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Eingeleitet wurde die Veranstaltung von Anna Jandrey, der stellvertretenden Leiterin des KAS-Büros in Jerusalem, die über die Arbeit und Aufgaben der Konrad-Adenauer-Stiftung in Israel, die deutsch-israelischen Beziehungen sowie über die gegenwärtigen und zukünftigen gesellschaftspolitischen Herausforderungen in dem Heiligen Land sprach. Darüber hinaus stelle sie die neuste Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung zum Thema „Ein schwieriges Beziehungsgeflecht? - USA, Deutschland, Israel und die Palästinensischen Gebiete in der Gesamtsicht“ vor. Bei der darauffolgenden gemeinsamen Diskussion standen Fragen zur Rolle des Militärs in der israelischen Gesellschaft, zur aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten als auch zu den anhaltenden Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern im Fokus. Im Anschluss stellten drei Projektmanager einige ihrer Projekte in Israel näher vor, die von ökologischen Initiativen bis hin zu interreligiösem und interkulturellem Dialog reichen.
Die zweite Gesprächsrunde begann mit einem Vortrag von Mitchell Barak, Gründer von KEEVON Global Research und langjähriger Partner der KAS, in dem er auf die Entwicklungstrends und Strukturen der israelischen Gesellschaft und Politik detailliert einging. Dabei machte er auf die innergesellschaftlichen Spannungen in Israel aufmerksam, die durch eine hohe Einkommensschere, religiöse Vielfalt und politische Spaltung im Land entstehen. Des Weiteren beleuchtete er die Situation der Palästinenser in Gaza sowie dem Westjordanland und betonte im Hinblick auf den Nahostkonflikt, dass beide Seiten, sowohl Israelis als auch Palästinenser, mehr für den Friedensprozess tun müssen. Während der anschließenden Diskussion hinterfragten die Stipendiaten der Konrad-Adenauer-Stiftung insbesondere die Integration von ultra-orthodoxen Juden und arabischen Israelis im Land und erfuhren, welche Besonderheiten der interkulturelle Konflikt in Israel aufweist.
Nach einer kurzen Pause sprach das Manof Forum, das sich aus jungen Aktivisten der Likud-Partei zusammensetzt, über ihre Arbeit, Ideen und Ziele. Die vier Vertreter des Forums erklärten den Stipendiaten der KAS, dass ihr Fokus hauptsächlich auf der Wirtschaftspolitik liege, da sich die jüngeren Generationen in Israel immer stärker mit diesem Thema beschäftigen. Es entstand eine lebhafte Diskussion mit den Stipendiaten über die politischen Interessen und Wünsche junger Israelis, die politische Ausrichtung Israels, Israel als Start-Up Nation, die hohen Lebenserhaltungskosten sowie die große Armut der ultra-orthodoxen Juden im Land. Dabei wurde deutlich, dass die jungen Likud-Aktivisten großen Handlungsbedarf in den sozialen und wirtschaftlichen Bereichen des Landes sehen. Soziale und wirtschaftliche Probleme könnten laut des Manof Forums vor allem durch eine liberalere Politik und den Aufbruch von Kartellstrukturen im Land gelöst werden. Die Stipendiaten reagierten trotz kritischer Fragen sehr interessiert und überrascht auf die Ansichten der jungen Aktivisten.
Nach dem Abendessen widmete sich schließlich Eran Tzidkiyahu den interreligiösen Spannungen und Konflikten in Jerusalem, mit Schwerpunkt auf den Tempelberg. Dabei stellte er in einem Vortrag die historischen Entwicklungen und Ereignisse sowie die Ursachen für die konflikthaften Auseinandersetzungen zwischen Juden und Muslimen auf dem Tempelberg dar. Insbesondere die Gegenüberstellung der jüdischen und palästinensischen Nationalbewegungen sowie die Betonung der Bedeutung des Tempelbergs für das Judentum und den Islam zeigte die ideelle und religiöse Spaltung an diesem Ort auf. Eran Tzidkiyahu betonte, dass es trotz Klärung der Entstehungsursachen für den Konflikt auf dem Tempelberg in Jerusalem nach wie vor einer Lösung bedarf und dass diese Lösung für den Friedensprozess zwischen Israelis und Palästinensern essentiell ist. Tzidkiyahu verwies dahingehend auf pragmatische Lösungen wie intensive interreligiöse Gespräche, die Festlegung von Gebetszeiten für die verschiedenen Glaubensrichtungen und die Aufklärung und das Lernen über andere Religionen, das den gemeinsamen Respekt füreinander fördern kann.
Alles in allem zeigte das Seminar den Stipendiaten der Konrad-Adenauer-Stiftung, dass es in Israel nicht nur um den Konflikt mit den Palästinensern geht. Ganz im Gegenteil: Neben den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen, mit denen das noch junge Land derzeit konfrontiert wird, wurde ebenso deutlich, dass auch friedliche Ko-Existenz von verschiedenen Religionen und Kulturen möglich ist und dass Israel ein Hort der Stabilität und Demokratie im Nahen Osten darstellt.