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Was das Pontifikat von Papst Franziskus für den Katholizismus bedeuten könnte

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Aus meinem Geschichtsstudium erinnere ich mich an den Satz: „Zeitgeschichte ist die Epoche der Mitlebenden.“ Genau so erlebe ich die gegenwärtige Situation als katholischer Christ am Beginn des neuen Pontifikats. Fast kein Tag vergeht, an dem nicht Neues, Überraschendes, früher kaum Denkbares geschieht. Da kommt ein neuer Papst, Papst Franziskus, gewählt von mehr als zwei Dritteln der Kardinäle – und alles wird anders. Alles? Nein, aber Wesentliches und Wichtiges, Symbolisches und Strukturelles, Persönliches und Politisches. Es ist eine spannende Zeit. Und viele schöpfen neuen Mut: Die katholische Kirche erneuert sich beständig, sie bietet der Gesellschaft immer wieder faszinierende Menschen an – wie diesen neuen Papst –, die ihr Leben in der Spur des Jesus von Nazareth leben, die sich in dieser Kirche an die Menschen verschenken, an die Schwachen und Bedrängten.

Der Versuch, eine erste Bewertung zu geben, wird nur zögerlich unternommen. Welche Überraschungen mögen sich zwischen Abschluss des Manuskripts und Erscheinen des Heftes noch ergeben? Hätte man vor Monaten gedacht, dass die Entwicklung der katholischen Kirche so lebendig, ja so tagesaktuell sein kann? Mitten in diesem dynamischen Prozess gehe ich das Risiko ein, aus jetziger Sicht zu beschreiben, was ich sehe, und zu sagen, was ich erhoffe.

 

Rücktritt und Konklave

Wir haben Papst Benedikt XVI. vieles zu verdanken. Respekt und Wertschätzung für seinen rund achtjährigen Dienst werden bleiben. Gerade bei seinem Deutschlandbesuch 2011 sind viele wichtige Impulse gesetzt worden, entgegen mancher Darstellung auch in der Ökumene. Noch am Tag der Ankündigung des Rücktritts hat der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Landtagspräsident a. D. Alois Glück, Papst Benedikt XVI. seinen Respekt und großen Dank für seinen Dienst ausgesprochen.

Für eine Bewertung des Pontifikats ist der Abstand deutlich zu gering. Es war ein Pontifikat in der Spur von Johannes Paul II. Die Enzykliken, auch die – als Theologe geschriebenen – Bücher, der Versuch, die Piusbrüder zu integrieren, der entschiedene Kampf gegen den Missbrauch, die ausgebliebene Reform der Kurie, die Reisen und Begegnungen, schließlich der weit über den Tag hinaus wirkende Rücktritt von historischer Bedeutung – all dies will, mit dem notwendigen Abstand, später ausgewertet und gewichtet werden.

Das Konklave 2013 fand in einer völlig anderen Situation statt als jenes von 2005. Dominierte damals die Frage, wer diesem großen Papst folgen könne, so stand jetzt im Mittelpunkt, wer die notwendigen Reformen vor allem – aber nicht nur – in der Kurie durchzusetzen vermag. Viele fragten sich, ob es einen Kandidaten geben könne, der, wie seinerzeit Karol Wojtyla, sozusagen „in seiner Person“ die zentrale Botschaft der Zeit „verkörpert“. Wer also in seiner Person die für die heutige Zeit zentrale Herausforderung sichtbar werden lassen könne. Man hat das erhofft, aber keinen entsprechenden Kandidaten gesehen.

Im Konklave hielt Kardinal Jorge Mario Bergoglio eine aufsehenerregende Rede (Die Kirche, die sich um sich selber dreht: Theologischer Narzissmus - derPaterBlog). Sie war eine von mehr als zehn Dutzend Reden, die jeweils nicht länger als fünf Minuten dauern durften. Aber sie war im Rückblick die entscheidende. Er sprach über die Evangelisierung, die „apostolischen Eifer“ voraussetzt. Er sprach von der „kühnen Redefreiheit“, die in der katholischen Kirche gelten müsste. Er sprach davon, dass die Kirche „aus sich selbst herauszugehen und an die Ränder zu gehen“ hat, und zwar „an die Grenzen der menschlichen Existenz: die des Mysteriums der Sünde, die des Schmerzes, die der Ungerechtigkeit, die der Ignoranz, die der fehlenden religiösen Praxis, die des Denkens, die jeglichen Elends“. Klingen da nicht die großen ersten Sätze mit, die die Pastoralkonstitution Gaudium et Spes einleiten:

„Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände …“? (GS1)

Kardinal Bergoglio stellte diese aus sich herausgehende, diese dienende Kirche einer Kirche der Selbstbezogenheit, des theologischen Narzissmus gegenüber. Schärfer und eindeutiger kann man es kaum sagen: „Die egozentrische Kirche beansprucht Jesus für sich drinnen und lässt ihn nicht nach außen treten.“ Bergoglio sagte einer solchen, „um sich selbst kreisenden Kirche“ den entschiedenen Kampf an. Die versammelten Kardinäle schliefen einige Nächte darüber – und schritten dann zur Wahl.

 

Der Beginn

Das Pontifikat begann mit einer Verneigung. Der Papst verneigte sich vor den Gläubigen. Er bat „seine“ Diözese von Rom, für ihn zu beten. Hier deutete sich bereits jener grundlegende Stilwandel an, dessen Zeugen wir immer noch sind: weg vom Pomp und Brokat, hin zu menschlichen Gesten, vor allem zur „Beziehung“. Schon seine ersten Handbewegungen auf dem Balkon machten dies sichtbar, er streckte die Hand zu den Menschen aus und zog sie zurück zu sich, er wollte in Beziehung treten, eine Verbindung herstellen zwischen den Menschen auf dem Petersplatz und sich selbst auf der Loggia. Schon in den ersten Minuten des Pontifikats wurde der Gedanke Martin Bubers spürbar, dass alles Leben Begegnung ist.

Das Neue und Überraschende setzte sich in den nächsten Tagen fort, im Stil des Wohnens, im menschlichen Umgang, in der Vermeidung, ja im Verzicht auf allen Pomp und auf möglichst viel von dem, was den Papst von den anderen trennt. Es war eine Suche nach Nähe, ja nach Zärtlichkeit im umfassenden menschlichen und spirituellen Sinne.

Mit den Menschen durch dieses erste Osterfest des neuen Pontifikats zu gehen, Kreuz, Tod, Auferstehung zu durchleben und zu feiern, dies war die Aufgabe der ersten Wochen von Papst Franziskus. Es ging um die Grundfragen des Menschseins, die das Konzil unüberbietbar so beschreibt: „Die Menschen erwarten von den verschiedenen Religionen Antwort auf die ungelösten Rätsel des menschlichen Daseins, die heute wie von je die Herzen der Menschen im Tiefsten bewegen: Was ist der Mensch? Was sind Sinn und Ziel unseres Lebens? Was ist das Gute, was die Sünde? Woher kommt das Leid, und welchen Sinn hat es? Was ist der Weg zum wahren Glück? Was ist der Tod, das Gericht und die Vergeltung nach dem Tode? Und schließlich: Was ist jenes letzte und unsagbare Geheimnis unserer Existenz, aus dem wir kommen und wohin wir gehen?“ (NA 1)

 

Das Programm

Schon jetzt lässt Papst Franziskus Grundzüge seines Programms erkennen. Dazu gehören der entschiedene Einsatz für die Armen, der entschiedene Kampf an ihrer Seite, gegen Ungerechtigkeit und Egoismus.

Das ist für katholische Christen, die sich politisch engagieren, eine wichtige Botschaft. Das Engagement für soziale Gerechtigkeit, der Einsatz für die Soziale Marktwirtschaft, die politische Arbeit gegen Benachteiligung und für eine umfassend verstandene Befähigung der Menschen wird durch dieses Pontifikat eine starke Unterstützung finden. Das gilt auch für den Versuch, möglichst vielen die Teilhabe am gesellschaftlichen, am politischen, am wirtschaftlichen Leben zu ermöglichen.

