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KAS Kamingespräche 2016 – In Adenauers Wohnzimmer

by Tina Mercep
Der Platz vor dem Kamin, ein Ort der Zusammenkünfte, des freundschaftlichen Austauschs und der politischen Diskussionen. Er schien schon immer eine besondere Anziehungskraft auf den ehemaligen Bundeskanzler und Namensgeber unserer Stiftung, Konrad Adenauer, auszuüben. So wurde sein Besuch bei Winston Churchill 1953 mit einer Schwarzweißfotografie der beiden Politiker vor dem Kamin in Downing Street 10 für die Ewigkeit festgehalten.

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Der Platz vor dem Kamin, ein Ort der Zusammenkünfte, des freundschaftlichen Austauschs und der politischen Diskussionen. Er schien schon immer eine besondere Anziehungskraft auf den ehemaligen Bundeskanzler und Namensgeber unserer Stiftung, Konrad Adenauer, auszuüben. So wurde sein Besuch bei Winston Churchill 1953 mit einer Schwarzweißfotografie der beiden Politiker vor dem Kamin in Downing Street 10 für die Ewigkeit festgehalten. Ein Jahr zuvor kam Konrad Adenauer mit Anthony Eden, Dean Acheson und Robert Schuman für die Verhandlungen über eine Europäische Verteidigungsgemeinschaft an einem Tisch vor dem Kamin zusammen. Auch in seiner Freizeit schien der ehemalige Bundeskanzler die Nähe des Kamins zu schätzen, denn in seiner damaligen Sommerresidenz „Villa La Collina“ in Cadenabbia, ist die Feuerstelle als zentraler Punkt im Esszimmer nicht zu übersehen.

Das Europabüro Brüssel der Konrad-Adenauer-Stiftung reihte sich ganz in die Tradition Konrad Adenauers ein und rief im Herbst 2016 eine neue Veranstaltungsreihe unter dem Namen „Konrads Kamingespräche – In Adenauers Wohnzimmer“ ins Leben. Der Kamin im Saal des Europabüros dient hierbei, ganz im Sinne des ehe-maligen Bundeskanzlers und Europafreunds, als zentraler Ort des Austauschs und schafft eine persönliche Atmosphäre. Bei jeder der bisher ausgerichteten Veranstaltungen stand ein bestimmter Staat im Fokus der Diskussion. Vor dem Kamin kamen der Leiter des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung des jeweiligen Landes sowie ein weiterer Länderexperte zusammen. In Adenauers Wohnzimmer fan-den dann in kleiner, familiärer Runde interessierte Gäste Platz, die in informeller Atmosphäre dem Austausch vor dem Kamin folgen und sich im Anschluss selbst einbringen konnten.

Den Auftakt zu dieser Veranstaltungsreihe machte im Oktober 2016 ein Kamingespräch zum Thema „Brexit“, zu dem sich David McAllister, Abgeordneter des Europäischen Parlaments mit schottischen Wurzeln, und Hans-Hartwig Blomeier, Leiter des KAS Büros in London, vor dem Ka-min einfanden. Etwa vier Monate nach der Entscheidung Großbritanniens die Europäische Union zu verlassen, war der Gesprächsbedarf über diesen drastischen Schritt in Brüssel, in den Institutionen und allen Mitgliedsstaaten gleichermaßen hoch. Auf der Insel selber scheint die Bevölkerung dem zukünftigen Austritt mit mehr Gelassenheit entgegenzublicken, berichtete Außenstellenleiter Blomeier. Während auf dem Kontinent rege über die Zukunft der Union und potentielle Herausforderungen diskutiert wird, würden die Briten ihre durch das Referendum zum Ausdruck gebrachte Entscheidung hinnehmen und nun weitere Schritte abwarten. Auf europäischer Seite basieren die Diskussionen über den Brexit weiterhin auf wagen Vermutungen, denn ein offizieller Prozess könne erst mit der Aktivierung von Artikel 50 im neuen Jahr eingeleitet werden. Hinsichtlich des Referendums betonte David McAllister die Wichtigkeit der Differenzierung. Schottland sei längst nicht so Europa-kritisch wie der Rest Großbritanniens, daher müsse eine nuancierte, politische Debatte geführt wer-den.

