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Die Archivbestände des ACDP zum Thema 1. Weltkrieg

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Am 1. August 2014 jährt sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal. Auch im Archiv für Christlich-Demokratische Politik sind Quellen zur Aufarbeitung der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ vorhanden.

Quellenarten und Bestandsübersicht

Das Archivgut des Archivs Christlich-Demokratischer Politik (ACDP) zum Ersten Weltkrieg ist vielseitiger Art. Feldpostbriefe, Telegramme, Korrespondenz zwischen Politikern und Großunternehmern, sachthematisch geordnete Presseberichte sowie Protokolle, Fotos und Flugblätter sind in Beständen des ACDP enthalten.

  • Der Nachlass des Großunternehmers Hugo Stinnes (01-220, ACDP), der auch Material seines Sohnes Hugo Stinnes junior beinhaltet, ist der umfangreichste Personenbestand die Zeit von 1914 bis 1920 betreffend. Die Laufzeit der Akten geht von 1874 bis 1976.
  • Der Nachlass von Adolf Lampe (01-256, ACDP), Ökonom und als Mitglied der Bekennenden Kirche auch Widerständler im Nationalsozialismus, zudem Angehöriger der Freiburger Schule, ist ein Bestand mit einer Laufzeit von 1924 bis 1948. Dieser beinhaltet vor allem Niederschriften von Erinnerungen zum Ersten Weltkrieg, die dem Anschein nach nachträglich zusammengefasst wurden.
Weitere, einschlägiges Archivgut enthaltene Personenbestände sind die Nachlässe von:

  • Andreas Hermes, Reichsminister und Mitbegründer der CDU (01-090),
  • Friedrich-Wilhelm von Prittwitz und Gaffron, späterer Botschafter in den USA (1927–1933) und zur Zeit des Ersten Weltkriegs im diplomatischen Dienst an der Deutschen Botschaft in Sankt Petersburg tätig (01-138, ACDP),
  • Staatssekretär Johannes Pünder (01-232, ACDP),
  • Minister a.D. Paul Pagel (01-287, ACDP)
  • Unternehmerin Erica Weimar (01-691, ACDP)
  • Staatssekretär Hermann Pünder (01-232, ACDP)
  • Josef André, Mitglied der verfassungsgebenden Nationalversammlung (01-208, ACDP).
  • Im Nachlass von Dorothea Groener-Geyer (01-017, ACDP) ist Material ihres Vaters, Reichsminister General Wilhelm Groener, über den Ersten Weltkrieg enthalten.
  • Die Archivalien von Verleger Johannes Broermann (01-396, ACDP) umfassen Briefe von Matthias Erzberger.
Neben Personenständen ist der Bestand der Zentrumspartei (06-051, ACDP) für die Zeit des Erstens Weltkrieg einschlägig. Insbesondere die Folgen des Krieges, beispielsweise zu Fragen der Kriegsschuld, Revisionsbestrebungen wegen des Versailler Vertrags oder der „Dolchstoßlegende“, sind gut dokumentiert. Überwiegend bestehen die Unterlagen aus Zeitungsartikeln, Broschüren, Zeitschriften und Drucksachen.

Grüße von der Front

Neben Tagebüchern oder tagebuchähnlichen Briefen, in denen die Geschehnisse des Krieges und deren Folgen direkt thematisiert werden, sind es Feldpostbriefe oder Fotos, die das Leben an der Front dokumentieren.

