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Die "Operation Nachfolge" hat Wladimir Putin von langer Hand geplant und alles dafür getan, dass sein Wunschkandidat Dmitrij Medwedew als neuer Herr in den Kreml einzieht. Schließlich ist nur so gewährleistet, dass der mächtige Vorgänger die Fäden in der Hand behält, wenn er künftig als Ministerpräsident die Geschicke des Landes lenken will - zusammen mit seinem politischen Ziehsohn. Tolerant, höflich, gebildet und vor allem politisch liberal - so wird der Jurist und ehemalige Gasprom-Chef Medwedew allenthalben beschrieben und dem Westen präsentiert. Doch wer ist Dmitrij Medwedew wirklich? Kenntnisreich und lebendig porträtiert der Russland-Kenner Boris Reitschuster den Mann, der ab Mai 2008 der offizielle Herr im Kreml ist. Wird Medwedew den Kurs Putins fortführen, die Macht der Geheimdienste weiter stärken und den neuen Großmachtanspruch des Landes aufrechterhalten? Kann er zugleich seinem liberalen Image gerecht werden und seine Versprechen für mehr Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit einlösen? Wird er die Ränkespiele um Macht und Einfluss von Seiten Putins, aber auch der Clans und Apparatschiks im Kreml kontrollieren können? Oder wird er sich von Putin emanzipieren, gar nach einer Anstandsfrist dessen politisches Vermächtnis in den Wind schlagen? Reitschuster porträtiert Dmitrij Medwedew als Mensch und als Politiker, als Mann mit vielen Gesichtern und Möglichkeiten. Er beschreibt seine Kindheit, seinen Werdegang und seine politische Karriere, untersucht seine Worte und Taten. Damit der Westen weiß, auf was für eine Entwicklung er sich in den nächsten Jahren einstellen muss.
Boris Reitschuster: Nach dem Abitur am humanistischen Gymnasium bei St. Stephan in Augsburg im Jahr 1990 legte Reitschuster am Wissenschaftlichen Zentrum der Moskauer Ökonomisch-Statistischen Hochschule die Prüfung als Dolmetscher ab. Von 1992 bis 1994 war er Moskau-Korrespondent für das Deutsche Allgemeine Sonntagsblatt, das Darmstädter Echo und die Thüringer Allgemeine. Nach einem Volontariat bei der Augsburger Allgemeinen Zeitung von 1995 bis 1997 arbeitete er zunächst für die Nachrichtenagenturen dpa und AFP in Augsburg und München. Seit November 1999 ist er Leiter des Moskauer Büros des Nachrichtenmagazins Focus.