Jugendzeit und journalistische Ausbildung
Journalistisches Talent und Verbindung zur Diplomatie waren Felix von Eckardt bereits in die Wiege gelegt. Schon der Vater und der Großvater waren Chefredakteure in Hamburg und in Riga mit Kontakten zu den Reichskanzlern von Caprivi und von Bülow. Eigentlich sollte der am 18. Juni 1903 in Berlin geborene Felix von Eckardt Offizier oder Diplomat werden. Er wuchs in Hamburg auf und besuchte das Realgymnasium in Freiburg/Br., trat 1916 ins preußische Kadettenkorps ein und durchlief die Kadettenanstalten in Karlsruhe und Berlin-Lichterfelde. Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 endete jedoch von Eckardts militärische Laufbahn. Wie sein Vater wollte er nun Journalist werden. Dieser drängte ihn jedoch zunächst zu einer Banklehre. Erst 1923 durfte Felix von Eckardt seiner journalistischen Neigung folgen. Beim „Hamburg Fremdenblatt“, dessen Chefredakteur sein Vater war, begann er eine Ausbildung. Seine Lehrjahre setzte er bei den „Münchener Neuesten Nachrichten“ fort und wurde anschließend Redakteur bei deren Abendausgabe, der „Telegramm-Zeitung“. 1927 warb ihn die Konkurrenz ab und von Eckardt wechselte zum Ullstein-Verlag nach Berlin. Dort fiel er dem damaligen Pressechef der Reichsregierung, Walter Zechlin, auf, der ihm 1929 eine Stelle als Presseattaché an der deutschen Gesandtschaft in Brüssel anbot. Von Eckardt ging im Oktober 1929 in die belgische Hauptstadt und übernahm dort zugleich den Posten des Vertreters der deutschen Nachrichtenagentur Wolffsches Telegraphenbüro.
Drehbuchautor in nationalsozialistischer Zeit
Als er Ende 1932 wieder nach Berlin zurückkehrte, befand sich die Weimarer Republik im Niedergang. Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler war es wegen der politischen Haltung seiner Familie für von Eckardt aussichtslos, eine Stelle beim Presseamt der Reichsregierung zu erhalten. Da er das Statut der Reichspressekammer nicht unterschreiben wollte, war ihm auch eine Arbeit als Journalist nicht mehr möglich. Auf der Suche nach einer neuen Beschäftigung landete der inzwischen verheiratete Vater von zwei Söhnen durch Vermittlung eines Freundes schließlich in der Filmbranche. Bis 1945 schrieb er allein oder mit anderen Drehbücher für über 25 Spielfilme. Dazu zählen solche Erfolge wie „Stern von Rio“, „Die Entlassung“ und „Peter Voß, der Millionendieb“. Als vielbeschäftigter Drehbuchautor war von Eckardt für das NS-Regime offenbar wertvoller als ein Frontsoldat. Denn die Tobis-Filmgesellschaft erreichte, dass die Wehrmacht ihn nicht einzog. Kurz vor Kriegsende floh von Eckardt vor der Roten Armee aus Mecklenburg und ließ sich mit seiner Familie schließlich in der Nähe von Bremen nieder.
Von der Weser an den Rhein
Nach dem Untergang des NS-Regimes konnte von Eckardt endlich wieder in seinen Beruf als Journalist zurückkehren. Da er politisch unbelastet war, erhielt er von den amerikanischen Besatzungsbehörden sogar die Lizenz zur Herausgabe einer Zeitung. So gehörte er im Sommer 1945 in Bremen zu den Mitgründern des „Weser-Kurier“ und übernahm 1946 den Posten des Chefredakteurs. Seit 1947 fungierte er zusammen mit Hans Hackmack außerdem als Herausgeber der Zeitung. Durch einen seiner Redakteure, den späteren CDU-Bundestagsabgeordneten Ernst Müller-Hermann, erhielt von Eckardt Ende 1951 den Hinweis, Adenauer suche für das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung einen neuen Chef. Die Aussicht, aktiv Politik zu gestalten zu können, reizte ihn. Daher traf er sich in Bonn mit dem Staatssekretär im Bundeskanzleramt, Otto Lenz , mit dem er sich auf Anhieb verstand. Nach einem längeren Gespräch mit Adenauer im Dezember 1951 entschied der Bundeskanzler, es einmal mit von Eckardt zu versuchen. Am 15. Februar 1952 übernahm Felix von Eckardt dann die Leitung des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung. Mit einer kurzen Unterbrechung sollte er fast zehn Jahre lang dieses Amt bekleiden.