  • Hierzu zählt der Nachlass von Erica Weimar (01-691, ACDP), einer 1997 verstorbenen Unternehmerin aus Gießen. Sie verwahrte über viele Jahrzehnte Feldpostbriefe ihrer Brüder, die insbesondere mit der Mutter korrespondierten. Der Inhalt dieser Briefe zeichnet ein Bild über das tägliche Leben als Soldat, in diesem Falle als Flugzeugführer und zeigt auf, dass nur wenige Informationen nach Hause gesandt wurden bzw. werden durften. Keine Glorifizierung, keine Kriegserlebnisse, sondern Eintönigkeit und Normalität sind den Briefen zu entnehmen. Das hier gezeigte Beispiel ist ein Brief an die Mutter Elisa Weimar und beinhaltet Erfahrungen und Erlebtes ihres Bruders Otto Weimar.
  • Detailgetreuer ist der Inhalt der Feldpost von Adolf Lampe aus der Kriegszeit, die maschinenschriftlich zusammengefasst wurde und aus dessen Briefen sowie vereinzelten Tagebuchaufzeichnungen besteht. Sie spiegelt das Leben als Soldat, die Gefühle während eines Kugelhagels im Schützengraben und einzelne Geschehnisse von der Front, etwa die Rettung eines verwundeten Kameraden.
  • Der Bestand Hugo Stinnes (01-220, ACDP) beinhaltet neben vielen wirtschaftlich und politisch motivierten Briefen, die im folgenden Abschnitt aufgezeigt werden, persönliche Aufzeichnungen des ältesten Sohnes, Edmund Stinnes. Hierzu gehören Luftaufnahmen von Stellungen ebenso wie Fotos aus den Schützengräben.
  • Der Nachlass von Paul Pagel (01-287, ACDP) beinhaltet Kriegstagebücher, welche zwar insgesamt einen Zeitraum von 1915 bis 1918 abdecken, jedoch zeitliche Lücken aufweisen.
  • Im Nachlass von Andreas Hermes sind Briefe aus einem Feldlazarett von Anna Hermes zu finden (01-090 : 164/2, 164/3, 164/4). Diese liegen ausschließlich als Kopie vor, beleuchten aber die Arbeit im Lazarett während des Krieges und zeigen Gemütsverfassungen und den Umgang mit den Kriegsgeschehnissen in menschlicher Weise auf.
Wirtschaft und Politik

Der Nachlass des Großunternehmers Hugo Stinnes (01-220, ACDP) ist sehr umfangreich. Dessen Unternehmen baute Kohle im Saarland und dem Ruhrgebiet ab und hatte eine gewichtige Stellung im Deutschen Reich. Stinnes senior wusste als Großindustrieller die Politik zu beeinflussen.

  • Neben seinen Korrespondenzen mit Politikern ist auch ein Bericht vom 27. Oktober 1914 an das Auswärtige Amt verzeichnet. In diesem bekundet er seine persönliche Meinung zu den europaweiten Ereignissen, beispielsweise dem deutschen Einmarsch in Belgien. Das Hauptaugenmerk aber liegt auf der Berichterstattung zur Situation in Italien und Überlegungen zum Bündnis zwischen dem Deutschen Reich, Österreich-Ungarn und Italien. Hieran anschließend ist ein Antwortschreiben vom ehemaligen Reichskanzler Fürst Bernhard von Bülow.
  • Ein sehr interessantes Schriftstück ist das Protokoll einer Sitzung von Wirtschaftsgrößen, so u.a. Ludwig Roselius, Kaffee-Unternehmer und Generalkonsul von Bulgarien mit Dienstsitz in Bremen, und dem eher unbekannten Kommerzienrat Friedrich zusammen mit einem Abgeordneten Hirsch. Als Themen wurden die Auswärtige Politik, insbesondere zu Belgien sowie Griechenland und der Türkei, die wirtschaftliche Organisation sowie Propagandatätigkeit gewählt und Ziele diskutiert. Stinnes selbst nahm an dieser Sitzung nicht teil, das Protokoll wurde ihm nachträglich zugesendet.
  • Mit dem Vorsitzenden des Denkmalrates der Rheinprovinz, Paul Clemen, hat ebenfalls eine weitreichende und vor allem auf politische Ereignisse konzentrierte Korrespondenz mit Hugo Stinnes senior wie auch Hugo Stinnes junior stattgefunden. Als Beispiel dient hier ein Brief an Stinnes senior. In diesem Brief aus dem April 1915 thematisiert Clemen eine gerade öffentlich gewordene Eingabe von Industriellen an den Reichskanzler, in denen (mögliche) Friedensbedingungen genannt wurden.
  • Auch zu Geheimrat Ludwig Roselius sowie Kommerzienrat Heinrich Friedrichs pflegte Stinnes Senior ein gutes Verhältnis (Faszikel 01-220 : 036/4). So gibt es u.a. ein Schriftstück zu einem Geheimtreffen mit dem Ziel, einen möglichen „Frieden mit England“ zu definieren, welches von Roselius ausgeführt wurde. Zudem findet sich im gleichen Faszikel eine 20-seitige Ausarbeitung zu den wirtschaftlichen Verhältnissen Kurlands. Weitere Themen sind Griechenland, Bulgarien sowie Rumänien.
Die Folgen des Weltkriegs

Als am 28. Juni 1919 der Versailler Vertrag unterzeichnet und dieser am 10. Januar 1920 ratifiziert wurde, war der Erste Weltkrieg offiziell beendet.

