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Albert Finck, Porträt. (Quelle: KAS/ACDP) Albert Finck, Porträt. (Quelle: KAS/ACDP) © KAS/ACDP

Albert Finck

Journalist, Lehrer, Minister Dr. phil. March 15, 1895 in Herxheim bei Landau August 3, 1956 in Bad Wörishofen

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Kindheit und Ausbildung

Albert Finck wurde 1895 als jüngster Sohn in eine kinderreiche Familie geboren. Sein im linksrheinischen Teil des Königreiches Bayern, der Pfalz, gelegener Geburtsort Herxheim war von einer dörflichen Lebenswelt mit einem katholischen Sozialmilieu und konservativen Wertefundament geprägt. Hier war der Pfarrer der wichtigste Mann im Dorf. Er eröffnete Albert und seinem Bruder Johannes die einzige Chance zum Aufstieg, indem er ihnen Lateinstunden erteilte. Daraufhin durften die Gebrüder Finck die Höhere Schule besuchen. Während sich sein Bruder Johannes nach dem Abitur 1908 dem Studium der katholischen Theologie zuwandte, verlief der Lebensweg Albert Fincks anders als geplant. Aufgrund der Schüsse von Sarajewo, die kurz nach dem Ende der Prüfungen seines Abiturjahrgangs 1914 zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges führten, konnte Albert Finck als 19-Jähriger im Herbst 1914 in München nur noch knapp sein Studium der Philosophie aufnehmen. Bereits nach dem Wintersemester im Jahr 1915 wurde er als Rekrut eingezogen. Als Reserveoffizier kehrte Albert Finck nach Kriegsende im Dezember 1918 nach München zurück. Jetzt studierte er Philosophie, Geschichte und Rechtswissenschaft und besuchte altsprachliche und hebräische Seminare. Bereits 1920 bestand er sein Rigorosum und wurde zum Dr. phil. mit magna cum laude promoviert.

 

Journalist und Demokrat

1921 ging Albert Finck als Parteisekretär des Zentrums in den Kreis Kempen am Niederrhein. Er nutzte die Position nicht als Sprungbrett für eine politische Karriere, sondern widmete sich dem Journalismus. Mit seinem älteren Bruder Johannes, inzwischen Kaplan, übernahm er Weihnachten 1921 in Ludwigshafen die Redaktion der neuen „Pfälzischen Landeszeitung“ und kehrte damit in seine alte Heimat zurück.

Während Johannes Finck für die Kultur- und Sozialpolitik sowie für Wirtschaft und Wissenschaft zuständig war, zeichnete Albert Finck für die Außen-, Innen-, Partei- und Kommunalpolitik verantwortlich. Ihrem Selbstverständnis nach war die Zeitung sozial, aber nicht sozialistisch, national, aber nicht nationalistisch. Aus dem Nichts heraus verschafften sie ihr eine schnell wachsende Reputation und entwickelten sie zu einem führenden Medium in der Pfalz, wo über 80 Zeitungen existierten.

Publizistisch vertrat das Zentrumsblatt die Interessen des politischen Katholizismus und kämpfte gegen den Separatismus sowie die Annexionspläne der französischen Besatzer, die am 11. Januar 1923 mit Truppen ins Ruhrgebiet eingezogen waren und das linksrheinische Gebiet nach und nach völlig abgeriegelt hatten. Dennoch sah Albert Finck als Pfälzer, der im deutsch-französischen Kulturraum lebte, entgegen dem in Europa vorherrschenden Zeitgeist Frankreich nicht als Erzfeind, sondern warb für eine „deutsch-französische Verständigung als politische Lebensnotwendigkeit“. Er trat intensiv dafür ein, jeden engstirnigen Nationalismus zu überwinden. Nach dem Ende des Separationsdrucks der Franzosen auf die Pfalz und vor den Reichs- und Landtagswahlen im April 1924 spaltete sich der politisch agierende Teil des Katholizismus in der Pfalz: Die Bayerische Volkspartei (BVP) und das Zentrum trennten sich. Pfarrer Johannes Finck trat als Zweiter Vorsitzender an die Spitze des neu gegründeten Zentrumsverbandes, Albert Finck gehörte als Beisitzer ebenfalls dem Vorstand an.

