Nach Begrüßung und inhaltlicher Einführung durch Moderatorin Eva Morlang skizzierte Tamara Ikhaev, „leidenschaftliche Frankfurterin“ und bis Dezember 2021 Präsidentin des Verbandes Jüdischer Studierender Hessen (VJSH), zunächst ihr vielseitiges Engagement („Ich habe immer ein Projekt, an dem ich arbeite und gefühlt fünf Vollzeitbeschäftigungen.“) wie Führungen in der Frankfurter Synagoge oder als Jugendleiterin im Gemeindezentrum und als Sport-Referentin von Makkabi in Ferienlagern von der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST). Sie selbst sei eine gläubige Jüdin, die den Schabbat einhalte: „Dann benutze ich an meinem Ruhetag auch nicht das Handy.” Außerdem nehme sie nur koscheres Fleisch zu sich und hält sich mehr oder weniger an „Kaschrut“, also die koscheren Speisegesetze. „Deshalb weiß ich auch nicht, wie ein Cheeseburger schmeckt.“ Sie betont jedoch, dass das Judentum sehr bunt sei und sich nur eine Minderheit an diese Regeln hielte. „Ich möchte meinen Beitrag leisten, die jüdische Tradition weiterzugeben“ – auch wenn das z.B. schon bedeutet hat, auf den eigenen Abiball zu verzichten.
Nach diesen sehr persönlichen Einblicken fragte Eva Morlang, wie man sich das Leben als Jüdin in Deutschland vorstellen könne. Vor allem die „großartige jüdische Gemeinde“ und ihre Familie seien hier sehr wichtige Pfeiler, so Tamara Ikhaev. Sie wüsste aber, dass jüdische Jugendliche aus anderen deutschen Städten nicht die Erfahrungen hätten, wie sie in Frankfurt mit den vielfältigen jüdischen Einrichtungen, zu denen nun auch der VJSH zähle.
Trotzdem müsse sie sich im Alltag leider vorsichtig verhalten. So trage sie z.B. keine Kleidung mit jüdischen Symbolen oder hebräischen Schriftzügen. Als sie früher einmal eine Kette mit hebräischen Buchstaben trug, wurde sie auf der Straße angespuckt.
Das Gedenken an die Shoah spiele für sie als „leidenschaftliche Nachdenkerin“ eine große Rolle: „Was müssen wir heute und morgen machen, damit in der Zukunft nicht wieder so etwas Schlimmes passiert? Das ist für mich Gedenken. Wir müssen persönliche Geschichten erzählen.“ Es sollten sich alle verantwortlich fühlen. Antisemitismus komme aus vielen Gruppen, nicht nur von Muslimen und Rechtsextremisten. Der Kampf dagegen sei eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft.
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