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Ziel war es, unter Einbeziehung von Politikern, Wissenschaftlern und Vertretern der Zivilgesellschaft die in der gegenwärtigen Islam-Debatte diskutierten vier Themenkomplexe: Multikulturalismus und Integration, Image des Islam, Radikalisierung und Euro-Islam im Lichte der unterschiedlichen britischen und deutschen Erfahrungen zu beleuchten.
Die deutsche Politik war mit Armin Laschet MdL in Nordrhein-Westfalen und der früheren Bundesjustizministerin Prof. Herta Däubler-Gmelin hochrangig vertreten. Als Vertreter von Presse und Zivilgesellschaft sprach Journalist Jörg Lau (Die ZEIT). Auf britischer Seite konnten u. a. die außenpolitische Sprecherin der Liberaldemokraten, Baroness Kishwer Falkner, der konservative Parliamentary Private Secretary der muslimischen Ministerin ohne Geschäftsbereich Baroness Warsi, Eric Ollerenshaw MP, der Islamwissenschaftler Tariq Ramadan und die Vorsitzenden der sunnitischen bzw. schiitischen Islamverbände Großbritannien gewonnen werden.
Die Vorträge erlaubten mit dem geladenen Fachpublikum von über 100 Personen eine bisweilen kontroverse, aber immer sachliche Diskussion. Dabei wurde deutlich, dass der vieldeutige Begriff des "Multikulturalismus" auf muslimischer Seite nach wie vor positiv besetzt ist und seine Kritik spezifiziert werden muss, um nicht als populistische Islam-Kritik missverstanden zu werden. Dabei anerkannten die britischen Redner in geringerem Maße als die deutschen einen staatlichen Auftrag, als Teil von Integration auch Nationalbewusstsein und Achtung der demokratischen und rechtsstaatlichen Grundwerte zu fordern und zu fördern, bietet doch die Tradition der "Britishness" seit den Zeiten des Empire Raum für ein Nebeneinander verschiedener Ethnien und Religionen - bei Loyalität gegenüber der Krone.
Überwiegende Einigkeit bestand darin, dass die (theologische) Entwicklung eines "Euro-Islam" problematisch ist, da es nur einen Islam gebe. Nötig seien moderne Interpretationen, die aber von den Muslimen selbst geleistet werden müssen. Prof. Tariq Ramadan distanzierte sich von dem Begriff insofern, als er die Einheit des Islam durch Abspaltung eines "säkularisierteren" europäischen Islam gefährde, erkannte aber die generelle Notwendigkeit einer neuzeitlichen und kontextualisierten Auslegung der islamischen Schriften (z.B. bzgl. Frauenrechten) an.
Als Erfolg der Konferenz ist neben den inhaltlichen Ergebnissen das Zustandekommen von Begegnungen zwischen Akteuren aus Deutschland und Großbritannien, aber auch zwischen den Spitzen der britischen Islam-Verbände zu werten.