Werner Marx wurde am 15. November 1924 im pfälzischen Edenkoben als Sohn eines Finanzbeamten geboren. Das christliche Elternhaus, die Entlassung des Vaters aus dem Staatsdienst sowie dessen zeitweilige Verhaftung durch die Nationalsozialisten prägten sein politisches Denken und machten ihn zeitlebens zu einem kompromisslosen Gegner totalitärer Systeme. Hinzu kam das Erlebnis des Krieges als junger Mann. Bereits mit 18 Jahren musste Werner Marx an die Front und wurde mehrmals schwer verwundet.
Erst nach Kriegsende konnte er den Besuch des Gymnasiums fortsetzen und 1947 in Speyer sein Abitur ablegen. Anschließend studierte er in Tübingen und München Geschichte, Philosophie und Geographie und wurde 1954 bei Franz Schnabel mit einer Arbeit über „Die pfälzischen Abgeordneten im bayerischen Landtag, insbesondere beim ersten Landtag der Reaktionszeit 1849/50“ zum Dr. phil. promoviert.
Nach dem Ende seines Studiums arbeitete Marx als Journalist u.a. für die Bonner Rundschau und die Deutsche Studentenzeitung. 1956 wurde er persönlicher Referent im Bundestagsbüro von Otto Lenz. 1958 wechselte er in das Referat für Psychologische Kriegsführung im Bundesministerium der Verteidigung und, nach einer Zwischenstation als (1959) Pressereferent im rheinland-pfälzischen Kultusministerium, 1960 in den Führungsstab der Bundeswehr. Von 1965 bis 1972 war er 1. Vorsitzender der von ihm initiierten Studiengesellschaft für Zeitprobleme.
1965 wurde Werner Marx, der seit 1948 der CDU angehörte, über die rheinland-pfälzische Landesliste erstmals in den Deutschen Bundestag gewählt, zunächst für den Wahlkreis Kaiserslautern, dann (seit 1972) Pirmasens-Zweibrücken. Marx machte sich rasch als Außen- und Sicherheitspolitiker über Fraktionsgrenzen hinweg einen Namen. Elf Jahre (1969 bis 1980) leitete er den außenpolitischen Arbeitskreis der Bundestagsfraktion und prägte damit das außen- und sicherheitspolitische Konzept seiner Partei und seiner Fraktion. 1965 bis 1982 war Marx Stellvertretendes beziehungsweise Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses; 1980 bis 1982 war er dessen Vorsitzender. Im Oktober 1982 erfolgte die Wahl zum Nachfolger von Rainer Barzel als Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses.
Seine Reden und Ausarbeitungen zu außen- und sicherheitspolitischen Fragen sind von einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Kommunismus und vom Gedanken der „Erhaltung, Ausbau und Entwicklung der gesellschaftlichen und persönlichen Freiheit“ geprägt. In seinem persönlichen Nachlass, der im Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung verwahrt wird, befinden sich über 600 Reden, Vorträge, Manuskripte und Veröffentlichungen.
In die Zeit als Abgeordneter im Deutschen Bundestag fallen zahlreiche Reisen im Auftrag der Bundestagsfraktion nach Ost- und Südosteuropa. Weitere Reisen führten Werner Marx u.a. nach Israel und in den Nahen Osten, Indien, Nepal und Japan sowie nach Afrika und Amerika. 1976 reiste er als einer der ersten westdeutschen Politiker in die Volksrepublik China.
Als Vorsitzender der Bundestagsausschüsse für Verteidigung und Auswärtiges hatte sich Marx durch abgeklärte und sachlich faire Art der Verhandlungsführung auch den Respekt der Opposition erworben, wenn er auch harte Formulierungen wählte und die Finger in die Wunden legte.
„Wenn die Bonner Koalition sagen sollte, wer von den Oppositionspolitikern ihr am Zähsten im Genicke sitze, könnte es gut sein, dass der Name Werner Marx fiele“ (Frankfurter Allgemeine 1976). Diese Beharrlichkeit und die Fähigkeit, die Dinge beim Namen zu nennen, zeigte sich insbesondere Anfang der 1970er Jahre. Werner Marx zählte damals zu den schärfsten Kritikern der Ostpolitik der Regierung Brandt/Scheel und warf dem Bundeskanzler „eine schlampige Analyse der sowjetischen Politik“ vor. Als einer der engsten Vertrauten des Oppositionsführers Rainer Barzel war Werner Marx gefragt, als die Bundesregierung den Kompromiss mit der Opposition finden musste, um die Ostverträge und den UNO-Beitritt beider deutscher Staaten durch das Parlament zu bringen. Gemeinsam mit dem CSU-Vorsitzenden Franz-Josef Strauß, Kanzleramtsminister Horst Ehmke und Außenminister Hans-Dietrich Genscher wurde am 9. Mai 1972 der Text für eine gemeinsame Bundestagsentschließung ausgehandelt, der es der Opposition ermöglichte, die Ostverträge durch Stimmenthaltung passieren zu lassen.
