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Zum Auftakt der Reihe zum Thema Smart City begrüßte Alina Dorn die Gäste im Kursaal Bad Cannstatt zu einem Abend, der unter der Frage stand „Wie smart ist Stuttgart“? Eine relevante Frage, schließlich werden bis 2050 ca. 2/3 der Weltbevölkerung in Städten leben, eine große Herausforderung an die Infrastrukturen.
Vision Smart City
Prof. h.c. Dr. Chirine Etezadzadeh, Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Smart City e.V. sowie Gründerin und Institutsleiterin des SmartCity.institute, spannte in ihrem Vortrag einen großen Bogen und eröffnete erste Einblicke in den Begriff Smart City. Natürlich sei Smart City ein riesiger wirtschaftlicher Faktor, es eröffnen sich völlig neue Märkte und es kann auch ein Standortvorteil für Städte werden. Von dieser Entwicklung profitiert auch Frau Etezadzadeh mit ihrem Institut, welches eine Scharnierfunktion zwischen Verwaltungen, Politik, Unternehmen und Forschung bilden möchte.
Wichtig ist es, bei der Vision einer Smart City die Stadtbewohner in den Mittelpunkt zu stellen. So wollen die Bürger eine gesunde Stadt, sie soll sauber, schön, inspirierend sein. Gleichzeitig gibt es Probleme, bezahlbaren Wohnraum zu finden und die Infrastruktur in Stuttgart ist überlastet, wie Berufspendler nach Stuttgart zu Genüge wissen. Und wie lässt sich das Ganze mit unseren Traditionen, unseren Werten und unserer Kultur verbinden?
An unser Gesellschaftsmodell stellt die Smart City Herausforderungen. So brauchen die Bürger Aufgaben und Beschäftigung, sowohl zur Sinnstiftung als auch zum Auskommen. An Bildung, Jobs und die Demokratie werden also hohe Anforderungen gestellt werden.
Grundsätzlich spricht sich Etezadzadeh dafür aus, die Digitalisierung als Chance wahrnehmen, um alte Ziele wie z.B. die soziale Markwirtschaft zu erreichen und bewahren. Denn u.a. durch Smart Cities haben wir die Möglichkeit, Digitalisierung einen Sinn geben und vom aktuellen Selbstzweck ebendieser weg zukommen. Dabei gibt es verschiedene Themenfelder: Partizipation, Energiewende, Mobilitätswende etc. Die Frage ist also: Wie wollen wir morgen leben?
Und Stuttgart?
Alexander Kotz, Fraktionsvorsitzenderder CDU Gemeinderatsfraktion in Stuttgart geht zunächst auf die Vision 2030, vergangenes Jahr verabschiedet vom Stuttgarter Gemeinderat. Da Mobilität Teil der Smart City ist, gibt sich die Stadt das Ziel, dass wir uns im Jahr 2030 stressfrei und auf verschiedensten Wegen in Stuttgart bewegen.
Auch hervorgehoben wird die Kombination verschiedenster Mobilitätsformen in der Polygo Karte, jüngst kam zum Beispiel ein Netz an Fahrrädern und E-Bikes hinzu. Auch der City-Logistik Plan, mit dem die Stadt den Güter- und Lieferverkehr verbessern will, soll sich Richtung Smart City orientieren.
Defizite sieht Kotz in verschiedenen Bereichen. Besonders bedauernswert ist in seinen Augen, dass die Geburtsstadt des Autos es nicht auf die Reihe brachte, ein Testfeld für autonomes Fahren einzurichten. Die bereits sehr erfolgreich operierende integrierte Verkehrsleitzentrale möchte er weiter verbessern. Auch könnte sich in Stuttgart angesichts des Innovationspotentiales auch mehr an smarter Infrastruktur tun, so z.B. automatische Parkhäuser. Der ÖPNV muss im Zuge einer Smart City vernetzt sein und besser auf hohe Aufkommen in den Stoßzeiten reagieren können.
Insgesamt setzt sich die Stadt ehrgeizige Ziele. So soll zum Beispiel im Rahmen von Stuttgart 2030 regenerative Energie ganz Stuttgart versorgen, inklusive der hiesigen Industrie, was ein Novum wäre.
Der Fraktionsvorsitzende freut sich über die Stadtwerke als wichtigen Player auf dem Weg zur Smart City, welche erst 2011 gegründet wurden.
Modellhaft soll das neue Stadtviertel Neckarpark am Wasen sein. Hier wird vom Grundstein integriert und quartiersweise gedacht. U.a. wird das Quartier einen Mobilitätshub haben und Abwasserwärme nutzen.
Um den Gedanken der Smart City im Bewusstsein der Bürger mehr zu verankern, sieht er auch eine Imagekampagne als nötig, um das Thema mit Personen und Initiativen zu verknüpfen.
Autor: Johannes Heinemann