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Im Juli 1952 verkündete Walter Ulbricht auf der II. Parteikonferenz der SED den „planmäßigen Aufbau des Sozialismus“, was forcierte Kollektivierung und staatliche Zentralisierung nach Vorbild der Sowjetunion bedeutete. Die Folgen: eine massive Ernährungskrise, die Vergrößerung der ökonomischen Not, ein Einbruch der industriellen Produktion.
Noch dazu wollte die SED-Führung im Mai 1953 die Arbeitsnormen um rund 10 Prozent erhöhen, während die Löhne unverändert bleiben sollten. Jetzt lief das Fass über. In mehr als 700 Orten der DDR gehen Menschen auf die Straßen – nicht mehr nur, um gegen die Erhöhung der Arbeitszeit zu protestieren, die mittlerweile schon zurückgenommen wurde. Es geht vielen Demonstranten darum, sich der wachsenden Bevormundung, Repression und Diktatur entgegenzustellen. Der Volksaufstand am 17. Juni 1953 wird – mithilfe sowjetischer Panzer – hart niedergeschlagen: 50 Menschen sterben, es kommt zu über 15.000 Verhaftungen.
Wir widmen uns dem Volksaufstand mit einer Veranstaltung im Koeppenhaus, dem Literaturzentrum in Greifswald. Wir fragen: Welchen Stellenwert besitzt der 17. Juni 53 im kollektiven Gedächtnis von Ost und West? Droht der 17. Juni in Vergessenheit zu geraten, vielleicht auch deshalb, weil er im Zuge des Gedenkens an die deutsche Einheit verdrängt wurde? Was kann man tun, um ihn wieder stärker ins Bewusstsein der Deutschen zurückzuholen, welche Geschichte birgt der Volksaufstand für das Verständnis der Gegenwart – hat er uns vielleicht gar mit Blick auf den Ukraine-Krieg etwas zu sagen?
Diese und andere Fragen stellen wir zwei Menschen, die sich ihm auf unterschiedliche Weise nähern:
Frank Goldammer, geboren 1975 in Dresden, ist einer der erfolgreichsten Schriftsteller Deutschlands. Der Durchbruch gelang ihm mit der Krimireihe um den Dresdner Polizisten Max Heller. 2019 veröffentlichte er den fünften Roman der Reihe: „Juni 53 – ein Fall für Max Heller“. Die Kriminalgeschichte spielt unmittelbar nach dem niedergeschlagenen Volksaufstand.
Anne Drescher, geboren 1962 in Lübz, ist Historikerin und ehemalige DDR-Bürgerrechtlerin. 1984 war sie eine der Mitbegründerinnen der „Frauen für den Frieden“. Heute ist sie Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Man sagt ja, dass sich Wissenschaft und Fiktion nicht vertrügen, und dass die Wissenschaft etwas anderes sei als das (fiktionale) Geschichtenerzählen. Aber kann das so stimmen? Denn es arbeiten doch immerhin beide – der Romanautor ebenso wie der Wissenschaftler – daran, dass die Vergangenheit erinnert wird und sie nicht in Vergessenheit gerät.
Nach einer Lesung und einem Impulsvortrag werden Anne Drescher und Frank Goldammer über die Bedeutung des 17. Juni und die Erinnerung an den Volksaufstand ins Gespräch kommen. Es moderiert Dr. Frank Wilhelm (Nordkurier).
Wir freuen uns auf Sie und Ihre Meinung zum Thema!
Eintritt, Snacks und Getränke sind kostenlos. Wir bitten um Anmeldung.
Program
Vorläufiges Programm
18.00 Uhr
Begrüßung
Dr. André Postert (KAS), Frank Wilhelm (Nordkurier)
18.10 Uhr
Lesung von Frank Goldammer
18.30 Uhr
Impuls von Anne Drescher
18.50 Uhr
Gespräch: Frank Goldammer, Anne Drescher, Frank Wilhelm
19.30 Uhr
Diskussion mit Publikum
20.00 Uhr
Ende der Veranstaltung / Signieren v. Büchern
Anmeldung
Wir bitten um Anmeldung via E-Mail
kas-mv@kas.de
oder über unsere Anmeldemaske.
Ort
Koeppenhaus
Bahnhofstraße 4-5
17489 Greifswald