Jugend und Ausbildung
Otto Bernhardt wurde am 13. Februar 1942 als Sohn eines KfZ-Meisters in Rendsburg geboren. Der Stadt am Nord-Ostsee-Kanal blieb er sein Leben lang verbunden. Nach der Mittelschule, die er in Rendsburg absolvierte, besuchte er ab 1958 die Höhere Handelsschule in Kiel und legte 1962 an der Wirtschaftsoberschule in Kiel sein Abitur ab. Es folgte eine Bankausbildung in Rendsburg. Zum Studium der Wirtschaftswissenschaften und der Politischen Wissenschaften wechselte er 1964 nach Hamburg. Noch während der Schulzeit trat Bernhardt 1958 in die Junge Union ein und gründete die Ortsgruppe Rendsburg. Bereits 1962 wurde er zum Kreisvorsitzenden der Jungen Union Rendsburg gewählt. Sein Studium schloss Bernhardt 1968 als Diplom-Handelslehrer ab und nach dem Referendariat in Rendsburg und Husum bestand er 1970 das zweite Staatsexamen für das höhere Lehramt. Nachdem er kurze Zeit als Berufsschullehrer gearbeitet hatte, tauschte er jedoch den Beruf des Lehrers gegen den des Politikers ein.
Landtagsabgeordneter und Staatssekretär
Als stellvertretender Landesvorsitzender der JU Schleswig-Holstein war Otto Bernhardt Kandidat der JU für die Landtagswahl am 25. April 1971 und zog nach der Wahl auch in den Landtag ein. Von Uwe Barschel übernahm er schon zwei Jahre später das Amt des Parlamentarischen Vertreters des Kultusministers und Regierungsbeauftragten für Jugend und Sport in der Regierung von Ministerpräsident Gerhard Stoltenberg. Bis 1984 übte er diese Funktion erfolgreich unter den Kultusministern Walter Braun und Peter Bendixen aus. Zugleich ging auch der Aufstieg von Bernhardt in der CDU weiter: Seit 1971 Mitglied des Landesvorstandes wurde der Ortsvorsitzende von Rendsburg 1980 auch zum Vorsitzenden des Kreisverbandes Rendsburg-Eckernförde gewählt – einem der wichtigsten Kreisverbände des Landes. Nach einer Meinungsverschiedenheit mit Ministerpräsident Uwe Barschel legte der selbstbewusste Staatssekretär im Juli 1984 dann völlig überraschend sein Amt nieder und schied Anfang 1985 auch aus dem Landtag aus.
In der Wirtschaft
Um den Rücktritt von Bernhardt als geplanten Wechsel in die Wirtschaft erscheinen zu lassen, drängte ihn Barschel, in den Vorstand der Wirtschaftsaufbaukasse Schleswig-Holstein einzutreten. Als gelernter Bankkaufmann und Freund von Zahlen fiel ihm die Eingewöhnung in die neue Aufgabe nicht schwer. 1991 stieg Bernhardt zum Vorstandssprecher der Landeskreditbank auf. Als Gerhard Stoltenberg 1989 nicht erneut kandidierte, bewarb er sich um den Vorsitz des CDU- Landesverbandes Schleswig-Holstein. Wegen der Barschel-Pfeiffer-Affäre entschieden sich die Delegierten jedoch für den in der Landespolitik bisher kaum hervorgetretenen Bonner Bundestagsabgeordneten und Parlamentarischen Staatssekretär Ottfried Hennig als neuen Vorsitzenden. Nach der Liquidation der Landeskreditbank und kurzer Tätigkeit bei der Bank Compagnie Nord machte sich Bernhardt 1995 als Unternehmensberater selbständig. 2009 verlegte er den Sitz des Unternehmens von Rendsburg nach Berlin, wo er mittlerweile seinen zweiten Wohnsitz hatte.
Rückkehr in die Politik als Bundestagsabgeordneter
1997 konnte Gerhard Stoltenberg Bernhardt davon überzeugen, als sein Nachfolger im Wahlkreis Rendsburg-Eckernförde für den Deutschen Bundestag zu kandidieren. Bei der Bundestagswahl am 27. September 1998 gelang ihm ganz knapp der Einzug ins Parlament. Aufgrund seines großen volkswirtschaftlichen Sachverstands gehörte Bernhardt im Bereich der Wirtschaft- und Finanzpolitik schon bald zu den einflussreichsten Abgeordneten der CDU/CSU-Fraktion. Seine Wahl zum finanzpolitischen Sprecher der Fraktion 2005 konnte daher nicht überraschen. Eigentlich hatte Bernhardt nicht mehr für den Bundestag kandidieren wollen. Doch wegen des vorzeitigen Endes der Legislaturperiode 2005 und des kurzen Wahlkampfes stimmte er seiner erneuten Kandidatur schließlich zu. Nach dem Wiedereizug in den Bundestag übernahm der gute Debattenredner federführend die Reformen der Unternehmens- und Erbschaftssteuer. Außerdem war er hinter den Kulissen maßgeblich an den Bemühungen der Bundesregierung zur Bewältigung der internationalen Bankenkrise beteiligt. Nach Ablauf der Legislaturperiode 2009 schied der fraktionsübergreifend als kompetent und verlässlich geschätzte Bernhardt endgültig aus den Deutschen Bundestag aus.