Werner Marx war ein Vollblutparlamentarier, der nach eigenem Bekunden nicht nach Regierungsämtern strebte. Ende der 1970er Jahre war er als BND-Chef im Gespräch, doch die Tatsache, dass die Stasi die DDR-Spionin Inge Goliath in sein Büro einschleusen konnte, verhinderte seine Ernennung.
Von politischen Freunden und Gegnern wurde Marx nicht nur wegen seiner profunden Sachkenntnis, sondern auch wegen seiner großen Hilfsbereitschaft und seines enormen Arbeitspensums geschätzt. Im Bundestagswahlkampf 1976 nahm er, wie ein Blick in den Terminkalender zeigt, über 120 zusätzliche Termine wahr und mahnte seine Partei unermüdlich, für die gemeinsame Sache zu kämpfen. Für die Sorgen und Nöten der Menschen in seinem Wahlkreis hatte er, wie sein schriftlicher Nachlass dokumentiert, stets ein offenes Ohr. In seiner Kolumne in der Zeitung „Die Rheinpfalz“ und anderen pfälzischen Regionalzeitungen, in der Werner Marx regelmäßig über das aktuelle Geschehen in Bonn berichtete, forderte er von Bundes- und Landesregierung Unterstützung für die wirtschaftliche Entwicklung in der strukturschwachen überwiegend ländlich geprägten Grenzlandregion Westpfalz. Der Region fehlte die verkehrstechnische Anbindung an die industriellen Ballungszentren im Rhein-Neckar-Raum und sie hatte nach dem Niedergang der Schuhindustrie mit wachsender Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Seit 1972 gewann Marx in seinem Wahlkreis mit durchschnittlich 50% der abgegebenen Stimmen unangefochten das Direktmandat.
Als Werner Marx im Juli 1985 im Alter von nur 60 Jahren plötzlich verstarb, versammelten sich an seinem Grab im pfälzischen Dahn die Führungsriege der Union und das gesamte rheinland-pfälzisch Kabinett. Sein langjähriger Weggefährte, der damalige Bundestagspräsident Philipp Jenninger, würdigte ihn als „einen Mann mit Ecken und Kanten, nie bequem, aber ein deutscher Patriot“.
Curriculum vitae
- 15. November 1924 geboren in Edenkoben/Pfalz, Besuch der Oberrealschule in Ludwigshafen
- 1942-1945 Soldat
- ab Herbst 1945 Schulbesuch in Speyer
- 1947 Abitur, danach Studium der Philosophie, Geschichte und Geographie in Tübingen und München
- 1948 Eintritt in die CDU
- 1954 Promotion bei Franz Schnabel über die Pfälzischen Abgeordneten im Bayerischen Landtag
- 1955 Redakteur u.a. bei der Bonner Rundschau und der Deutschen Studentenzeitung in Bonn, Geschäftsführer bei der Studiengesellschaft für Politik und Publizistik
- 1956 Heirat mit Hildegard, geb. Eisel, 6 Kinder
- 1956 Persönlicher Referent von Otto Lenz
- 1958 Angestellter im Bundesministerium für Verteidigung
- 1959 Pressereferent im Kultusministerium in Mainz im Range eines Regierungsrates
- 1960-1965 Mitglied des Führungsstabes der Bundeswehr/Referat Psychologische Kriegsführung im Bundesverteidigungsministerium
- 1965-1985 Mitglied des Deutschen Bundestages für den Wahlkreis Kaiserslautern, seit 1972 für den Wahlkreis Pirmasens-Zweibrücken
- 12. Juli 1985 gestorben in Bonn
Ämter
- 1966-1972 Vorsitzender des Bundesfachausschusses Verteidigungspolitik
- 1969-1980 Vorsitzender des Arbeitskreises für Außen-, Deutschland-, Verteidigungs-, Europa-, Entwicklungs- und Außenwirtschaftspolitik der CDU/CSU- Fraktion im Deutschen Bundestag
- 1977 Mitgründer der Deutschen Sektion der Europäischen Konferenz für Menschenrechte und Selbstbestimmung
- 1980-1982 Vorsitzender des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages
- 1982-1985 Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages
Ämter in der CDU
- Mitglied des Geschäftsführenden Vorstandes der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag
- Mitglied des Vorstandes des Bezirksverbandes Rhein-Hessen/Pfalz
- Mitglied des Landesvorstands Rheinland-Pfalz