  • Der Bestand der Zentrumspartei (06-051, ACDP) ist zu den Kriegsfolgen sehr ergiebig, insbesondere durch sachthematisch geordnete Presseartikel. Ein Telegramm des Landtagsabgeordneten und Vorsitzendem der Mannheimer Zentrumspartei Helfrich an den damaligen Reichstagsabgeordneten und späteren Fraktionsvorsitzenden des Zentrums in der Weimarer Nationalversammlung Karl Trimborn behandelt die Ablehnung des Auslieferungsartikels deutscher Kriegsverbrecher. Neben der Kriegsschuldfrage sind vor allem territoriale Verschiebungen in diesem Bestand thematisiert. Das Rheinland bzw. die Rheinlandbesetzung sind genauso zu nennen wie das Saargebiet und Ostpreußen (06-051 : A720, A044, A762 und A800 sowie A413 und A441).
  • Im Nachlass des deutschen Botschafters Friedrich Wilhelm von Prittwitz und Gaffron sind Berichte zum deutsch-amerikanischen Verhältnis nach 1919 verzeichnet. Ebenso sind persönliche Erinnerungen dort abgelegt, die von 1908 bis in die 1930er Jahre reichen (01-138 : 003/1, ACDP). Interessante zeitgenössische Dokumente finden sich ebenfalls in diesem Nachlass. So ist ein Ausweis zur Ernennung als Legationsrat mit der originalen Unterschrift Kaiser Wilhelms II abgelegt. In einem Brief beschreibt Prittwitz von Gaffron das Ausmaß der Zerstörung seiner Wohnung in Sankt Petersburg im Zuge eines Aufruhrs (01-138: 001/B, ACDP).
  • Hugo Stinnes senior hatte wegen seiner exponierten Stellung als Großindustrieller in der Nachkriegszeit viele Kontakte und war ein gefragter Mann. Durch sein Geschäftsfeld Kohleabbau war er jedoch aufgrund von Reparationsleistungen, die u.a. zur Abgabe von Kohle und Koks verpflichteten, persönlich betroffen. Für die Jahre 1919 bis 1921 finden sich zahlreiche Schreiben und Schriftwechsel zu den Themen Reparationsleistungen, Waffenstillstandskommission, Handelskammer Rheinland und Friedensverhandlungen (01-220: 028/2, 028/3 und 028/4, ACDP). Weitere Kontakte pflegte Hugo Stinnes senior zu Matthias Erzberger, Gustav Stresemann und auch Konrad Adenauer, wie an einem Protokoll einer Besprechung in der Reichskanzlei sichtbar wird.
Benutzung

Die Benutzung aller hier vorgestellten Bestände ist unterschiedlich geregelt. Während der Bestand der Zentrumspartei (06-051, ACDP) ebenso wie die Nachlässe von Hugo Stinnes Senior (01-220, ACDP), Friedrich-Wilhelm von Prittwitz von Gaffron (01-138), Hermann Pünder (01-232, ACDP), Erica Weimar (01-691, ACDP) und Johannes Broermann (01-396, ACDP) im Rahmen der Benutzungsordnung des ACDP einsehbar sind, existieren für die Einsicht in die Nachlässe von Andreas Hermes (01-090, ACDP), Adolf Lampe (01-252, ACDP), Paul Pagel (01-287; ACDP), Josef André (01-208, ACDP) sowie Hugo Stinnes Junior (01-220, ACDP) Sonderreglungen, die im Bedarfsfall im ACDP nachgefragt werden können.

Frei zugänglich sind Dokumente aller Art, die auf dem Portal www.konrad-adenauer.de der Konrad Adenauer Stiftung e.V. online gestellt wurden. Neben Schriftstücken sind Tondateien zu den Erinnerungen Konrad Adenauers an die Nachkriegszeit vorhanden, z.B. die Besetzung des Rheinlands, insbesondere der Stadt Köln durch britische Truppen bis 1926.

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Thilo Ernst Pries

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Referent Schriftgutarchiv

Thilo.Pries@kas.de +49 2241-246-2516 +49 2241-246-2669

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