Hermann-Ehlers-Stiftung
Neben der Politik bestimmte über viele Jahre das Engagement für die Hermann-Ehlers-Stiftung das Leben von Otto Bernhardt. Auf Wunsch von Kai-Uwe von Hassel, der die Stiftung 1968 errichtet hatte, übernahm Bernhardt 1993 deren Vorsitz. Zunächst hatte Bernhardt die Aufgabe, die Finanzen der Ehlers-Stiftung sanieren, die zu dieser Zeit in Schieflage geraten waren. Dazu konzentrierte er in Abstimmung mit der Konrad-Adenauer-Stiftung die Bildungsarbeit der Stiftung auf Schleswig-Holstein und verkaufte 2008 die veralteten Studentenwohnheime in Niedersachsen und Hamburg. Nur das von der Ehlers-Stiftung betriebene Wohnheim in Kiel blieb erhalten. Nachdem die Stiftungsfinanzen dann auf eine solide Grundlage gestellt worden waren, konnte 2013 das ehemalige Gästehaus der Landesregierung in Kiel erworben und zum repräsentativen Treffpunkt der Hermann-Ehlers-Stiftung umgewandelt werden. Als Mitglied im Vorstand der größeren Konrad-Adenauer-Stiftung seit 2002 trug Bernhardt auch erheblich zur engen und freundschaftlichen Zusammenarbeit beider Stiftungen bei. Neben dem offenen Gedankenaustausch war ihm auch die Förderung junger politischer Talente in der Hermann-Ehlers-Stiftung wichtig: So übertrug Bernhardt dem früheren CDU-Landesgeschäftsführer Daniel Günther 2013 die Geschäftsführung der Stiftung. Ehe er 2020 den Stiftungsvorsitz niederlegen musste, konnte Bernhardt noch mit dem Kai-Uwe von Hassel Haus ein neues umweltfreundliches Studentenwohnheim auf dem Campus der Universität Kiel einweihen.
Krankheit und Tod
Außer seiner Tätigkeit für die Ehlers-Stiftung übernahm Bernhardt 2011 auch noch den Vorsitz des Deutschen Solidaritätskomitees für den freien Iran, dass die in Deutschland lebenden Exil-Iraner unterstützt. Wegen einer Krebserkrankung musste Otto Bernhardt seine Aktivitäten mit den Jahren jedoch immer weiter einschränken. Schließlich konnte er im September 2020 nicht mehr an seiner Verabschiedung als Vorsitzender der Hermann-Ehlers-Stiftung teilnehmen. Der 2018 noch mit der Landesmedaille Schleswig-Holstein geehrte Bernhardt erlag am 8. Oktober 2021 in seiner Heimatstadt seiner Erkrankung. Wie von ihm gewünscht, fand die Beerdigung nur im engen Familienkreis statt.
Curriculum vitae
- 13. Februar 1942 geboren, aufgewachsen in Rendsburg
- 1958 Höhere Handelsschule in Kiel
- 1958 Eintritt in die Junge Union (JU) und Gründung der Ortsgruppe Rendsburg
- 1962 Kreisvorsitzender der JU
- 1962 Abitur an der Wirtschaftsoberschule in Kiel
- 1962–1964 Banklehre in Rendsburg
- 1964–1968 Studium der Wirtschaftswissenschaften und der Politischen Wissenschaft an der Universität Hamburg
- 1966 Hochzeit mit Gisela Liedtke, 2 Töchter
- 1968 Studienabschluss als Diplom-Handelslehrer
- 1968–1970 Referendar
- 1970–1998 Mitglied des Rendsburger Stadtrates
- 1971–1985 MdL
- 1973–1979 Regierungsbeauftragter für Jugend und Sport
- 1979–1984 Parlamentarischer Staatssekretär im Kultusministerium
- 1980–2004 Vorsitzender des CDU-Kreisverbands Rendsburg-Eckernförde
- 1985–1991 Vorstandsmitglied der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaftsaufbaukasse
- 1991–1994 Vorstandssprecher der Landeskreditbank Schleswig-Holstein
- 1993–2020 Vorsitzender der Hermann-Ehlers-Stiftung
- 2002–2021 Vorstandsmitglied der Konrad-Adenauer-Stiftung
- 1994–1995 Vorstandssprecher der Bank Compagnie Nord AG
- ab 1995 selbständiger Unternehmensberater
- 1998–2009 MdB
- 2005–2009 finanzpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion
- 2011 Vorsitzender des Deutschen Solidaritätskomitees für einen freien Iran (DSFI)
- 8.10.2021 gestorben in Rendsburg
Literatur
- Hermann-Ehlers-Stiftung (Hg): Festschrift für Otto Bernhardt, Kiel 2020.