Für kurze Zeit stabilisierte sich die Weimarer Republik, und Albert Finck hielt es als Chefredakteur für seine Aufgabe daran mitzuwirken, dass „die Treue und Liebe zur Verfassung“ zunehme. Doch mit dem Börsenkrach 1929 und der daraus resultierenden Weltwirtschaftskrise veränderten sich die sozialen Bedingungen drastisch und durch den Sieg der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) 1930 auch die Parteienlandschaft. Albert Finck – ein Mann mit Rückgrat - ließ sich von den Nationalsozialisten nicht einschüchtern und verteidigte die Demokratie. Dabei bezog er sich in seinen Zeitungsartikeln häufig auf die dritte Strophe des Deutschlandliedes („Einigkeit und Recht und Freiheit …“), die auch Ausdruck seines Denkens und Handelns war. Doch ab 1933 brandmarkten ihn die Nationalsozialsten als „Schmierfink“ und setzten ihn sogar mehrere Wochen als politischen Häftling in „Schutzhaft“. Nur knapp entging er dem Konzentrationslager Dachau. Am 2. April 1936 musste die Zeitung ihr Erscheinen einstellen, und Albert Finck erhielt Berufsverbot. Seine Familie – er hatte 1927 geheiratet und war 1932 Vater einer Tochter geworden - ernährte er während der Diktatur als Versicherungsvertreter und Aushilfslehrer am Gymnasium in Neustadt.

 

Politiker und Mitgestalter der jungen Bundesrepublik

Mit dem Berufverbot war für Albert Finck auch jede politische Betätigung untersagt. Dennoch beschäftigte ihn und seinen Bruder die Frage, was aus Deutschland nach Hitler werden würde. Bei einem politischen und kulturellen Neuanfang hielten sie es für wichtig, die tiefen konfessionellen Gräben in Deutschland zu überwinden und politisch durch die Gründung einer neuen christlichen Partei auf überkonfessioneller Basis zu vereinen. Als am 22. März 1945 amerikanische Truppen den Rhein erreichten, begannen die Finck-Brüder mit dem demokratischen Neuaufbau und waren 1946 Mitbegründer der CDU in der Pfalz. Johannes Finck, als geistiger und programmatischer Kopf der CDU-Pfalz, zog sich aus gesundheitlichen Gründen aber bald aus der ersten Reihe der Politik zurück. Den aus der Ämterabstinenz entstandenen zeitlichen Freiraum nutzte er, um der jungen Generation sein politisches Wissen zu vermitteln, denn für ihn war die Bildungsarbeit - eine Lehre, die er aus dem Scheitern der Weimarer Republik gezogen hatte – sehr wichtig. In seinem Pfarrhaus traf Johannes Finck regelmäßig einen Kreis junger Männer, zu denen auch der Schüler Helmut Kohl gehörte. Von ihm lernte er das politische Handwerk. Und es war auch Johannes Finck, der Helmut Kohls nationales und europäisches Denken prägte.

Albert Finck, inzwischen Studienrat, wurde vom rheinland-pfälzischen Landtag für den Parlamentarischen Rat nominiert, der am 1. September 1948 in Bonn zusammentrat. Der 54 Jahre alte Pfälzer zog mit 17 anderen Christdemokratien in die verfassunggebende Versammlung ein und zählte zu den wenigen Mitgliedern, die vorher kein Mandat oder Ministeramt besessen hatten. Seinen Beitrag an der Ausarbeitung einer Verfassung für die Bundesrepublik Deutschland stellte Albert Finck unter das programmatische Ziel einer nationalen Einheit: „Wenn es nach mir geht, fassen wir vom Praktischen her energisch unsere Arbeit an, um möglichst rasch ein westdeutsches Staatsgebilde zu schaffen, das ein Vorläufer sein soll für das geeinte Deutschland.“ In diesem Sinne votierte er in der Hauptstadtfrage auch für Bonn in der Annahme, dass es immer ein Provisorium bliebe und die eigentliche Hauptstadt Berlin nicht aus dem Blickfeld verdrängen würde – im Gegensatz zu Frankfurt am Main.

