Event reports
Nachdem Eva Majewski, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Europabüros, die Gäste begrüßt und den Experten des Abends vorgestellt hatte, begann Dr. Kloppenburg seine Ausführungen mit einer kurzen Vorstellung der KfW-Bankengruppe, deren Geschichte und Funktion.
Die KfW-Entwicklungsbank verfügte im letzten Jahr über 15,5 Milliarden Euro, wovon im Moment ca. 60 Prozent in Projekte, die den Ausbau Erneuerbarer Energien förderten, fließen würden.
Um die Ausgangslage zu verstehen, sei folgender Vergleich notwendig, so Dr. Kloppenburg: In den europäischen Ländern könne im Moment der Energiebedarf abgedeckt werden, wirtschaftliche Stabilität sei gewährleistet. Allerdings stelle sich auch hier die Kostenfrage: Akzeptiere die Bevölkerung die Ausbaukosten für Erneuerbare Energien unter diesen komfortablen Bedingungen? Könne sich ein Staat den Ausbau finanziell leisten?
Im Vergleich hierzu führte Dr. Kloppenburg die MENA - Länder außerhalb der EU an: Hier gäbe es eine wachsende Nachfrage- allerdings keine ausreichende Versorgung. Die Abhängigkeit von Kohle und Gas sei groß und deren Beliebtheit begründet: sie bürgen geringe Risiken, einen Preisvorteil und seien im Produktionsbereich fertig entwickelt. Aus diesen Gründen habe der Ausbau Erneuerbarer Energien in den MENA – Ländern im Moment nicht die erste Priorität. Zuallererst müsse die Nachfrage gestillt werden, dann könne an die Umwelt gedacht werden, so beschrieb Dr. Kloppenburg die dort verbreitete Ansicht.
In Europa hätte sich jedoch in den vergangenen Jahrzehnten die „Vision“ der Erneuerbaren Energiegewinnung verbreitet. Dabei setzten die meisten Investoren vor allem auf Offshore-Energie. Diese erfahre seit Jahren stetigen Zuwachs und EU-weit hätten sich entsprechend Unternehmen etabliert.
Das zweite große Feld der modernen Energiegewinnung, die Wüste, hinke, so Dr. Kloppenburg, noch hinterher: Der Preis für die Implementierung der zur Gewinnung nötigen Infrastruktur sei höher als erwartet, ebenso der Strompreis pro Kilowattstunde noch nicht so niedrig wie erhofft.
Die Energiegewinnung aus der Wüste kämpfe mit folgenden vier Hindernissen:
-Die Hürde des Wettbewerbs: Offshore-Lösungen seien technisch einfacher; politische Instabilitäten verhindern die Attraktivität der Wüste als Energiestandort für Investoren.
-Das Hindernis der EU-Energiemärkte: Diese seien noch zu gering integriert, es fehle die Netzinfrastruktur nach Afrika und in den Nahen Osten.
-Das Hindernis für den Privatsektor: Jener brauche Vertragssicherheit und investiere nicht, wenn politische Umstürze möglich seien.
-Das Hindernis unterschiedlicher Perzeption: Die Energieproduzenten der MENA-Länder erhofften sich durch den Ausbau Erneuerbarer Energien einen Export auf preislich hohem Niveau, die EU-Länder hingegen rechneten mit möglichst günstiger „grüner“ Energie.
Bezüglich dieser vier Hindernisse gab er als Mitglied des KfW-Vorstandes folgende Einschätzung ab: Es sei offensichtlich, dass das Problem der Energiezuführung (fehlende Infrastruktur) in den nächsten Jahren noch nicht gelöst werden könne, zumal das fehlende Vertrauen von Seiten der EU-Staaten nur langsam entstehe. Außerdem merkte er an, dass ein Land, solange politisch instabil, nicht als Standort zur Energieproduktion geeignet sei. Wenn es stabil sei, müsse die dort gewonnene Energie erst dem Land selbst und erst dann den EU-Ländern gelten. Aus diesen Gründen sei ein Zuwachs an Stabilität und ein positives Wachstum in den MENA – Ländern von großem Interesse für die KfW und Europa. Für eine nachhaltige und umweltfreundliche Produktion sei dringend Unterstützung notwendig.
Dr. Norbert Kloppenburg berichtete vom solarthermischen Kraftwerk Ouarzazate I in Marokko als herausragendem Entwicklungsprojekt im Bereich der Erneuerbaren Energien. Dessen Aufbau fördert die KfW-Entwicklungsbank im Namen der Bundesregierung mit 115 Millionen Euro.
Neben der deutschen Finanziellen Zusammenarbeit beteilige sich aber auch die Europäische Kommission, die Europäische Investitionsbank (EIB), die französische Entwicklungsbank Agence Française de Développement" (AFD), sowie Weltbank und Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB). Dieses politische Netzwerk müsse auch in Zukunft weiter zusammen arbeiten.
Die Wirkung des Projektes (und die fünf weiterer Kraftwerke, die folgen sollen) sei bereits klar erkennbar – bereits 950 Tonnen CO2 seien eingespart worden. Allerdings bräuchten die zukünftigen und schon existierenden Produktionsländer eine gesunde und stabile Wirtschaftspolitik um für internationales Kapital und Investoren attraktiv zu sein. Nachhaltigkeit sei hier nicht nur im ökologischen, sondern auch im kommerziellen Kontext zu sehen.
Auf die Frage, ob nicht erst im Inland investiert werden müsse bevor man in afrikanische Länder expandiere, antwortete Dr. Kloppenburg: „Man muss das eine tun, ohne das andere zu lassen!“
Zur Person: Dr. Norbert Kloppenburg, geboren 1965 in Büren/Westfalen, studierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus in Bonn, wo er 1989 zum Dr. agr. promoviert wurde. Seine Karriere begann 1983 als Berater im Planministerium in Burundi. Von 1985 an war er drei Jahre für die KAS als Auslandsmitarbeiter in Indien tätig. 1989 erfolgte sein Eintritt in die KfW-Bankengruppe, zunächst als Projektmanager im Länderbereich Westafrika, dann als Sektorökonom im Auslandssekretariat. Ab 1995 war er Leiter des KfW-Verbindungsbüros in Brüssel, daran anschließend folgte seine Tätigkeit als Abteilungsleiter der Export- und Projektfinanzierung im Bereich der Energie- und Umwelttechnik. Ab 2002 war er Bereichsleiter für den asiatischen Raum. Seit 2007 ist Dr. Kloppenburg Mitglied des Vorstandes der KfW-Bankengruppe.