In den vergangenen Jahren ist eine zunehmende Anzahl gewaltbereiter Islamisten aus Deutschland in die Bürgerkriegsregionen Syriens und des Irak ausgereist.
Das Bundesministerium des Innern gibt die aktuelle Zahl der Ausgereisten mit etwa 550 Personen an. Über 378 von ihnen liegen detailliertere Informationen vor. Bei den Ausgereisten handelt es sich in 89 Prozent der Fälle um Männer, nur elf Prozent sind Frauen. Die meisten sind im Alter von fünfzehn bis dreißig Jahren. Dabei stellen die 21bis 25-Jährigen mit 125 Personen die größte Gruppe dar. 64 Personen sind zwischen 26 und dreißig Jahre und immerhin 56 Personen erst zwischen fünfzehn und zwanzig Jahre alt.
Mehr als die Hälfte der Ausgereisten wurde in Deutschland geboren, und etwa 60 Prozent haben die deutsche Staatsangehörigkeit. Konvertiten machen einen Anteil von zwölf Prozent aus. Etwa ein Drittel besitzt einen Schulabschluss, darunter 41 einen gymnasialen Abschluss und 31 einen Realschulabschluss. 23 Personen verfügen über eine abgeschlossene Ausbildung und acht über einen Studienabschluss. 46 Personen hatten zum Zeitpunkt ihrer Ausreise eine Ausbildung begonnen und 43 ein Studium aufgenommen. 73 Personen befanden sich bis kurz vor ihrer Ausreise in schulischer Ausbildung – bedingt durch die oben genannte recht hohe Anzahl von Minderjährigen. Ein Großteil der Personen radikalisierte sich innerhalb von weniger als drei Jahren. Faktoren, die maßgeblich zu einer Radikalisierung der Islamisten beitrugen, waren vor allem die Beeinflussung durch Freunde, die Verbindung zu salafistischen Moscheen und die Manipulation durch extremistisches Gedankengut im Internet. Viele müssen als „religiöse Analphabeten“ bezeichnet werden, da sie nur geringe Kenntnisse über den Islam besitzen.
Einige der Ausgereisten waren vor ihrer Radikalisierung bereits straffällig geworden, vor allem aufgrund von Gewalt-, Drogen- sowie Eigentumsdelikten. Vermutlich ist von den mehr als 550 Ausgereisten mittlerweile etwa ein Drittel wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Unter ihnen befinden sich dreißig kampferfahrene Personen, von denen eine potenzielle terroristische Gefahr für Deutschland ausgeht. Die Sicherheitsbehörden geben 260 „Gefährder“ in Deutschland an. Nicht alle Rückkehrer stellen jedoch eine Gefahr dar. Neben denjenigen, die nach ihrer Rückkehr in radikalen Szenen verkehren, neue Personen zu rekrutieren versuchen und ihr extremistisches Gedankengut verbreiten, gibt es auch jene, die traumatisiert von den Erfahrungen in den Kriegsgebieten zurückkehren und psychologischer Betreuung bedürfen. Nur wenige arbeiten nach ihrer Rückkehr mit den Sicherheitsbehörden zusammen. Die Anzahl der bei den Kämpfen in Syrien und im Irak Getöteten wird auf vierzig geschätzt.
Zusammengestellt von Thomas Volk, Koordinator für Islam und Religionsdialog der Konrad-Adenauer-Stiftung
Quellen:
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/028/1802865.pdf
http://mediendienst-integration.de/desintegration/militanter-islamismus.html
www.bmi.bund.de/SharedDocs/Interviews/DE/2015/01/interview-bild-am-sonntag.html [nicht mehr verfügbar, Stand Oktober 2024].