Solche Teilhabe setzt sich im Innerkirchlichen fort: Franziskus ist überzeugt, dass wir als Kirche gemeinsam unterwegs sind, wo auch immer wir in der Kirche stehen, egal ob „oben“ oder „unten“, ob im „progressiven“ oder „konservativen“ Lager. Schon 2007 wies Kardinal Bergoglio in einem sehr bemerkenswerten Interview auf die Bedeutung der Laien hin (www.30giorni.it/articoli_id_16590_l5.htm): „Meinen Priestern habe ich gesagt: ‚Tut eure Pflicht; die Aufgaben eures Amtes kennt ihr ja, übernehmt eure Verantwortung und lasst dann die Tür offen.‘ Die Religionssoziologen sagen uns, dass sich der Einfluss einer Pfarrei auf einen Umkreis von 600 m erstreckt. In Buenos Aires liegen zwischen einer Pfarrei und der nächsten ca. 2000 m. Ich habe den Priestern damals gesagt: ,Wenn ihr könnt, mietet eine Garage, und wenn ihr den einen oder anderen disponiblen Laien auftreiben könnt, dann lasst ihn nur machen! Er soll sich um diese Leute hier kümmern, ein bisschen Katechese machen, ja, auch die Kommunion spenden, wenn er darum gebeten wird.‘“

„Lasst sie nur machen!“ – wäre das nicht auch ein schönes Programm für eine echte Beteiligung der Laien in der Kirche und an der Kirche auch in anderen Ländern, Bischofskonferenzen, Diözesen, Pfarreien? Vielleicht gehört es auch zum Programm dieses Pontifikats, die Bedeutung von Taufe und Firmung und damit die Würde des Laienstandes in der Kirche neu herauszustellen. Was natürlich auch eine ganz neue Verpflichtung aller Getauften und Gefirmten bedeutet, ein neues In-die-Pflicht-Nehmen aller, Zeugen des Evangeliums zu sein und sich Tag für Tag am Ringen für mehr soziale Gerechtigkeit zu beteiligen.

 

Angriffe und Kritik

Die ersten Tage des Pontifikats waren auch von einer Reihe von Angriffen und von Kritik gekennzeichnet. Vier Kritikpunkte seien kurz beschrieben: Zunächst ging es um die Frage, wie der damalige Jesuitenprovinzial sich in der Zeit des argentinischen Militärregimes verhalten hatte. Nach entschiedenen Erklärungen beteiligter Jesuiten ebbten die Nachforschungen ab. Aber die Öffentlichkeit spürte, wie sehr manche journalistischen Kreise die Biografie des neu gewählten Papstes nach einem „blinden Fleck“ abklopften.

Fairerweise sei gesagt: Es ist die Aufgabe eines freien Journalismus, kritische Fragen zu stellen und zu recherchieren.

Zu den primitivsten Artikeln gegen den Papst und die katholischen Christen gehörte ein in der Berliner tageszeitung (taz) abgedruckter „Kommentar“ von Denis Yücel (www.taz.de/Kommentar-Franziskus/!112813/). Hier sei, so der Verfasser, ein „reaktionärer alter Sack“ dem anderen gefolgt, er habe sich den „Künstlernamen“ Franziskus gegeben, er kümmere sich um „esoterischen Klimbim“ wie katholische Dogmatik et cetera. Der Präsident des ZdK, Alois Glück, hat sofort öffentlich protestiert und umgehend Beschwerde beim Deutschen Presserat eingereicht.

Drittens fand man, für manche überraschend, in allen großen überregionalen Zeitungen nach einigen Tagen Leserbriefe mit dem Tenor, man habe eine seriöse Tageszeitung abonniert und keine Kirchenzeitung. Nun sei es genug mit seitenlangen Artikeln über Benedikt, Konklave, Franziskus, man sei derart intensiver Kirchenberichterstattung überdrüssig. Hier deutet sich an, dass sich die Aufmerksamkeit und Wertschätzung für kirchliche Themen in der Öffentlichkeit enorm gewandelt hat – leider nicht zum Guten. Kann das neue Pontifikat, wenn es sich weiter entfaltet, Impulse für mehr Verständnis und mehr Wertschätzung setzen? Können wir verlorenes Vertrauen wieder zurückgewinnen?

Eine vierte Form von Kritik formiert sich erst langsam in entsprechenden Foren, vor allem in einem bislang sich „romtreu“ präsentierenden Milieu.

