Held war in der Zeit des 1. Weltkriegs und der Weimarer Republik die wichtigste politische Figur des Bayerischen Zentrums, dem er seit 1893 angehörte, bzw. der 1918 gegründeten Nachfolgepartei BVP. Durch seine Tätigkeit als Journalist und seine wirtschaftliche Selbstständigkeit unabhängig, engagierte sich Held seit seiner Übersiedlung nach Regensburg kommunal- und zunehmend landespolitisch, unterstützt durch die öffentlichkeitswirksame Agitation des „Regensburger Anzeigers“, der sich unter seiner Leitung zu einer der auflagenstärksten und einflussreichsten Zeitungen in Bayern entwickelte. Seinen raschen Aufstieg innerhalb des Bayerischen Zentrums, an dessen Spitze er seit 1914 als Fraktionsvorsitzender stand, verdankte er vor allem der Förderung durch den einflussreichen Bauernführer Georg Heim, dann seiner seit etwa 1912 eher vermittelnden Position. Schwerpunkte seiner parlamentarischen Tätigkeit waren die Finanz-, Sozial- und Verfassungspolitik; hervorzuheben ist seine aktive Rolle in der bayerischen Verfassungsdiskussion von 1919 und als Vorsitzender des Finanzausschusses des Bayerischen Landtags 1919–1924. Daneben engagierte er sich in der Verkehrspolitik, insbesondere für den Plan einer Großschifffahrtsverbindung zwischen Nordsee und Schwarzem Meer. Sein Engagement im politischen Katholizismus drückte sich auch in der Übernahme der Präsidentschaft des Deutschen Katholikentags in Frankfurt/Main 1921 aus. Durch die Revolution von 1918 erschüttert und seitdem noch stärker einem staatskonservativen Weltbild verhaftet, blieb er bis Sommer 1919 politisch passiv, ließ sich dann jedoch erneut als Fraktionsvorsitzender und – nach dem Scheitern der SPD-geführten Regierungen 1918–1920 sowie der Kabinette unter Leitung von Fachbeamten, die der BVP-Führung fernstanden – 1924 als Ministerpräsident in die Pflicht nehmen. Seine Amtszeit hebt sich im innerbayerischen wie im gesamtdeutschen Vergleich durch ihre lange Dauer und Stabilität deutlich ab; von besonderer Bedeutung waren der Abschluss des Konkordats mit dem Heiligen Stuhl 1924 sowie der Verträge mit den evangelischen Kirchen 1925, Helds Kandidatur für das Reichspräsidentenamt 1925, schließlich seine konsequent föderalistische Position (Denkschriften 1924, 1926, 1928; Länderkonferenz zu Berlin 1928–1930). Dass Held seit dem Ausscheiden des Bauernbundes aus der Regierung 1930 keine parlamentarische Koalitionsmehrheit hinter sich hatte, lag wesentlich an der fehlenden Kooperation von BVP und SPD. Der Rücktritt Helds 1933 und die Machtübernahme durch die NSDAP in Bayern erfolgten unter dem Druck der Berliner Zentralregierung; den Plan zur Abwehr der Gleichschaltung durch die Wiedererrichtung der Monarchie in Bayern lehnte Held jedoch ab. Von den Nationalsozialisten in seiner wirtschaftlichen Existenz bedroht, blieb Held dennoch bis zu seinem Tod 1938 in Regensburg.
Johannes Merz
Curriculum vitae
- 1892–1896 Studium der Rechtswissenschaften, Nationalökonomie und Geschichte in Straßburg und Marburg
- 1899–1936 Chefredakteur bzw. Herausgeber
- seit 1906 auch Mitinhaber des „Regensburger Anzeigers“ bzw. des „Regensburger Morgenblatts“
- 1908–1924 Mitglied des Gemeindebevollmächtigtenkollegiums (seit 1919 Stadtrats) in Regensburg
- 1907–1918 Mitglied der Bayerischen Kammer der Abgeordneten
- seit 1914 als Fraktionsvorsitzender des Bayerischen Zentrums
- 1919–1933 MdL Bayern (1919–1924 Fraktionsvorsitzender der BVP)
- 1924–1933 Bayerischer Ministerpräsident und Außenminister (seit 1930 geschäftsführender
- seit 1927 zugleich Handelsminister)
- 1933–1936 Verlagsleitung des „Regensburger Anzeigers“ bis zur Aufhebung des Verlags durch die Nationalsozialisten.
Veröffentlichungen
Literatur
- R. Kessler: Heinrich Held als Parlamentarier. Eine Teilbiographie 1868–1924 (1971)
- F. Hartmannsgruber, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 23/24,1 (1989)
- B. Pöhlmann: Heinrich Held als Bayerischer Ministerpräsident (1996)