Chef des Bundespresseamtes
Mit von Eckardt änderte sich die Informationspolitik der Bundesregierung spürbar. Innerhalb kurzer Zeit gelang es ihm, sowohl zu den ehemaligen Pressekollegen als auch zu den Mitgliedern des Kabinetts ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Journalisten erhielten von ihm zahlreiche Informationen über die Arbeit der Bundesregierung und dem Bundeskanzler gefiel die Art und Weise, wie von Eckardt die notwendigen Schlagzeilen über die Politik der Bundesregierung „produzierte“. Dazu trugen auch die legendären „Teegespräche“ bei, die Adenauer und von Eckardt mit Journalisten arrangierten. Unter seiner Leitung entwickelte sich das Presse- und Informationsamt zum modernen und effizienten Dienstleistungsbetrieb. Zwischen 1952 und 1962 stellte sich von Eckardt, dessen bunte Westen zu seinem modischen Markenzeichen wurden, auf über 1.000 Pressekonferenzen kritischen Fragen der Journalisten. Stets eloquent und schlagfertig und meistens auch gut informiert, verstand er es, die Erfolge der Politik Adenauers herauszustellen. Mit seinem Humor und seinem originellen Auftreten gewann er sich rasch viele Sympathien. In der Hauptstadt Bonn zählte von Eckardt, der nichts von einem Beamten an sich hatte, auch aufgrund seiner bunten Vergangenheit zu den schillernden Persönlichkeiten.
Ratgeber des Bundeskanzlers
Felix von Eckardt war der bekannteste und am längsten amtierende Bundespressechef in den 1950er und 1960er Jahren. Schon bald nach seinem Wechsel nach Bonn entwickelte sich ein persönliches Vertrauensverhältnis zwischen ihm und Konrad Adenauer, so dass er zu einem geschätzten politischen Gesprächspartner des Bundeskanzlers wurde. Der „Spiegel“ bezeichnete ihn 1957 sogar als „den einflussreichsten politischen Ratgeber des Kanzlers“. Zusammen mit Herbert Blankenhorn, Walter Hallstein und Hans Globke gehörte Felix von Eckardt dem „Küchenkabinett“ des Bundeskanzlers an. Meistens war er der erste Mitarbeiter, mit dem Adenauer morgens sprach. Auch auf wichtigen Auslandsreisen wollte der Bundeskanzler nicht auf seinen „getreuen Ekkehart“ verzichten; so 1953 beim Besuch der USA und 1955 bei der berühmten Moskaureise.
Botschafter und Staatssekretär
Nachdem die Pariser Verträge im Mai 1955 in Kraft getreten und die wichtigsten außenpolitischen Hürden endlich genommen waren, ging von Eckardt als erster Ständiger Beobachter der Bundesrepublik Deutschland zu den Vereinten Nationen nach New York. Er liebäugelte schon länger damit, die Leitung des Bundespresseamtes abzugeben und Diplomat zu werden. Den Posten in New York hatte er sich selbst ausgesucht. Anlass für den Weggang aus Bonn war zum einen die zunehmende Kritik aus den Reihen der CDU/CSU-Fraktion an der Arbeit des Bundespresseamtes, die einigen Abgeordneten zu überparteilich war. Zum anderen war sein Stellvertreter, Werner Krueger, mit dem von Eckardt gut zusammen gearbeitet hatte, zum NWDR nach Hamburg gewechselt.
