Event reports
Im Kasseler Gespräch schilderte Dr. Otmar Oehring, Leiter der Fachstelle Menschenrechte des internationalen Katholischen Missionswerkes missio, die Situation der Christen in verschiedenen Ländern des Nahen Ostens.
Der anhaltende Exodus von Christen aus dieser Region habe unterschiedliche Ursachen. Häufig seien die schlechten wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse dafür verantwortlich. Auch wenn die nahöstlichen Christen von der muslimischen Bevölkerungsmehrheit nicht grundsätzlich abgelehnt würden, würden sie doch gesellschaftlich ausgegrenzt. So könnten Christen in der Regel keine wichtigen Positionen in Politik, Verwaltung und Militär einnehmen.
Nach wie vor seien irakische Christen einer massiven Bedrohung ausgesetzt. Viele seien Opfer von Gewalt geworden und hätten ihre Existenzgrundlage verloren. Man könne, so Oehring, derzeit nicht absehen, wie die Zukunft des Irak und damit die der christlichen Minderheit aussehen werde. Auch die Lage der syrischen Christen werde zunehmend angespannter. Zwischen dem Irak unter Saddam Hussein und Syrien gebe es eine für Christen möglicherweise nicht ungefährliche Parallele. Ähnlich wie Saddam Hussein hätten auch der im Jahre 2000 verstorbene Machthaber Hafiz al-Assad und sein Nachfolger Baschar al-Assad die christliche Minderheit, die über einen vergleichsweise hohen Bildungsgrad verfüge, zur Stärkung der eigenen Machtbasis eingebunden. Wie im Irak unter Saddam Hussein könnten sich die Christen auch in Syrien nicht gegen diese Vereinnahmung durch das Regime wehren.
Mit dem Arabischen Frühling verbänden viele Christen die Hoffnung auf mehr gesellschaftlicher Teilhabe verbinden. Doch die Revolutionsbewegung habe auch große Ängste hervorgerufen. Am Beispiel Ägyptens erläuterte Dr. Oehring wie Christen gemeinsam mit Muslime für ein selbstbestimmtes Leben demonstriert hätten. Viele wünschten sich einen säkularen Staat, der die Trennung von Staat und Religion sowie die Gleichberechtigung von Mann und Frau vorsehe. Ob diese Forderungen jemals Realität würden, bleibe jedoch abzuwarten.