Hintergrund
Wer durch die Straßen Accras fährt oder geht, wird erstaunt darüber sein, wie häufig man körperlich schwerstbehinderten Menschen begegnet, die an den Kreuzungen und überall dort, wo Autos z.B. an Ampeln stehenbleiben, um eine kleine Gabe betteln. Einarmige und einbeinige Menschen sind keine Seltenheit, aber auch verkrüppelte Behinderte, die sich auf einer Art Rollbrett auf dem Boden fortbewegen, sind oft vertreten. Hinzu kommt eine Vielzahl von Blinden und Sehbehinderten. Manche dieser Betteleien sind organisiert – wie auch anderswo auf der Welt stecken Personen hinter den Bettelnden, die sich um sie nur geringfügig kümmern, ihnen dafür aber den täglichen Ertrag wegnehmen. Der Staat trägt für diese Menschen keine Sorge. Und wer dann keine Familie hat, die finanziell oder mit Unterkunft und Essen unterstützt, wird ohne Bettelei nicht überleben. So setzen behinderte Menschen in Ghana täglich ihr Leben aufs Spiel, wenn sie sich meist auf den großen Autofahrbahnen Accras aufhalten und um ein paar Münzen betteln, um zu überleben.
Auch im Bildungssystem Ghanas erfahren behinderte Menschen enorme Widrigkeiten. Obwohl inklusive Bildung mittlerweile durch die „Sustainable Development Goals“ (SDGs) der UNO als globale Agenda definiert wurde und ihre vielseitigen Möglichkeiten – wie der Respekt für Diversität, geteilte Lernmöglichkeiten und die Zunahme an Freundschaften – bekannt sind, mangelt es in Ghana an einer wahrnehmbaren Realisierung dieser Agenda.
Inklusive Bildung ist eine junge Bewegung in Ghana und nahm erstmalig im Jahr 2017 Form an. 3.022 Schulen in 48 von 216 Distrikten trafen zum ersten Mal Vorkehrungen zur Implementierung von gleicher und qualitativer Bildung für Schülerinnen und Schüler mit besonderem Förderungsbedarf. Die Herausforderungen der inklusiven Bildung in Ghana sind dennoch immens und sollten diskutiert werden: Welche Erfahrungen machen Kinder mit besonderem Förderungsbedarf im ghanaischen Bildungssystem? Wie fördert die Regierung Ghanas inklusive Bildung? Wie kann man inklusive Bildung, z.B. mit Hilfe der Zivilgesellschaft, bestmöglich fördern und die Herausforderungen für Kinder mit besonderem Förderungsbedarf minimieren?