Weil das Ansehen der Bundesregierung in der öffentlichen Meinung aber zusehends schlechter wurde, holte Adenauer von Eckardt schon 1956 - nach nur 13 Monaten - wieder aus New York nach Bonn zurück. Schließlich standen im nächsten Jahr Bundestagswahlen an, für die der Bundeskanzler eine gute Presseberichterstattung brauchte. Zum Wahlsieg der Union, die bei der Bundestagswahl 1957 die absolute Mehrheit erreichte, hat nicht zuletzt der alte und neue Leiter des Presse- und Informationsamtes beigetragen.
Die gute Zusammenarbeit zwischen dem Bundeskanzler und seinem Bundespressechef wurde in den letzten Jahren allerdings durch ihre unterschiedlichen Auffassungen über die Politik des französischen Präsidenten de Gaulle und die anglo-amerikanischen Beziehungen etwas getrübt. Noch bis 1962 stand von Eckardt, der 1958 zum Staatssekretär ernannt wurde, an der Spitze des Presse- und Informationsamtes. Danach wechselte er in die Politik und übernahm auf Drängen Adenauers bis 1965 das Amt des Bevollmächtigten der Bundesrepublik Deutschland in Berlin.
Mitglied des Deutschen Bundestages
Nachdem er sich schon 1961 vergeblich um ein Mandat beworben hatte, wurde von Eckardt 1965 für die CDU im Wahlkreis Wilhelmshaven in den Deutschen Bundestag gewählt. Er gehörte dort dem Auswärtigen Ausschuss an und war ab Januar 1966 außerdem stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen. Auch in der 6. Wahlperiode 1969 zog er über die niedersächsische Landesliste in den Deutschen Bundestag ein und gehörte wieder dem Auswärtigen Ausschuss an. Bei der vorgezogenen Bundestagswahl 1972 verzichtete der inzwischen 69-jährige von Eckardt aus Altersgründen auf eine erneute Kandidatur. Nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag wurde es still um ihn. Der Hundeliebhaber, Pferdenarr und Inhaber einer HSV-Mitgliedschaft lebte zurückgezogen in Bonn. Der politische Rat eines Weggefährten Konrad Adenauers war nicht mehr gefragt. Am 11. Mai 1979 starb Felix von Eckardt an einem Herzinfarkt auf der Insel Capri.
Bestand:
ACDP, 01–010.
Curriculum vitae
- 18.6.1903 in Berlin geboren
- 1916-1919 Kadettenanstalt in Karlsruhe und Berlin
- 1919-1923 Banklehre in Berlin
- 1923-1926 journalistische Ausbildung und Redakteur beim „Hamburger Fremdenblatt“ und bei den „Münchener Neuesten Nachrichten“
- 1926/27 Journalist bei der „Telegramm-Zeitung“
- 1927-1929 Journalist beim Ullstein-Verlag in Berlin
- 1929-1932 Presseattaché an der deutschen Gesandtschaft in Brüssel und Vertreter des Wolffschen Telegraphenbüros
- 1933-1945 Filmbuchautor und Dialogregisseur
- 1945-1951 Herausgeber und Chefredakteur des „Weser-Kurier“ in Bremen
- 1952-1955 Leiter des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung in Bonn
- 1955/56 Ständiger Beobachter (im Range eines Botschafters) bei den Vereinten Nationen in New York
- 1956–1962 Leiter des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung
- 1962-1965 Bevollmächtigter der Bundesrepublik Deutschland in Berlin
- 1965-1972 Mitglied des Deutschen Bundestages
- 1955 Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland mit Stern
- 1962 Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland mit Stern und Schulterband
- 11.5.1979 verstorben in Capri
Veröffentlichungen
- Felix von Eckardt: Ein unordentliches Leben, Düsseldorf/Wien 1967.
Literatur
- Walter Henkels: Bonner Köpfe, 7. Aufl., Düsseldorf/Wien 1970.
- Hans Peter Mensing: Felix von Eckardt. In: Winfried Becker/Günter Buchstab u.a. (Hg.): Lexikon der Christlichen Demokratie in Deutschland, Paderborn u.a. 2002, S. 226.