Seine Unterschrift unter das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland am 23. Mai 1949 bildete zweifellos einen Höhepunkt seines politischen Lebens. Die Verfassung der neuen Republik garantierte seiner Meinung nach die Einbindung der Bundesrepublik in die Wertegemeinschaft der westlichen Demokratien und bewahrte die Chancen auf eine Wiedervereinigung des geteilten Deutschlands. Ebenfalls wichtig für die junge Republik erschien ihm eine eigene Nationalhymne als weithin wahrnehmbares Symbol der Zusammengehörigkeit. Das von Haydn komponierte und von Hoffmann von Fallersleben gedichtete „Lied der Deutschen“ war dafür nach seinem Empfinden sehr geeignet. Allerdings distanzierte sich Albert Finck von der von den Nationalsozialisten missbrauchten ersten Strophe und warb deshalb intensiv für die dritte Strophe. Der harmonische Dreiklang von Einigkeit und Recht und Freiheit, für den er schon in der Weimarer Zeit eingetreten war, sollte für die Deutschen der Bundesrepublik Deutschland das entscheidende verbindende Element sein und ein aufkommendes Nationalgefühl kanalisieren.

Als am 17. Mai 1952 die Hymne offiziell eingeführt wurde, war Albert Finck seit einem Jahr rheinland-pfälzischer Kultusminister in Mainz und begrüßte diese historische Entscheidung mit großer Freude. Seinem Einsatz ist es zu verdanken, dass die Nationalhymne der Bundesrepublik durch das Singen der dritten Strophe einen Kontrapunkt zum Dritten Reich setzt und das Deutschlandlied letztlich sogar von der nationalsozialistischen Konnotation befreit.

Zeit seines Lebens wurde Albert Finck von seinen Kollegen wegen seiner flinken Feder und seiner geistvollen Reden sehr geschätzt. Dazu trug auch sein Naturell bei. Kraft schöpfte er aus dem christlichen Glauben. Am 3. August 1956 verstarb er im Alter von 62 Jahren während einer Kur in Bad Wörishofen.

Yvonne Blatt

Curriculum vitae

  • 1914 Abitur in Speyer
  • 1915–1918 Teilnahme am 1. Weltkrieg
  • 1920 Abschluss des Studiums der Philosophie in München
  • 1921 Parteisekretär der Zentrumspartei am Niederrhein
  • 1921–1933 Redakteur und Chefredakteur der Neuen Pfälzischen Landeszeitung
  • 1924 Mitbegründer der Pfälzischen Zentrumspartei
  • 1936–1945 Berufsverbot als Journalist
  • 1942 Aushilfslehrer
  • 1946 Studienrat für Latein und Griechisch am Humanistischen Gymnasium
  • 1948–1949 Mitglied des Parlamentarischen Rats in Bonn
  • 1951–1956 Abgeordneter der CDU im Landtag von Rheinland-Pfalz, Minister für Unterricht und Kultus

 

Literatur

  • Schwarzmüller, Theo: Albert Finck und die Nationalhymne. Eine Lebensreise vom Kaiserreich zur Bundesrepublik. Annweiler 2002.
  • Ders.: Albert Finck (1895-1956). Redakteur, Rheinland-Pfalz. In: In Verantwortung vor Gott und den Menschen. Christliche Demokraten im Parlamentarischen Rat 1948/49. Hrsgs. von Buchstab, Günter/ Kleinmann, Hans-Otto. Herausgegeben im Auftrag der Konrad-Adenauer Stiftung. Freiburg i. Breisgau 2008. S. 151–160.
  • Ders.: Pfälzer Väter der Bundesrepublik. In: Pilger Kalender 2009. 88. Jg. Geburt der Bundesrepublik. Kirche und Staat vor 60 Jahren im Bistum Speyer. S. 30–35.

 

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