Event reports
Manutscharjan richtete einen nüchternen Blick auf das Land am Hindukusch: „Wir sind im Mittelalter. Vergeblich hat der Westen versucht, einen gesellschaftlichen Umbruch mit militärischer Gewalt zu erzwingen. Die meisten Afghanen verstehen nicht, mit welcher Dringlichkeit der Westen seinen politischen Auftrag erfüllen will. Selbst wenn wir 100 000 neue Soldaten schicken, wird das nichts ändern.“ Die Frustration der Bevölkerung über die desparate Lage des Landes schaffe Unterstützung für die islamistischen Taliban. Dennoch plädiert der Historiker keineswegs für einen Rückzug der westlichen Truppen: „Wenn der Westen Afghanistan jetzt verlässt, wird das Land zusammenbrechen. Eine neue Regierung würde in üblerer Weise herrschen als das Taliban-Regime bis 2001.“
Die Entwicklung im Nachbarland Iran kennzeichnete Manutscharjan als „vorrevolutionäre Situation“: „Führende Unternehmer und Geistliche wissen, dass die Islamische Republik in ihrer derzeitigen politischen wie wirtschaftlichen Verfassung keine Perspektiven bietet.“ Mit Sorge beobachtet Manutscharjan, dass Präsident Mahmud Ahmadinedschad offen die Bereitschaft seines Landes demonstriert, Massenvernichtungswaffen gegen seine Nachbarn einzusetzen. Erst in diesen Wochen habe das Regime verstanden, dass es US-Präsident Barack Obama gelungen sei, Russland in die Initiativen des Westens gegen eine atomare Bewaffnung Irans einzubinden. Präsident Ahmadinedschad und seinen Befürwortern sei klar, dass ein international isoliertes iranisches Regime massive innere Unruhen nicht intakt überstehen werde.