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Sidi Ould Cheikh Abdellahi ist am 25. März 2007 nach Angaben der Nationalen Unabhängigen Wahlkommission (CENI) mit 52,85 % im zweiten Wahlgang zum Präsidenten Mauretaniens gewählt worden. Abdellahi, der mit dem Slogan „Wandel innerhalb der Kontinuität“ antrat, gewann die Mehrheit in 11 von 13 Provinzen. Damit hat sich der Favorit gegen seinen Konkurrenten Ahmed Ould Daddah durchgesetzt, der lediglich in der Hauptstadt Nouackchott und seiner Heimatprovinz eine Mehrheit erringen konnte. Daddah hat seine Niederlage eingestanden und den Gang in die Opposition angekündigt. Die Wahlbeteiligung lag mit 67,48% leicht unterhalb der des ersten Durchgangs.
Nach dem ersten Wahlgang am 11. März konnte Abdellahi die Unterstützung durch die beiden dritt- und viertplazierten Kandidaten, den ehemaligen Zentralbankgouverneur Zeine Ould Zeidane und den Vertreter der Haratin Messaoud Ould Boulkheir, gewinnen. Mit Abdellahi gewinnt ein Vertreter des ehemaligen Präsidialregimes des 2005 durch einen Militärputsch gestürzten Präsidenten Taya. Abdellahi wird auch nachgesagt, die Unterstützung der seit dem Militärputsch regierenden Junta unter Oberst Vall zu genießen. Demgegenüber konnte Daddah auf die Fürsprache des schwarzafrikanischen Kandidaten Sarr und islamistischer Kreise zählen. Oberst Vall selbst hatte bereits frühzeitig eine eigene Kandidatur ausgeschlossen und kündigte nach dem Wahlsieg Abdellahis an, dass die Soldaten nunmehr in die Kasernen zurückkehren würden.
Die programmatischen Unterschiede zwischen Abdellahi und seinem unterlegenen Gegner Daddah, einem Vertreter der ehemaligen Opposition, waren insgesamt gering. Beide Kandidaten versprachen eine Konsolidierung der Demokratie und ein energisches Eintreten gegen die erst 1981 abgeschaffte Praxis der Sklaverei sowie eine gleichmäßigere Verteilung des Wohlstandes. Zudem entstammen beide Bewerber angesehenen arabisch-mauretanischen Familien.
Abdellahi, 69 Jahre alt, war unter dem gestürzten Präsident Taya u.a. Fischereiminister, ein im fischreichen Mauretanien nicht unwichtiges Amt, bevor er – in Ungnade gefallen – ins Exil gehen musste. Während des Wahlkampfes trat der als „Unabhängiger“ angetretene neue Präsident auch für die Aussöhnung der drei großen Bevölkerungsgruppen (Araber, Schwarzafrikaner und Haratin, d.h. die Nachfahren der Sklaven) ein, eine Aufgabe, die zur langfristigen Festigung demokratischer Strukturen und sozialer Stabilität von großer Bedeutung sein dürfte.
Nach dem reibungslosen Ablauf des ersten Wahlganges, ist nun auch der zweite Wahlgang nach Auffassung der internationalen Wahlbeobachter, u.a. der EU-Wahlbeobachtermission und den USA, gut verlaufen. Dies ist für das nordwestafrikanische Land ein riesiger Erfolg. Bereits der erste Wahlgang war von internationalen Beobachtern als weitgehend transparent und fair begrüßt worden. Auch die arabischen Medien hatten mit großem Interesse die Wahlen in Mauretanien verfolgt und sahen darin ein demokratisches Vorbild auch für andere Staaten der Region.
Der neue Präsident steht nun jedoch vor großen Herausforderungen. An erster Stelle ist sicherlich der Kampf gegen die Armut zu nennen. Wirtschaftswachstum und sozialer Ausgleich dürften daher zentrale Prioritäten sein. Im Bereich der internationalen Beziehungen wird sich der neue Präsident mit zwei innenpolitisch sehr umstrittenen Themen auseinandersetzen müssen. Zum einen ist dies die bisherige enge Zusammenarbeit mit den USA bei der Bekämpfung der internationalen Terrorismus, zum anderen die diplomatischen Beziehungen mit Israel. Beides ist in Mauretanien nicht unumstritten. Ob es dem siegreichen Kandidaten gelingen wird, wie angekündigt eine Regierung der nationalen Einheit zu bilden, werden die nächsten Tage zeigen.