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Eine große Herausforderung bei Chinas Urbanisierung ist die Qualität der schnell hochgezogenen Städte. Dr. Gerhard Wahlers, stv. Generaldirektor und Hauptabteilungsleiter Europäische und Internationale Zusammenarbeit, KAS Berlin, hob in seinem Grußwort die Bedeutung von Lebensqualität hervor, die für eine nachhaltige Entwicklung der Stadt- und Gesellschaftsstruktur bedeutend sei. Qiao Runling, Vizedirektor des Zentrums für Ubanisierung der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) forderte in seinem Beitrag eine höhere Qualität der Bausubstanz. Diese sei oftmals so mangelhaft, dass die Gebäude nach einer Generation schon wieder abgerissen werden müssten. Dadurch entstünden nicht nur negative Kostenfaktoren, sondern auch Nachteile für Umwelt und Mensch. Deutschland könne bei Qualitätsstandards als Beispiel für China dienen. Hartmut Koschyk, MdB und Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, lobte Chinas Problembewusstsein. Der Urbanisierungsprozess werde in China landesweit vorangetrieben, so auch in angestammten Lebensräumen der verschiedenen Ethnien, was ihnen ermögliche, in ihrer Heimatregion zu bleiben und nicht in weit entfernte Städte ziehen zu müssen, um eine Arbeit zu finden. Die Kooperationsmechanismen zwischen Deutschland und China wird kontinuierlich ausgebaut, was den Erfahrungs- und Wissenstransfer begünstigt, so Bundesbeauftragter Koschyk. Bürgermeister der Stadt Shenyang, Tong Jingshi, stellte die Entwicklung seiner Stadt dar, deren Urbanisierungsquote über dem Provinzdurchschnitt liege. Die Infrastruktur der Stadt habe sich in den letzten Jahren deutlich verbessert; effizientere Raumgestaltung und bessere Umweltbedingungen blieben noch anzugehende Aufgaben.
Zahlreichen Vorträgen am Vormittag, folgte nachmittags eine Paneldiskussion. Themenschwerpunkte waren Wertschöpfung und Gestaltung eines lebenswerten urbanen Raumes. Dr. Christina West, European Union Academic Programme Hong Kong, wies auf die Wichtigkeit hin, gut ausgebildete junge Menschen durch die Schaffung attraktiven Lebensraumes und qualifizierter Arbeitsplätze in der Region zu halten. So könne Wertschöpfung generiert und die gesamte Gegend aufgewertet werden. Begegnungsräume für Menschen seien dabei wichtige Faktoren. Prof. Dr. Dieter Hassenpflug, Urban Solutions, stellte die zahlreiche Räume für menschliche Interaktion vor, die es in chinesischen Städten gebe. Zhang Yi, stv. Leiter des Instituts für Soziologie, Chinesische Akademie der Sozialwissenschaften (CASS), kam auf die gegenwärtige Entstehung dreier Megametropolregionen in China zu sprechen, deren Aufbau er kritisch bewertete.
Die Veranstaltung bot den chinesischen und deutschen Teilnehmern eine Plattform für einen pluralistischen Diskurs über Entwicklungskonzepte und Anregungen für zukünftige Gestaltungmöglichkeiten Chinas neuer Urbanisierung.