Jugend und Ausbildung
Bernd Neumann wurde am 6. Januar 1942 in Elbing in Westpreußen geboren. Im Winter 1945 floh seine Familie nach Westen. Mit einem Flüchtlingstreck kamen sie in die Lüneburger Heide, wo die Eltern auf einem Bauernhof Arbeit und Unterkunft fanden. 1953 siedelte die Familie nach Bremen-Vegesack über. In der Hansestadt wuchs Bernd Neumann auf und legte dort 1961 sein Abitur ab. Während des anschließenden Wehrdienstes bei der Bundeswehr trat er in die Junge Union und in die CDU ein. Von 1963 bis 1966 absolvierte Neumann ein Pädagogikstudium an der Universität Bremen. Das Studium verdiente er sich unter anderem damit, Akkordeonunterricht zu geben und mit einer Kapelle bei Festlichkeiten aufzutreten. Danach war er bis 1971 Realschullehrer in Bremen.
Aufstieg in der Jungen Union und in der Bürgerschaftsfraktion Bremen
Parallel dazu engagierte sich Bernd Neumann in der Politik: Von 1967 bis1973 stand er an der Spitze der Jungen Union in Bremen. Ab 1971 war er Abgeordneter in der Bremer Bürgerschaft, er wurde auf Anhieb zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden gewählt. Außerdem übernahm er 1971 das Amt des stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Jungen Union. Als die CDU-Bürgerschaftsfraktion Neumann 1973 in einer Kampfabstimmung zu ihrem neuen Vorsitzenden wählte, gab er seine Ämter in der Jungen Union auf.
Der neue Oppositionsführer profilierte sich mit scharfen Angriffen auf die seit Kriegsende in Bremen regierende SPD. Mit ihrem Spitzenkandidat Bernd Neumann erzielte die CDU bei der Bürgerschaftswahl 1975 mit 33,8 Prozent ihr bis dahin bestes Ergebnis. Auch bei den Bürgerschaftswahlen 1979 und 1983 war Neumann der Spitzenkandidat der CDU und erreichte jeweils gute Wahlergebnisse. Als 1979 der CDU-Vorsitzende in Bremen Uwe Hollweg wegen der Kanzlerkandidatur von Franz Josef Strauß überraschend zurücktrat, wurde Neumann zu seinem Nachfolger gewählt. Bis 2008 stand er dann an der Spitze der CDU Bremen – damit ist Bernd Neumann der am längsten amtierende Landesvorsitzende in der Geschichte der CDU. Seit 2008 ist er Ehrenvorsitzender der CDU Bremen.
Wechsel in die Bundespolitik
1986 entschloss sich Bernd Neumann zu einer Kandidatur für den Deutschen Bundestag und wurde bei der Bundestagwahl im Februar 1987 über die Landesliste gewählt. Im Bundestag machte Neumann vor allem als Medienfachmann der CDU/CSU-Fraktion auf sich aufmerksam. Von 1989 bis 1995 leitete er außerdem den Bundesfachausschuss Medienpolitik der CDU. Im Vorfeld der Volkskammerwahlen in der DDR im März 1990 beauftragte ihn der CDU-Vorsitzende Helmut Kohl damit, das Parteienbündnis „Allianz für Deutschland“ zu beraten. Zum Wahlsieg der „Allianz für Deutschland“ leistete er einen wichtigen Beitrag. Nach der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl am 3. Dezember 1990 wurde Neumann zum Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung ernannt. Trotz mehrerer Wechsel an der Spitze des Ministeriums blieb Bernd Neumann bis zum Ende der Ära Kohl 1998 im Amt. Nach dem Regierungswechsel 1998 wurde er zum Obmann der CDU/CSU-Fraktion im Bundestagsausschuss für Kultur und Medien und im Unterausschuss „Neue Medien“ gewählt.
