Der 54jährige Medienunternehmer erklärte: „Da sich die Werbemärkte in den letzten beiden Jahrzehnten fundamental verändert haben, sind Qualitätsmedien maßgebliche Einnahmequellen weggebrochen. Dank der neuen digitalen Angebote haben sich die Deutschen dennoch noch nie so günstig mit Nachrichten versorgen können wie heute: So gesehen hatte es der Leser noch nie so gut wie heute.“
Die digitalen Angebote eröffnen demnach Chancen, benötigten aber einen sinnvollen rechtlichen Rahmen. In sozialen Netzwerken bestehe derzeit ein „Plattformprivileg“, das Aussagen, die Journalisten nicht treffen dürfen – etwa Aufrufe zu Gewalt und Hass – ermögliche. Den Plattformen hätten sich quasi rechtlose Räume eröffnet, die der Gesetzgeber schließen müsse. Turner begrüßte, dass auf der europäischen Ebene an neuen Gesetzesvorhaben gearbeitet werde. Er forderte, das Presserecht solle für alle Medien gelten, „auch für die sozialen und asozialen Medien“: „Was jede kleine Zeitung erfüllen muss, soll großen Plattformen nicht gelingen?“
Die von Turner gegründete MediaTech-Gruppe Trafo entwickelt und unterstützt neue Medientechnologie-Firmen und gibt neue Medienangebote heraus, mit dem „China.Table“ beispielsweise einen tägliches Professional Briefing für China-Experten: „Wir investieren in die redaktionelle Qualität und senken die Transaktionskosten. Die Gelegenheit, eine Tageszeitung auf den Markt zu bringen, war übrigens nie so gut wie heute. Hier ist die Digitalisierung ein Freund. Deshalb leben wir in einer Gründerzeit.“
Um unsere deutsche Medienvielfalt beneideten uns – so Turner – viele Menschen auf der Welt: „Branchenfremde Oligarchen sind bei uns nicht im Spiel. Das fällt uns häufig nicht auf.“ Turner verwies auf das „Zeitungssterben“ in den USA, wo in zahllosen Landkreisen keine Tageszeitung erscheine: „Der gesellschaftliche Zusammenhalt sinkt wie die Wahlbeteiligung. Und die Korruption steigt, wenn Journalisten nicht berichten.“
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