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Zwanzig Experten aus Deutschland und Iran diskutierten in einem nichtöffentlichen Workshop ganztägig die verschiedenen kulturellen und kulturpolitischen Initiativen und Kooperationen zwischen beiden Ländern. Was zuerst einmal harmlos klingt, ist bei näherer Betrachtung nämlich gar nicht so selbstverständlich: In den letzten Jahrzehnten war die offizielle bilaterale kulturelle Zusammenarbeit keineswegs störungsfrei. Zu unterschiedlich waren einerseits die kulturpolitischen Interessen auf beiden Seiten, zu sehr ging aber auch auseinander, welche Freiräume Kultur und Kunst in den beiden Ländern jeweils genießen.
Sicherlich sind die Schwierigkeiten nicht das dominierende Thema, aber das vorläufige Scheitern des Ausstellungsvorhabens mit Werken aus dem Teheraner Museum für Zeitgenössische Kunst, die in Berlin und Rom gezeigt werden sollten, macht deutlich, dass auch die ambitioniertesten kulturellen Projekte scheitern können.
Kulturabkommen und Kulturaustausch
Sowohl auf der Regierungsebene, als auch auf der Ebene der Kulturschaffenden selbst, stehen die bilateralen Kulturbeziehungen vor großen Herausforderungen. Das bilaterale Kulturabkommen zwischen Deutschland und Iran wurde in den vergangenen Jahren zwar intensiv verhandelt, aber immer noch nicht abgeschlossen. Um den Kulturaustausch in ruhigere und geordnete Bahnen zu lenken und kulturpolitische Spielräume zu erweitern, wäre ein derartiges Kulturabkommen auch für viele nichtstaatliche Institutionen des Kulturaustauschs von großer Bedeutung.
In einer Podiumsdiskussion diskutierten Vertreterinnen des Auswärtigen Amtes, des Goethe Instituts mit Beratern und Journalisten über die verschiedenen Aspekte der bilateralen kulturellen Zusammenarbeit.
Auf besonders großes Interesse der Teilnehmer stießen auch die Erfahrungen der beiden eingeladenen Journalisten: Charlotte Wiedemann las aus ihrem Buch „Der neue Iran. Eine Gesellschaft tritt aus dem Schatten“.
Der ARD-Korrespondent Reinhard Baumgarten, berichtete über die Erfahrungen, die er während seiner journalistischen Arbeit im Iran gemacht hatte. Die Berichterstattung über die iranische Kultur stand dabei nicht im Vordergrund: „Aus dem Iran interessiert in erster Linie Politik.“
Der Politikberater Ali Fathollah-Nejad, der für das Institut für Auslandsbeziehungen eine Studie zu den Kultur- und Wissenschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Iran erstellt hatte, formulierte einige Politikempfehlungen für den Kultur- und Wissenschaftsaustausch. Seine Empfehlungen sind auch im Iran-Reader 2017 dokumentiert.
Besonders bemerkenswert sind dabei seine Empfehlungen, die vorschlagen, die Zielgruppen des Kulturaustauschs erheblich auszuweiten, um pluralistische Gesellschaft und das vielfältige kulturelle Wissen im Iran breiter zu erfassen.
Das bilaterale Kulturabkommen und die staatlicherseits geförderten Kulturprojekte sind aber zur Vertrauensbildung wichtig und geben somit perspektivisch den Rahmen für eine freiere kulturelle Zusammenarbeit auf gesellschaftlicher Ebene.
Nikolai Blaumer, der auf dem Panel die vom Goethe-Institut durchgeführte Kulturreihe „Die iranische Moderne“ vorstellte, plädierte in diesem Kontext für eine enge Anbindung der bilateralen Kulturprojekte an die Partner im Iran: „Unsere Projekte müssen in Zusammenarbeit mit dem Partner vor Ort entstehen“. Dabei auch auf weniger im Fokus der am Iran und an der iranischen Kultur interessierten stehenden einzugehen, würde dazu beitragen, ein „überraschendes, anderes Bild vom Iran zu präsentieren“.
Catalina Cullas, die die kulturpolitischen Perspektiven des Auswärtigen Amtes auf den Iran erläuterte, bilanzierte die bisherigen Erfahrungen: „Die Kulturpolitik war eher der mutigere Part in den deutsch-iranischen Beziehungen“.
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