr stattfinden und das Bürgertum immer unpolitischer wird. Bernd-Artin Wessels führte an, nicht nur den Parteien dürften Vorwürfe gemacht werden, dass das Bürgertum unpolitischer geworden sei. Die Parteien sollten den Erfolg, den sie erzielen, jedoch immer an die Bürger weitergeben.
Jürgen Wayand zeigte in einem Kurzvortrag die Entwicklung der Ergebnisse der Bürgerschaftswahlen der letzten Jahrzehnte auf und ging auch auf die Zusammenhänge zwischen den schwachen Ergebnissen der bürgerlichen Parteien und dem Aufstieg der Grünen ein.
Der kleine Empfang nach der Veranstaltung, zu dem Ralf Altenhof, Leiter des Politischen Bildungsforums Bremen, einlud, wurde von vielen Gästen genutzt, um bei einem Glas Wein oder Bier mit den Podiumsteilnehmern und anderen Besuchern ins Gespräch zu kommen und zu diskutieren.