Asset Publisher

Henry Herkula | Flickr

Ein Erfahrungsbericht über linksextreme Gesinnungen an Universitäten

Wie Political Correctness, Cancel Culture und linksextreme Ideologien das Klima an Universitäten prägen und die Meinungsfreiheit gefährden. Konservative fühlen sich zunehmend ausgegrenzt – mit gesellschaftlichen Folgen.

Political Correctness, Cancel Culture und Selbstzensur – seit dem Beginn meines Studiums an der Universität Erfurt 2016 bin ich umgeben von Beschränkungen, die nach meiner Auffassung mit akademischer Debatte nichts mehr tun hat. Christlich-demokratisch geprägt, sich selbst als konservativ einschätzend, fühle ich im studentischen Milieu eine krasse Außenseiterin. Man lernt schnell, welche Ansichten in diesem Umfeld erwünscht sind und welche nicht. Ganze Themenfelder werden ausgeklammert: Klimaschutz und Atomkraft in einem Satz zu nennen? Unmöglich! Die gesamte Migrationsdebatte wird besser nicht angesprochen. Sofort steht der Vorwurf der Menschenverachtung und des Rassismus im Raum.

Wieder und wieder habe ich mich dennoch auf Debatten mit meinen Kommilitoninnen und Kommilitonen eingelassen. Meist gelang es nicht, die politischen Gräben zu überwinden, doch immerhin entwickelten sich ein Respekt und ein grundlegendes gegenseitiges Verständnis. Völlig unzugänglich blieben allerdings die besonders Lauten, die „Antifanten“, also diejenigen, die sich der Antifa („Antifaschistische Aktion“) zurechnen. Von ihrem teils rabiaten Auftreten, immer in Gruppen, geht eine einschüchternde Wirkung aus. Dabei verschleiern sie ihre Radikalität nicht einmal, sondern schmücken sich mit ihr. Wer andere Auffassungen vertritt, wird beschimpft und verunglimpft. Im Namen der Gerechtigkeit und für die höhere Sache ist Gewalt gegen Sachen zumindest geduldet, Gewalt gegen Menschen wird nicht ausgeschlossen.

„Schnell gerät man in ihr Visier. Bürgerlichkeit gilt ihnen als spießig, restriktiv, reaktionär – und gehört abgeschafft. Gegen 'das Bürgerliche' vorzugehen, ist zugleich die alltägliche Zurschaustellung ihrer Gesellschafts- und Staatsverachtung.“

Franca Bauernfeind

Schnell gerät man in ihr Visier. Bürgerlichkeit gilt ihnen als spießig, restriktiv, reaktionär – und gehört abgeschafft. Gegen „das Bürgerliche“ vorzugehen, ist zugleich die alltägliche Zurschaustellung ihrer Gesellschafts- und Staatsverachtung. „Nie wieder Faschismus“ lautet ihr Kampfruf, der nicht zu kritisieren wäre, würden sie ihn nicht unterschiedslos gegen jeden ins Feld führen, der ihnen nicht passt. Dass es jenseits ihres eigenen Umfelds politische Überzeugungen gibt, die „Faschismus“ ablehnen und bekämpfen, widersprich ihrer Weltsicht. Ihr Kampf richtet sich einfach gegen „Rechts“ – da werden Liberale und Konservative „in einem Topf“ mit Rechtspopulisten und Rechtsextremen verkocht.

Erschreckend ist für mich, wie groß die Akzeptanz linksextremer Aktionen auf dem Campus geworden ist. Fast scheint es, als wären sehr linke Positionen vorherrschend. Jedenfalls gilt es nicht als Makel zu „ganz links“ gehören. Niemand hält damit hinter dem Berg; es wird offen kommuniziert, fast schon zelebriert. Wer sich als „Antifant“ geriert, fühlt sich cool. Meine Beobachtung ist, dass der Campus zunehmend ein Nährboden für linksextreme Gesinnungen darstellt. Ältere wenden ein: Links und darüber hinaus waren die Studenten seit 1968 schon immer! Nur darf diese Gewöhnung nicht dazu führen, dass sich extreme Tendenzen ungestört weiterentwickeln können. Das gilt zumal, wenn die offene und freie Debattenkultur gefährdet wird.

Bereits 2020 brachte eine Umfrage unter Studenten an der Universität Frankfurt eine erhebliche Verunsicherung zutage. So sprach sich eine deutliche Mehrheit der Befragten für die Einschränkungen der Meinungsfreiheit aus. Dabei deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Studenten, die sich als links verorten, deutlich seltener kontroverse Redner, Dozenten oder Texte tolerieren. Andere gaben an, dass sie aus Angst, stigmatisiert und sozial isoliert zu werden, zu Selbstzensur neigen. Ein Viertel der Befragten offenbarte, wegen einer Meinungsäußerung bereits persönliche Zurückweisung erfahren zu haben, ein Drittel fühlte sich in Vorlesungen gehemmt, die eigene Meinung offen zu sagen.[1]

Auf diese Weise drohen die diskursiven Standards an den Hochschulen zu erodieren. Dies zeigt sich nicht allein an den persönlichen Erfahrungen der Studenten, sondern auch in der Auflösung kontroverser Diskussionspraktiken, die als überholt gelten und abgelehnt werden. Stattdessen werden neue Methoden wie Safe Spaces propagiert, die eine diskursive Zurückhaltung fordern und Unantastbarkeit nahelegen. Ständig geht es um Rassismus und Diskriminierung. Wer allein die damit einhergehende Begrifflichkeit nicht beherrscht, entlarvt sich als gestrig.

Ich fürchte inzwischen um die Zukunft, nicht nur unserer Universität. Mich besorgt, dass sich der vergiftete Kampf an den Universitäten in die gesamte Gesellschaft hineinfressen könnte. Was auf dem Campus passiert, sollte also niemanden kalt lassen. Was dort in scheinbar unbedeutenden Nischen gedacht wird, kann morgen ein ganzes Land durchdringen. Im Guten – aber leider auch im Schlechten.

Daniel Beck
Franca Bauernfeind (geb. 1998) studierte an der Universität Erfurt im Masterstudiengang Staatswissenschaften. Sie war Bundesvorsitzende des Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) und Mitglied im Bundesvorstand der Christlich Demokratischen Union (CDU). Zur Bundestagswahl 2021 kandidierte sie als Spitzenkandidatin der Jungen Union in Thüringen. Sie engagierte sich in verschiedenen Hochschulgremien und ist publizistisch tätig.
Langenmüller Verlag

Black Box Uni

Auf dem Campus wurde Franca Bauernfeind als »Nazi-Schlampe« beschimpft und ihre Wahlplakate beschmiert. Aber trotz oder gerade aufgrund ihrer liberal-konservativen Positionen gewann sie die Wahl in den Studierendenrat der Universität Erfurt. Anhand von ihren Erfahrungen gibt sie einen tiefen Einblick in die (gesellschafts-)politischen Mechanismen des Hochschulbetriebs: Wer sich an der Universität nicht im linken und oftmals linksextremen Meinungskorridor bewegt, wird diffamiert und ausgegrenzt. Während früher linke und linksextreme Ideen tendenziell nicht den Campus verließen, prägen sie heute zunehmend die Gesellschaft.
 

Hier man man das Buch bestellen!

comment-portlet

Asset Publisher