Im Fallvon Nepal, Irak oder Afghanistan waren die Friedensvereinbarungen an eine neueVerfassung geknüpft. In Ländern wie in Kolumbien jedoch bleiben die Rahmenbedingungenbestehen, während gleichzeitig der Konflikt mit anderen bewaffneten Gruppierungen, dienicht Teil des unterzeichneten Friedensvertrags mit der FARC waren, fortdauert.
Diese besondere Situation führt manchmal vor allem bei Beobachtern im Ausland zuMissverständnissen, was den „Frieden“ in Kolumbien betrifft. Oder mit anderen Worten:die reine Unterzeichnung eines „Endgültigen Abkommens zur Beendigung des Konflikts“mit der ehemaligen Guerilla FARC-EP, bedeutet noch nicht das Ende der Gewalt inKolumbien.
Auf der einen Seite existieren noch andere illegale bewaffnete Gruppen und diestrukturellen Probleme, die den Ausbruch des bewaffneten Konflikts einst verursachthatten, wie zum Beispiel soziale Ungerechtigkeit, Korruption, Straflosigkeit oder ungleicheLandverteilung sind weiterhin ungelöst. Andererseits zeigen sich die „natürlichen” Folgender Demobilisierung einer großen bewaffneten Gruppe wie der FARC, die ihre Macht invielen Regionen des Landes über 60 Jahre lang ausbauen konnte; dazu zählenMachtkämpfe mit anderen Akteuren oder die sogenannten „disidentes“ (Abtrünnige), diesich nicht an das Abkommen halten und sich neu organisieren.
Im vorliegenden Artikel sollen einige der Konsequenzen untersucht werden, wie zumBeispiel auch die Ermordung von „social leaders“ und Menschenrechtsverteidigern sowiedie Reaktion des Staates und der Internationalen Kooperation auf solche Verbrechen.
Die aktuelle Situation des Friedens in Kolumbien
Es ist nicht der beste Moment für den Frieden in Kolumbien. Wenn das Land im Jahr
2016 auch weltweit für Aufsehen sorgte, weil nach einem über 60 Jahre andauernden Konflikteine Friedensvereinbarung mit einer der ältesten Guerilla Lateinamerikas erreicht werdenkonnte, so zeigt sich 26 Monate später, dass die Unterzeichnung des endgültigen Abkommens wenn es sich auch um ein historisch wichtiges Ereignis handelte – nicht die schlussendliche Lösung für die Gewalt, die bis heute im Land fortbesteht, war.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Zunächst muss klar gestellt werden, dass das “Endgültige Abkommen zur Beendigung des bewaffneten Konflikts und zur Konstruktion eines stabilen und dauerhaften Friedens” lediglich mit EINER der kolumbianischen Guerilla-Organisationen und nur mit EINEM der Akteure, die das Land destabilisieren abgeschlossen wurde. Daneben existieren jedoch auch noch andere illegale bewaffnete Gruppen, sowohl althergebrachte als auch neugegründete1, mit denen weiter über Waffenruhe, Entwaffnung, Unterbrechung der Feindseligkeiten und generell über Frieden verhandelt wird. Weitere Friedensverträge sind auszuhandeln.
Die ehemalige FARC-Guerilla, die heute eine politische Partei mit 10 Sitzen im Kongress ist, hat ihren Teil des Abkommens erfüllt. Sie hat sich demobilisiert, ihre Waffen übergeben und ihre ca. 7.000 Männer und Frauen in speziell dafür eingerichteten Transitionszonen konzentriert, die später in „Territoriale Gebiete zur Wiedereingliederung und Schulung” (ETRC) umbenannt wurden. Doch das Land bleibt weiterhin in einer Gewaltspirale gefangen. Andere Akteure sind dafür verantwortlich. Diese greifen bedauernswerterweise auf Praktiken zurück, die bereits der Vergangenheit angehörten, wie zum Beispiel den Einsatz von Autobomben.
Die aktuelle Situation Kolumbiens kann in Folge nicht nur aus einem Blickwinkel betrachtet werden. Der Konflikt hat zahlreiche Ursachen und zeigt sich in den verschiedensten Bereichen. Da ist einmal der Drogenhandel, die fehlende Präsenz des Staates in vielen Regionen, das oft aggressive und intolerante Verhalten in der kolumbianischen Gesellschaft, die fehlende Chancengleichheit für alle Bürger, die Korruption, die Schwäche der staatlichen Institutionen sowie weiteren Problemen mit in der Summe sehr negativen Auswirkungen. Leer más
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