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„Ich glaube aber fast, Pakistan ist seit seiner Gründung vor 62 Jahren bis heute immer am Scheideweg gewesen, ohne in Grundsatzfragen je wirklich vorangekommen zu sein“.
So beschrieb Dr. Christian Wagner, Leiter der Forschungsgruppe Asien der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin, in seinem Vortrag im Schwörsaal des Ulmer Schwörhauses die sicherheitspolitische Lage in Pakistan.
Gestärkt nach einem kurzen Mittagsessen erfuhren die Teilnehmer aus Ulm und um Ulm herum wie Pakistan aus der muslimischen Religion heraus gegründet wurde und heute mehr einer Kasernenhofdemokratie gleicht als sonst ein Staat auf der Welt.
„Die einzige Gemeinsamkeit, die alle Pakistani eint, ist ihre Ablehnung gegenüber Indien in der Kaschmirfrage. Wenn man die pakistanische Außenpolitik der letzten 60 Jahre beschreiben möchte, kann man das in drei Wörtern machen: Indien, Indien, Indien oder auch: Kaschmir, Kaschmir, Kaschmir.“
Dr. Wagner beschrieb das Bild einer Region, die seit dem Abzug der britischen Kolonialherren aus einem komplexen und andauernd wechselndem Machtgefüge besteht, dessen Ordnung ständig in Frage gestellte wird. Er führte die Teilnehmer anhand selbstaufgenommener Bilder und eigener Erfahrungen auf einen Streifzug durch die Grenzregionen Pakistans zu Afghanistan und den Stammesgebieten der einheimischen Paschtunen und machte die Probleme der pakistanischen Regierung, in den unzugänglichen Grenzregionen die Ordnung aufrechtzuerhalten und das Rückzugsgebiet für die islamistischen Taliban abzukappen an einem alten Sprichwort deutlich:
„Man kann Paschtunen nicht kaufen, man kann sie nur mieten.“
Das größte Problem in Pakistan seien aber nicht die religiösen Extremisten, sondern die Armee, die in weiten Bereichen den eigentliche Machthaber im Land darstellt. Und so „ist die Transformation der Streitkräfte die Hauptbaustelle an der zuerst gearbeitet werden muss. Denn alle Staaten halten sich eine Armee, aber in Pakistan hält sich die Armee einen Staat.“