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Konrad Weiß leitete sein Thema ein, indem er auf die Frage einging „Wie schmeckte die DDR?“. Eine interessante Frage, die als Überleitung zu dem Aspekt des Wirtschaftsmodells der DDR genutzt wurde. Die Marktwirtschaft in der DDR wurde durch zentralistische Planwirtschaft ersetzt. Diese schränkte die Freiheit der Menschen gewollt ein, um sie in Abhängigkeit und Demut zu halten.
Hauptpunkte waren die SED und die Blockparteien, die sich zwar zunächst eigenständig nach dem Krieg bildeten, bald danach aber gleichgeschaltet und zu sogenannten „Blockparteien“ geformt wurden. Diese waren unter die Herrschaft der SED gestellt. Konrad Weiß betonte, dass die SED für die Entmündigung der Bürger, Resignation und Zerstörung ganzer Familien sowie unzähliger weiterer Verbrechen verantwortlich war. Als Beispiel für die vielen tragischen Schicksale jener Zeit und für die bitteren Konsequenzen, die vermeintlich freie Entscheidungen in der Unfreiheit eines totalitären Regimes haben können, führte Konrad Weiß den Christdemokraten Georg Dertinger an, der zu den Mitbegründern der CDU in der Sowjetischen Besatzungszone gehörte und sich zur Zusammenarbeit mit den Kommunisten bereit erklärte. Dertinger war 1949 zum Außenminister erklärt worden und regelte die Beziehungen zu Polen, wobei er 1953 mit dem Orden „Polonia restituta“ ausgezeichnet wurde. 14 Tage später jedoch wurde er von der Staatssicherheit verhaftet und später als angeblicher „Anführer einer Verschwörergruppe“ zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Der Referent ließ in seinem Vortrag auch die Erziehungs- und Jugendpolitik nicht außer Acht, die in der DDR eine wichtige Rolle spielte. Kinder wurden als Teil eines Kollektivs gesehen und sollten schon früh militärisch begeistert werden. In der Schule wurde das Spannungsverhältnis zwischen Freiheit und Unfreiheit besonders deutlich. Wer nicht mitmachte, wurde ausgegrenzt. Die Kontrolle der SED ließ aber auch vor dem Glauben und der Religion nicht halt. Die Jugendweihe war exemplarisch für das Spannungsfeld zwischen Freiheit und Unfreiheit, in das Eltern wie Kinder häufig gerieten. Besonders massiv und unerbittlich aber war die Einflussnahme und Indoktrination der SED in den zahlreichen militärischen und paramilitärischen Strukturen der DDR, die alle Lebensstufen einbezog. Wehrunterricht, Volksarmee und Militärdienst sowie weitere Organisationen waren sowohl für Männer als auch für Frauen Pflicht.
In seinem Schlusswort machte Konrad Weiß deutlich, dass auch in der Diktatur der Alltag ein Alltag ist. Die Bürger in der DDR hatten keine andere Wahl als sich einzurichten und mit den Verhältnissen zurecht zu kommen. Für die Meisten war es wohl ein ständiges Auf und Ab. Phasen der Anpassung und des Ausweichens, der Flucht nach innen und des Widerspruchs wechselten sich ab mit Gleichgültigkeit und der Suche nach Identifikation. Umso wichtiger war es, dass es auch in der DDR Menschen gab, die ihre Menschlichkeit nicht verloren haben. „Und vielleicht war dies ja wirklich die einzig freie Entscheidung in der Unfreiheit, die jedem und jeder jederzeit auch in der SED-Diktatur offengestanden hat: Mensch zu sein und Mensch zu bleiben.“