Neben regelmäßigen Besuchen in der Downing Street, pflegte Konrad Adenauer stets die deutsch-französische Beziehung als Fundament der damals noch jungen, europäischen Zusammenarbeit. Es wäre nicht verwunderlich gewesen, hätte Charles de Gaulle bei seinem ersten Treffen mit Konrad Adenauer im Jahre 1958 auch vor einem Kamin platzgenommen. Im November bot das Europabüro den pas-senden Rahmen für einen deutsch-französischen Austausch, über die im nächsten Jahr bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in Frankreich.

Hierzu durften wir Dr. Nino Galetti, Leiter des Pariser KAS Büros, und Stephan Toscani, Saarländischer Minister für Finanzen und Europa, in Adenauers ausgelagertem Wohnzimmer in Brüssel begrüßen. Moderiert wurde die Expertenrunde von Roland Freudenstein, Forschungsleiter des Wilfried Martens Center für Europäische Studien, der das Kamingespräch mit der Vorstellung eines französischen Comicbuchs eröffnete, dass Frankreich 2017 unter der Präsidentschaft von Marie Le Pen, Vorsitzende des Front National, karikiert. Einen Tag nachdem die französische Bevölkerung in den Vorwahlen der Konservativen den ehemaligen Premierminister François Fillon als Präsidentschaftskandidaten nominiert hat, sprachen die nationalen Experten unter anderem über das wahrscheinliche Szenario eines politischen Duells zwischen Fillon und Le Pen. Der staatsmännisch wirkende Kandidat der Republikaner könne mit seiner konservativen Haltung viele der jetzigen Front National-Wähler erreichen, pflege aber auch eine sehr Russland-freundliche Politik. Es bleibt abzuwarten, welcher Kandidat den politischen Raum in Frankreich füllen und das Potential zur Ansprache einer breiten Wählerschaft mit sich bringen wird.

Der Abschluss der diesjährigen Kamingesprächsreihe stand im Zeichen Israels und der Beziehung des Landes zu der Europäischen Union. Als Sprecher vor dem Kamin beehrten uns im Dezember Seine Exzellenz, der Botschafter von Israel bei der EU und NATO, Aharon Leshno-Yaar, und Dr. Michael Borchard, Leiter des Auslandsbüros der KAS in Jerusalem. Durch den Kaminabend führte Daniel Schwammenthal, Leiter des AJC Transatlantic Institutes in Brüssel. Die Europäische Union und Israel können auf eine lange, stabile und größtenteils wirtschaftlich geprägte Zusammenarbeit zurückblicken. Schon Konrad Adenauer legte Grundsteine für die Beziehung zwischen Israel und der Union, als er 1960 Mi-nisterpräsidenten David Ben-Gurion die Unterstützung Deutschlands zusicherte. Auf politischer Ebene und im Angesicht des noch nicht beigelegten israelisch-palästinensischen Konflikts, wünscht sich Israel heute eine klare Haltung der EU und konkrete Signale der Unterstützung. Solange diese ausbleiben, wir das politischer Verhältnis weiterhin angespannt sein und gleiche einem Balanceakt zwischen Kooperation und der Einforderung demokratischer Werte. Angesichts der jüngsten terroristischen Ereignisse innerhalb der Grenzen der Europäischen Union, hat sich die Zusammenarbeit auf sicherheitspolitischer Ebene intensiviert, was als positiv von beiden Partnern gewertet wird. Nicht nur hier, habe die EU viel von Israel zu lernen, so der Botschafter. Ein auf gegenseitigem Zuhören und Verstehen basierender Dialog ist die Basis für eine partnerschaftlich-erfolgreiche, gemeinsame Zukunft.

Der Kamin ist ein Ort des informellen Austauschs und der regen, politischen Diskussion. Was bereits Konrad Adenauer erkannt hat, wurde nun auch vom Europabüro nach drei erfolgreichen Veranstaltungen in Erfahrung gebracht. Im Rahmen der Kamingespräche konnten in einer privaten Atmosphäre Perspektiven ausgetauscht werden. Die Teilnehmer haben das Veranstaltungsformat der etwas anderen Art genossen und einige von ihnen sind gerne in Adenauers Wohnzimmer zurückgekehrt. Das Europabüro wird diese Tradition ganz im Sinne ihres Namensgebers im neuen Jahr fortführen und hofft auf viele weitere, interessante Gäste und Gespräche vor dem Kamin.

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