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Am Stephansplatz in Hamburg steht ein imposantes Gebäude: die Alte Oberpostdirektion. Bis vor einigen Jahrzehnten verwaltete der Staat an diesem Platz die Verteilung der Post, stellte Briefträger ein - und bewirtete Reisende, die hier Station machten. Ab den späten 1870ern regelte die Oberpostdirektion auch die Einrichtung von Telegraphenlinien, nahm öffentliche Sprechstellen in Betrieb und erweiterte die Fernsprecheinrichtungen. Der Klinkerbau war ein Umschlagplatz für mündliche und schriftliche Kommunikation, ein Knotenpunkt für den Wissenstransfer.
Die Demokratie ist nicht selbstverständlich…
Diese Funktion erfüllt der Stephansplatz seit Kurzem wieder: Direkt gegenüber befindet sich seit diesem Jahr der Sitz des Politischen Bildungsforums Hamburg der Konrad-Adenauer-Stiftung. Bildungsarbeit als Kommunikation verstanden, ist Wissensvermittlung: in Vorträgen, Diskussionsveranstaltungen, Workshops, Seminaren und Exkursionen. Der Ort ist also passend gewählt, denn den Wissenstransfer braucht es heute mehr denn je. Und so wurden die neuen Räumlichkeiten am Stephansplatz am 18. Mai mit einem feierlichen Symposium eingeweiht, zusammen mit der offiziellen Einführung der Leiterin des Bildungsforums und zugleich Hamburger Landesbeauftragten, Frau Dr. Karolina Vöge.
...deswegen müssen insbesondere junge Menschen gefordert und gefördert werden
Seit 1955 betreibt die Konrad-Adenauer-Stiftung politische Bildungsarbeit in Deutschland, berichtet Andreas Kleine-Kraneburg, Stellvertretender Leiter der Politischen Bildung der KAS. Das ist heute genauso wichtig wie damals, denn „demokratische Systeme sehen ständig neuen Herausforderungen entgegen“. Die Demokratie ist nicht selbstverständlich, deswegen müssen insbesondere junge Menschen gefordert und gefördert werden, gebildet, damit sie sich orientieren und Urteile fällen können, so Kleine-Kraneburg.
Unsicherheit, trotz wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Stärke
Gerade die jüngeren Menschen in Deutschland geben Anlass zur Hoffnung: Prof. Dr. Beate Neuss ist Stellvertretende Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung und Professorin an der TU Chemnitz. Sie spürt „eine gewisse Resilienz gegenüber Hysterie“ bei ihren Studenten – und berichtet stolz, dass auch an ihrem Universitätsstandort Pulse-of-Europe-Kundgebungen stattfänden.
Die Chemnitzer Europa-Demonstranten gehören damit zu den 95 Prozent der Deutschen, die froh seien, in Europa zu leben. Diese Zahl hat Meinungsforscher Klaus-Peter Schöppner ermittelt und er hat noch weitere positive Nachrichten: Auch die Demokratiezufriedenheit ist in den letzten Jahren konstant geblieben. Doch obwohl Deutschland ein reiches, wirtschaftlich, sozial und kulturell starkes Land ist, seien die Menschen beunruhigt. Angst vor Armut, demografischer Wandel, Migration, die Folgen der Finanzkrise, Globalisierung und Informationstechnologien sind die Gründe für diese Unsicherheit, sagt Schöppner.
Fehlendes Vertrauen in Politiker
Doch eines der Hauptprobleme: Die Bürger vertrauten Politikern nicht mehr und hätten das Gefühl, dass sich die Volksvertreter nicht mehr den wirklichen Problemen widmeten. Stattdessen herrsche das Gefühl vor, der Staat würde willkürlich mit den Finanzen haushalten und sich nur um Randgruppen kümmern, so Schöppner: „Die Deutschen verstehen die Politik nicht mehr.“ Schuld daran seien auch "Kenntnis- und Informationsdefizite".
Es braucht Bildung und eine Vertrauensrenaissance
Damit Politiker und Bürger wieder zusammenkommen, brauche es sowohl die politische Bildungsarbeit als auch eine Vertrauensrenaissance. „Die Politik muss die Bürger wieder mitnehmen, denn die Zukunft ist etwas Positives“, motiviert Schöppner. Der Politiker von heute soll einer repräsentativen Umfrage zufolge aufrichtig und glaubwürdig sein, sagt der Meinungsforscher. Das sei den meisten sogar noch wichtiger als Kompetenz. Dazu schlägt er unter anderem vor, dass Politiker verständlicher kommunizieren, empathischer sind und mitmachen, statt auszugrenzen – und sich natürlich um die Themen kümmern, die die Menschen betreffen - Sicherheit beispielsweise. Schöppner schlägt eine Wortkombination vor, die das Ziel des Zusammenkommens zwischen Wähler und Gewählten verdeutlichen soll: Fair-Trauen.
„Mit Vertrauen in die Zukunft, um Lust auf Zukunft zu machen“
Das führt uns wieder zurück zum Anfang: Wenn man seine Briefe, Pakete und Sendungen der Post überlässt, vertraut man dem Unternehmen wertvolles Gut an. Das gelte auch für die Politik: Ein solches „Vertrauen müssen wir mit Bedacht pflegen und begründen“, sagt Beate Neuss. Und genau das ist eine der Aufgaben des Bildungsforums: „das Vertrauen in die Demokratie und deren Institutionen zu stärken“, gerade deswegen sei die neue Niederlassung des Bildungsforums ein „Ort der Transparenz, der Modernität und der Bürgernähe“, so Beate Neuss, die weiterhin ausführte: „Wir brauchen interessante Instrumente um eine stärker gebildete Bevölkerung zu erhalten, die sich mit komplexen Inhalten auseinandersetzt.“ Und so fasste Dr. Roland Heintze, Landesvorsitzender der CDU Hamburg, die Impulse des Abends zusammen als eine Aufforderung: „Mit Vertrauen in die Zukunft, um Lust auf Zukunft zu machen“, denn, so sagte Adenauer bereits: "Nur Optimisten können die Welt verändern.“