Bruno Six wurde am 14. August 1906 in Regensburg geboren. Er studierte von 1925 bis 1934 Volkswirtschaftslehre an der Universität zu Köln und wurde dort auch promoviert. Während des Studiums war Six Mitglied der katholischen Studentengemeinschaft Südmark, die sich 1934 aufgrund drohender Einflussnahme durch die NS-Studentenführung auflöste. Ab 1934 war er Redakteur bei der katholischen Wochenzeitung „Junge Front“. Die „Junge Front“ (ab Juli 1935 „Michael“) hatte sich 1932 als katholische Jugendzeitung gegründet und verteidigte in ihren Anfangsjahren die untergehende Weimarer Demokratie. Nach 1933 entwickelte sie sich zu einem wichtigen regimekritischen Medium. So weit wie es angesichts der nationalsozialistischen Zensur möglich war, übte die Zeitung Kritik an der Reichsregierung und korrigierte von der nationalsozialistischen Presse herausgegebene Falschmeldungen. 1936 wurde „Michael“ verboten. Six wechselte deshalb zum Pädagogischen Verlag in Düsseldorf, wo er wieder als Redakteur tätig war, bis der Verlag 1938 ebenfalls verboten wurde. Daraufhin wechselte Six in die Wirtschaft und übte bis 1943 bei verschiedenen Unternehmen kaufmännische Tätigkeiten aus. Im März 1943 wurde er von der Gestapo verhaftet, aus dem Dienst bei der MIG Braunschweig entlassen und vor einem Sondergericht wegen Heimtücke angeklagt. Zu einer Verurteilung scheint es aber nicht gekommen zu sein. Stattdessen wurde Six im Juli 1943 zum Dienst in der Organisation Todt verpflichtet. Darin war er als Vertragsprüfer im Rang eines Stabsfrontführers zuerst in Frankreich und dann in Dänemark tätig. Nach Kriegsende nahm Six seine Tätigkeit als Journalist wieder auf und wurde im März 1946 Redakteur bei der Rheinischen Post.
Erster Vorsitzender der Jungen Union Deutschlands
1945 trat Six in die CDU ein und wirkte maßgeblich am Aufbau der Jungen Union (JU) mit. Am 4. August 1946 wurde er auf dem Zonentag der JU in der britischen Besatzungszone zum stellvertretenden Sprecher des neugegründeten Zonenausschusses gewählt. Ein halbes Jahr später wählten die Delegierten der ersten deutschlandweiten Tagung der JU, die vom 17. bis 21. Januar 1947 in Königstein am Taunus stattfand, den mittlerweile schon 40-jährigen Six zum ersten Vorsitzenden der Jungen Union Deutschlands. In seinem neuen Amt forderte Six von der älteren CDU-Funktionärsgeneration eine substanzielle Beteiligung der JU an der Macht und schreckte in diesem Zusammenhang auch vor offenen Konflikten mit der Parteiführung nicht zurück. So hielt er im Rahmen des Parteitags der CDU in der britischen Besatzungszone im August 1947 eine Brandrede, in der er der älteren Generation ihren Führungsanspruch absprach:
„Eine Generation, die zweimal Krieg und Frieden verloren hat, hat keinen Anspruch darauf, zum dritten Mal ein Reich allein gestalten zu dürfen. Das mag hart sein für sie; es mag bitter hart sein, aber es hat keinen Wert, sich der Wirklichkeit zu verschließen.“
Die CDU, so Six, sei eine junge Partei, die Aufgabe der Parteiführung sei es dementsprechend, sie auch zu einer „Partei der Jugend“ zu machen. Wirklich erfolgreich war Six seiner eigenen Einschätzung nach allerdings mit diesen Forderungen nicht. Als er etwas mehr als ein Jahr später bei der Tagung des Deutschlandrats der JU am 17. November 1948 sein Amt als Vorsitzender zur Verfügung stellte, zog er eine negative Bilanz seiner Amtszeit. Die JU sei nicht zum Motor der Partei geworden, sie sei keine Massenbewegung und habe Defizite in der Organisation. Zwar sei die junge Generation in der Kommunalpolitik gut vertreten, nicht aber in den Landtagen.
Seit 1946 war Six Mitglied des nordrhein-westfälischen Landtags und blieb es bis 1962. Von 1952 bis 1954 war er zudem politischer Referent im Bundeskanzleramt und von 1954 bis 1966 Abteilungsleiter im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung. 1966 wechselte er von dort zur Konrad-Adenauer-Stiftung, wo er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Kommunalwissenschaften tätig war. Bruno Six starb am 08. Dezember 1984 in Bonn.
Curriculum vitae
- 14. August 1906 in Regensburg geboren
- 1925–1934 Studium der Volkswirtschaftslehre
- 1934–1936 Redakteur bei der „Jungen Front/Michael“
- 1936–1938 Redakteur beim Pädagogischen Verlag in Düsseldorf
- 1938–1943 Kaufmännische Tätigkeiten in der Wirtschaft
- März 1943 Verhaftung durch die Gestapo
- Juli 1943–1945 Dienst in der Organisation Todt
- 1945 Eintritt in die CDU
- 1946 Stellvertretender Sprecher des Zonenausschusses der JU in der britischen Besatzungszone
- 1946–1962 MdL Nordrhein-Westfalen
- 1947–1948 Erster Bundesvorsitzender der JU Deutschlands
- 1952–1954 Politischer Referent im Bundeskanzleramt
- 1965–1966 Abteilungsleiter im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
- 1966 Wechsel zum Institut für Kommunalwissenschaft der Konrad-Adenauer-Stiftung
- 08. Dezember 1984 in Bonn gestorben