„Darf der das?“, lautet die Frage, darf jemand die Amtsführung – und damit das mindestens „gefühlte“ Bild des Amtes – so sehr verändern? Erhebt sich da am Ende eine Person über das Amt? Ist eine solche Veränderung vor der Tradition zu rechtfertigen? Viele Identitätsfragen sprechen aus dieser Kritik, letztlich sind es tiefe innere Unsicherheiten. Ganz das Gegenteil dessen, was Papst Franziskus ausstrahlt.

 

Die Chancen

Mit dem Rücktritt, dem Konklave und den ersten Wochen der Amtszeit von Papst Franziskus hat ein neuer Frühling in der katholischen Kirche Einzug gehalten. Mindestens vier Chancen sind damit verbunden.

Erstens: Er kommt aus dem Süden. Die Gewichte, die Kraftfelder verschieben sich – und das ist gut so. Der Papst kommt aus einer Stadt, die viele Tausend Kilometer von Rom entfernt liegt. Er hat eine andere, neue Perspektive auf Kirche und Welt. Er wird den – trotz Konzil, Bischofssynoden, Papstreisen, Weltjugendtagen – noch immer vorhandenen Eurozentrismus der katholischen Kirche aufbrechen. Eine Fixierung auf europäische Fragen, Sorgen und Probleme, auch auf europäische Theologie und europäische „Geisteshaltungen“ wird einem größeren Horizont weichen, ohne dass diese Fragen ungelöst bleiben dürften. Die Vielfalt des Katholischen wird deutlicher werden.

Zweitens: Papst Franziskus sagt durch seine Person: Glaube ist politisch. Von seinem Einsatz für die Armen und Entrechteten war schon die Rede. Der Papst wird alle verstören, die den Glauben für etwas Abgehobenes, etwas „Übersinnliches“ und Unpolitisches halten. In neuer Weise wird der Kern dessen erkennbar werden, was eine richtig verstandene Theologie der Befreiung wollte. Hier ist auch von Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, manches zu erwarten. Seine langjährige Freundschaft mit Gustavo Gutiérrez kann ein Signal dafür sein, dass die Verortung unserer Kirche „an der Seite der Armen“ verstärkt werden könnte. Die weltweit einmaligen kirchlichen Hilfswerke, die der Katholizismus in Deutschland, oft übrigens angestoßen durch die Deutschen Katholikentage, entwickelt hat, könnten Modell werden für andere Ortskirchen.

Drittens: Seine ersten Reden und Entscheidungen deuten an, dass er ernst machen wird mit einem kollegialeren Leitungsstil und mit einer Reform der Kurie. Der langjährige Präsident des ZdK, Hans Maier, hat schon seit Längerem modernere Regierungsstrukturen verlangt. Ein Teil davon betrifft das Regieren in Rom selbst, das klarer, transparenter, professioneller werden muss. Ein anderer Teil betrifft die Haltung Roms zu Entwicklungen in den Ortskirchen. In Deutschland weiß man, so sind viele Katholiken überzeugt, in manchen Fragen besser als in römischen Studierstuben, wie man beispielsweise dem Lebensschutz konkret und im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten dient. Das Gleiche gilt in anderen Themenfeldern für andere Ortskirchen in anderen Kontinenten. Der gemeinsame Glaube, die gemeinsamen Wahrheiten können durchaus in verschiedenen Kulturen in differenzierten Formen gelebt werden, vielleicht müssen sie es sogar!

Viertens: Die Kraftfelder der innerkirchlichen Information werden sich verschieben. Man wird in Rom möglicherweise vorurteilsfreier über die katholische Kirche in Deutschland informiert werden. Es ist das Recht und die Pflicht des Vorsitzenden der Bischofskonferenz, in Rom zu berichten und dort Gehör zu finden. Er ist der authentische Sprecher. Gab es nicht zu viele selbst ernannte Zuflüsterer und Briefeschreiber, die ein verzerrtes Bild von der katholischen Kirche in Deutschland gezeichnet haben? Einer Kirche des Niedergangs, des Glaubensabfalls?[1] Vielleicht wird das Verhältnis zwischen Rom und den Deutschen sich jetzt neu und unaufgeregter entwickeln können.

