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"Für die Zukunft wachsamer": Was wir aus Ereignissen und Debatten des Jahres 1968 lernen können

Eine Bilanz des Wiesbadener Tischgesprächs 13. Juni 2018

"'68' hat nicht triumphiert. Gott sei Dank." Dieses Fazit zog Sven-Felix Kellerhoff, Leitender Redakteur für Zeit- und Kulturgeschichte der Tageszeitung "Die Welt", im Wiesbadener Tischgespräch der Konrad-Adenauer-Stiftung.

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Zu den Lehren des Jahres 1968 zählte der diese Erkenntnis: „Lassen Sie uns nicht gute Medienarbeit verwechseln mit wirklicher Bedeutung! Ohne Zweifel waren viele Hauptprotagonisten von '68' instinktiv hervorragende Selbstdarsteller. Aber man konnte und kann sich diesem Sog immer entziehen.“ Viele Autoren, die sich mit dem Phänomen 1968 befassten und hohe Beachtung erfuhren, entstammten dem Umfeld oder dem Kern von SDS und Apo. Deshalb Kellerhoffs zweite Schlussfolgerung : „Überlassen wir niemals wieder den Protagonisten einer wie auch immer beschaffenen gesellschaftlichen Gruppe die Deutungshoheit über ihre eigene Wirkung und Bedeutung!“

Der Berliner Journalist und Historiker erläuterte seine These, „viele gefühlte Veteranen und Bewunderer dieser ‚Bewegung‘ fühlten sich fälschlicherweise mitverantwortlich für die Bildungsreformen, die Aufarbeitung der NS-Verbrechen, ja die gesamte Liberalisierung der Bundesrepublik und natürlich die sexuelle Befreiung. Nichts davon trifft zu.“ Nachdem Georg Picht 1964 eine „Bildungskatastrophe" prophezeit hatte, seien etwa bereits vor 1968 die Gründung vieler neuer Hochschulen beschlossene Sache gewesen. Die juristische Aufarbeitung der NS-Verbrechen habe bereits 1958 mit dem Ulmer Einsatzgruppenprozess begonnen. Kellerhoff räumte ein: „Natürlich gab es 1967/68 trotzdem einen Schub gesellschaftlicher Modernisierung. Er fand im privaten, im familiären Leben statt und war ebenfalls Folge eines Generationswechsels.“

Als vierte Lehre nannte Kellerhoff, der “Hunderte Seiten Dutschke im Original gelesen“ hat : „Setzen wir uns auseinander mit dem, was politisch agierende Menschen von sich geben! Nehmen wir ihre Aussagen ernst, versuchen wir zu verstehen, was sie wirklich sagen.“ Über Dutschke spricht der Redakteur der „Welt“ ein klares Urteil: „Er konnte keinen klaren politischen Gedanken formulieren! Seine Texte sind ein Konglomerat aus Floskeln, marxistisch aufgeladenem Soziologen-Kauderwelsch und Anleihen beim Maoismus. Der Mann war aber sicher charismatisch, vielleicht sympathisch, aber kein begnadeter Theoretiker, sondern ein Phrasendrescher. Er war ein kruder Agitator einer im Kern menschenfeindlichen Ideologie.“ Kellerhoff bedauerte ausdrücklich, dass heutzutage, 50 Jahre nach „1968“, im Deutschen Bundestag und anderswo Politiker Beifall für „Reden mit menschenfeindlichem Gehalt“ erhielten.

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