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Der Iran hingegen sei im Irak bereits im Einsatz. In den vergangenen Tagen hatte es vorsichtige Annäherungen und Gespräche zwischen den USA und dem Iran angesichts der bedrohlichen Sicherheitslage im Irak gegeben. In Wien läuft derzeit die fünfte Verhandlungsrunde über das iranische Atomprogramm und die amerikanischen und iranischen Vertreter hatten bereits am Montag dieses Treffen für eine Erörterung der irakischen Krise genutzt.
Denn seit mehr als 35 Jahren – seit der Revolution im Iran und der Besetzung der US-Botschaft in Teheran im Jahr 1979 - ist das Verhältnis zwischen den USA und Iran zerrüttet. Die anti-amerikanische Propaganda sei in Teheran zwar immer noch aktuell, aber die Slogans sollten nicht überbewertet werden, meint Ernst. Denn die Regierung habe vielmehr existentielle Sorgen. Der Krieg ziehe weite Kreise und setze insbesondere die schiitischen Regionen unter einen starken militärischen Druck. „Die iranische Regierung möchte daher keine verschiedenen Fronten aufrechterhalten“, sagte Ernst.
Wenn die Amerikaner dazu bereit wären, den Jahrzehnte dauernden Bruch zu überwinden, wäre der Iran in einer besseren Ausgangsposition bei der Bekämpfung der sunnitische Terrorgruppe "Islamischer Staat im Irak und in Syrien" (Isis). Der Nahost-Experte gab zu bedenken, dass es auch für die Wiederannäherung der Iraner an die USA hilfreich sei, wenn die Amerikaner die Iraner bei der Verteidigung der wichtigen schiitischen Heiligtümer im Irak, und insbesondere der durch Isis bedrohten Pilgerstätten Nadschaf und Kerbela unterstützen würden. Die religiöse Bedeutung dieser Stätten und ihr Schutz sei für den Iran ideologisch viel wichtiger als der Anti-Amerikanismus: „Es wäre für den Iran dann nur ein kleiner Schritt, die anti-amerikanische Rhetorik auf den Müllhaufen der Geschichte zu werfen“, so Ernst.