Als Vorsitzender der Bremer CDU war Neumann nach der Bürgerschaftswahl 1995 maßgeblich an der Bildung einer großen Koalition in der Hansestadt beteiligt. Nach 36 Jahren in der Opposition kehrte die CDU damit wieder in die Regierungsverantwortung zurück. Nicht zuletzt dank der Hintergrundarbeit von Bernd Neumann hatte die große Koalition in Bremen bis 2007 Bestand.
Staatsminister für Kultur und Medien
Bernd Neumann, dem ein freundschaftliches Verhältnis zu Helmut Kohl nachgesagt wurde, galt ebenso als Vertrauter von Angela Merkel, deren Kanzlerkandidatur er 2005 unterstützte. Seine Ernennung zum Staatsminister und Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im November 2005 kam für ihn trotzdem überraschend. Die Berufung Neumanns in das erst 1998 geschaffene Amt wurde von Teilen der Kunst- und Kulturszene zunächst kritisiert. Die kritischen Stimmen verstummten jedoch schnell, als sich herausstellte, dass der Politik-Profi seine zahlreichen Kontakte zum Wohle der Kultur einsetzte. So gelang es Neumann, nicht nur seinen Etat trotz aller Sparmaßnahmen stetig zu erhöhen, sondern auch den vom Bund großzügig unterstützten Deutschen Filmförderfonds einzurichten. 2008 legte er ein neues Konzept für die Gedenkstätten des Bundes vor, das breite Zustimmung fand.
Nach der Bundestagswahl 2009 kam es zur Bildung einer Koalition aus CDU/CSU und FDP, aber Neumann, dessen Arbeit inzwischen sogar die Opposition lobte, wurde nun ganz selbstverständlich in seinem Amt bestätigt. In seiner zweiten Amtszeit kümmerte sich Neumann verstärkt um den Wiederaufbau des Stadtschlosses in Berlin mit dem Humboldt-Forum sowie um den Bau des Freiheits- und Einheitsdenkmals an der Berliner Schlossfreiheit. Bei der neuen Dokumentationsstätte „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ konnte er 2010 den monatelangen Streit um die Besetzung des Stiftungsrates durch den Bund der Vertriebenen mit einem Kompromissvorschlag lösen. Trotz aller Schwierigkeiten und auch Kritik bezeichnete Bernd Neumann das Amt des Kulturstaatsministers einmal als „die schönste Aufgabe seines Lebens“.
Abschied von der Politik
Im Vorfeld der Wahl 2013 verzichtete Neumann auf eine erneute Kandidatur für den Deutschen Bundestag. Im Dezember 2013 schied er auch freiwillig aus der Bundesregierung aus und übergab das Amt des Kulturstaatsministers an Monika Grütters. Zwar zog sich Neumann nun aus der Politik zurück, doch blieb er der Kultur weiterhin eng verbunden: Bis 2017 war er Mitglied im ZDF-Verwaltungsrat und seit 2014 amtiert er als Präsident der Filmförderungsanstalt in Berlin.
Curriculum vitae
- 06.01.1942 geboren in Elbing/Westpreußen, ev.
- 1945 Flucht der Familie in den Westen
- 1961 Abitur in Bremen-Vegesack
- 1961–1963 Wehrdienst
- 1962 Eintritt in die Junge Union und in die CDU
- 1963–1966 Pädagogikstudium in Bremen
- 1966–1971 Lehrer in Bremen
- 1967–1973 Vorsitzender der JU Bremen
- 1971–1973 stellvertretender Bundesvorsitzender der JU
- 1971–1987 Mitglied der Bremer Bürgerschaft
- 1973–1987 Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Bremer Bürgerschaft
- 1979–2008 Vorsitzender der CDU Bremen
- 1987–2013 MdB
- 1989–1995 Vorsitzender des Bundesfachausschusses Medienpolitik der CDU
- 1990 Berater der „Allianz für Deutschland“ bei der Volkskammerwahl
- 1991–1994 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Forschung und Technologie
- 1994–1998 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie
- 2005–2013 Staatsminister und Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien
- seit 2014 Präsident der Filmförderungsanstalt