Event reports
Vom 19. bis 20. Mai 2017 gingen 23 Frauen aus der gesamten Republik auf
Spurensuche in Berlin. Sie bewegten sich durch die Hauptstadt und fragten
nach den Einflüssen und Möglichkeiten von Frauen in der deutschen
Geschichte.
Den Einstieg bildete das politische Zentrum der Bundesrepublik, ein
Rundgang durch den Bundestag und das Reichstagsgebäude. Mit dem
Abgeordneten
Klaus-Dieter Gröhler
(CDU) erkundeten die Teilnehmerinnen
nicht nur die Gebäude, sondern auch die Geschichte des Ortes. Daran
schloss sich der Besuch der Villa Oppenheim in Charlottenburg-
Wilmersdorf an. Die Villa wurde 1881 vom Ehepaar Oppenheim als
Sommersitz errichtet. Seit 2012 ist das Gebäude Sitz des Museums
Charlottenburg-Wilmersdorf und widmet sich der Stadt- sowie
Kulturgeschichte.
Dr. Sabine Witt
, Leiterin der Villa Oppenheim, begrüßte
die Frauen. Im Anschluss entdeckten die Teilnehmerinnen selbstständig
den Ausstellungsbereich. Zum Ausklang gab
Brigitte Kippe
einen Einblick
in die aktuelle Frauenpolitik Berlins. Sie thematisierte dabei insbesondere
das Konzept ́Gender Mainstreaminǵ. Durch ́Gender Mainstreaming ́ soll
Geschlechtergerechtigkeit hergestellt und Entscheidungen darauf geprüft
werden, welche spezifischen Auswirkungen diese auf Frauen und Männer
haben.
Der zweite Seminartag begann mit einem Vortrag über brandenburgische
Kurfürstinnen im 16. und 17. Jahrhundert.
Ulrike Sträßner
(Universität Potsdam) stellte den Teilnehmerinnen drei Kursfürstenpaare vor und zeigte, dass ein geschlechterhistorischer Ansatz die häufig
männerzentrierte Forschung erweitern kann. Nicht allein die Kurfürsten
lenkten die Entwicklung des Landes, sondern das Paar bestimmte die
Politik. Dabei waren die Frauen zwar durch ihr biologisches Geschlecht den
Männern untergeordnet, das dynastische Geschlecht allerdings wertete sie
enorm auf und beeinflusste die zugewiesenen Rollen enorm.
Im Anschluss an diesen fundierten Vortrag besuchten die Teilnehmerinnen den
Deutschen Dom. Hier führte
Dr. Dorothea Zöbl
durch die Ausstellung. Zu
Beginn machte sie klar: Die Ausstellung thematisiert insbesondere den
männlichen Einfluss auf die Deutsche Geschichte. Der Referentin jedoch
gelang es auf außerordentliche Weise, die weiblichen Spuren aufzudecken.
Frauen spielten in allen Entwicklungen von 1789 bis 1989 eine wichtige
Rolle. Ihr Einfluss indes wurde damals nicht abgebildet.
Nach der Ausstellung führte Brigitte Kippe die Teilnehmerinnen sachkundig
durch Berlin. Sie besuchten verschiedene Denkmäler und endeten in der
Rosenstraße. Hier fanden 1943 die größten spontanen Proteste in der
Geschichte des Dritten Reiches statt, maßgeblich geprägt durch Frauen.
Hintergrund war die Verhaftung von Juden aus sogenannten „Mischehen“.
Ehefrauen und andere Angehörige sammelten sich daraufhin vor der
Haftanstalt in der Rosenstraße. Im Ergebnis wurden die Inhaftierten
entlassen. Es bleibt bis heute zwar unklar, welchen Einfluss die Proteste
konkret hatten. Dennoch zeugt die Rosenstraße von dem Mut und der
Willensstärke der Protestierenden.
Zum Abschluss des Seminars besuchten die Teilnehmerinnen schließlich
die Info-Box zum Wiederaufbau des Berliner Schlosses und der Errichtung
des Humboldt-Forums.
Steffi Brüning