 

Rückenwind

Viel Rückenwind könnte es also geben für politisch engagierte Katholiken in Deutschland. Mehr Wertschätzung für ihr Engagement, mehr ernst gemeinte Zuwendung und mehr Respekt für ihren Dienst und ihr Zeugnis.

Und doch gilt: Papst Franziskus wird für uns alle auch unbequem werden. Das mag verstören, aber auch das kann eine eigene, unerwartete Form von Anstoß für das gemeinsame Anliegen sein. Als überzeugender Mahner und als entschiedenes Vorbild kann der Papst vieles bewegen, auch jeden von uns.

Nehmen wir an, dass die ersten Wochen der Hochstimmung und des Neuen verflogen sind und das Programm sich zu entfalten beginnt. Nehmen wir an, dass er dann auch unbequeme Entscheidungen treffen wird, die nicht überall verstanden werden. Dass er allen ins Gewissen reden wird, auch uns in Deutschland.

Dann kommt es wirklich darauf an, ob wir „in pfingstlichem Geist“ als katholische Christen reagieren können. Längst zeichnet sich ab, dass durch diesen Papst die Debatte über das Stichwort „Entweltlichung“ wieder aufleben wird – wenn auch mit neuem, besser verstehbarem, ja sogar motivierendem Akzent. Man wird manches lieb Gewordene beenden, verändern, weiterentwickeln müssen. Katholische Christen müssen noch mehr als jetzt schon für die leben, bei denen Jesus in besonderer Weise war – eine Herausforderung für alle. Schon jetzt finden viele Familien bei Kolping nachhaltige Unterstützung. Mehr davon! Schon jetzt setzt sich die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) für Arbeitnehmerrechte ein. Mehr davon! Schon jetzt kümmert sich manche Gruppe der katholischen Frauengemeinschaft um die Rumänienhilfe. Mehr davon! Schon jetzt übernimmt die Frau aus der Gemeinschaft Sant’Egidio die Betreuung eines Asyl Suchenden. Mehr davon! Schon jetzt stärken Pfarrer Franz Meurer und seine „HöVi-Land“-Crew Hunderten benachteiligten Kindern und Jugendlichen in Köln ihre Selbstachtung. Mehr davon! Schon jetzt gibt es unzählige von Partnerschaftsprojekten von Misereor und den anderen Werken. Mehr davon! Schon jetzt sind viele Katholiken in demokratischen Parteien aktiv, gestalten im Bundestag, in den Landtagen, im Stadtrat, als Bürgermeisterin und Bürgermeister unsere politische Wirklichkeit aktiv mit. Mehr davon!

So könnte man noch vieles anführen. Das neue Pontifikat macht vielleicht dem einen oder anderen Mut, aus der Zuschauerrolle herauszugehen und sich aktiv in Kirche und Gesellschaft zu engagieren. Papst Franziskus wird unbequem werden für manche, er ist es schon geworden. Doch das ist ein Teil seines Amtes: unbequem sein und die Kirche in die Zukunft führen, in Gottes Geist: „Habemus papam!“

 

 

[1] Alois Glück sagte bei seiner Rede am Schluss des Katholikentags 2012 in Mannheim: „Wir haben eine lebendige, glaubensstarke und vitale Kirche erlebt … Ja, die Situation in unserer Kirche ist mehr als die Summe ihrer Defizite. In unserer Kirche und im Namen der Kirche, aber auch durch Katholikinnen und Katholiken, die in ihrer eigenen Verantwortung als Bürgerinnen und Bürger handeln, geschieht viel Großartiges! Für mich war es eine beglückende Erfahrung, auf der Kirchenmeile die Vielfalt und das Engagement so vieler kirchlicher Gemeinschaften, von Verbänden und Organisationen zu erleben. Diese Vielfalt ist nicht Gefahr, sondern Reichtum! Das ist die Frucht des Einsatzes vieler, vieler Ehrenamtlicher. Sie leben Glauben und Kirche, das ist ein besonderer Schatz.“

 

 

Stefan Vesper, geboren 1956 in Düsseldorf, seit September 1999 Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK).

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