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Die Konrad-Adenauer Stiftung M-V lud am 18. März 2015 zu Impulsvorträgen mit Diskussion über die Zukunft der Pflege in der Region der Mecklenburgischen Seenplatte nach Neubrandenburg ein. Redner waren Prof. Dr. Hans-Joachim Goetze von der Hochschule Neubrandenburg, die Sozialdezernentin des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte Ingrid Sievers sowie die Einrichtungsleiterin eines Krakower Pflegeheims Gritta Neumann. Knapp 80 Personen folgten der Einladung. Im Kern ging es um drei Fragen: Über die derzeitige Situation in der Pflege, über zukünftige Herausforderungen der Pflege und über erfolgversprechende Handlungsmöglichkeiten.
Den Anfang machte Frau Sievers und sie sprach zuerst vom demographischen Wandel und dass der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte eine „Schrumpfungsregion“ sei. Ursachen seien eine niedrige Geburtenrate, ein Wegzug insbesondere der jüngeren Generationen bei einem Verbleiben der Älteren in der Region. Ein steigendes Durchschnittsalter bewirke einen zunehmenden Bedarf an hausärztlicher Versorgung. Bei einer sinkenden Zahl von Haus- und Fachärzten entstünden Versorgungsprobleme. Da die meisten Menschen den Wunsch hätten, möglichst lange in den eigenen vier Wänden zu leben, steige der Bedarf an ambulanten Pflegekräften enorm an. Insgesamt gebe es im Landkreis MSE 84 zugelassene Pflegedienste und 40 vollstationäre Pflegestationen mit über 2700 Plätzen. Da die Kapazitäten bei den vollstationären Einrichtungen mit 98% fast ausgelastet seien, sei ein Ausbau unbedingt erforderlich. Frau Sievers Fazit lautete: Die Deckung des zukünftigen Pflegebedarfs im Landkreis MSE erfordert große Anstrengungen.
Ähnlich bewertete auch Herr Prof. Dr. Goetze die Situation. Goetze warb dafür, bei der Ausbildung junger Pflegekräfte anzusetzen und gegen ein weit verbreitetes Desinteresse junger Menschen am Pflegeberuf vorzugehen. Der Pflegeberuf gelte als wenig attraktiv, da er mit Stress, Erschöpfung, Hetze, aber auch mangelnder Wertschätzung sowie geringer Bezahlung verbunden werde. Und tatsächlich sei der Berufsalltag einer Pflegekraft vor allem aufgrund eines häufig anzutreffenden Personalmangels herausfordernd und stressig. Vor allem das Effizienz-Ziel sorge für eine Arbeitsverdichtung und einen hohen bürokratischen Aufwand. Ein zentraler Lösungsansatz sei, so Goetze, eine Verbesserung der Ausbildung. Goetze plädierte für mehr Pflegekräfte mit Hochschulausbildung. Ein wichtiges Ziel sei das Erreichen einer Akademisierungsquote von 20%. Dadurch könne eine deutliche Qualitätsverbesserung erreicht werden. Der „Bachelor am Bett“ solle verantwortlich Planen, Pflegeforschung betreiben und Versorgungsprozesse steuern können, sowie den Patienten sehen und darüber hinaus auch durch gezielte Reflektion erkennen, welche Hilfe der Patient gerade benötigt. Goetze forderte außerdem einen Ausbau der altersgerechten Infrastruktur, wie z.B. mehr abgesenkte Bordsteine. In ländlichen Regionen müsse viel nachgeholt werden. In der sich anschließenden Diskussion wurde Goetzes Forderung nach einer Akademisierungsquote kritisiert. Veranstaltungsteilnehmer wiesen darauf hin, dass es vor allem wichtig sei, dass Pflegekräfte „am Bett stehen“ und den Patienten begleiteten. Dafür sei ein Studium nicht zwingend erforderlich.
Der dritte Impulsvortrag von Frau Gritta Neumann befasste sich mit der praktischen Arbeit in Pflegeeinrichtungen. Frau Neumann gab zu Bedenken, dass die Bewohner nicht selten erst mit weit über 80 Jahren in die stationären Einrichtungen kämen und eine hohen Grad an Pflegebedürftigkeit aufwiesen. Der Personalschlüssel in MV sei problematisch; in Bayern z.B. stehe ein Patient mit Pflegestufe 3 einem Pfleger gegenüber; in MV hingegen sei ein Pfleger für 6 Bewohner mit PS3 zuständig. Problematisch sei auch ein hoher Krankenstand im Pflegebereich. Frau Neumann schlug als Lösungsansatz einen 5-Säulenplan vor. Dieser enthalte attraktive Rahmenbedingungen, höhere Löhne, eine höhere Quote von Fachkräften, eine hohe Attraktivität des Pflegeberufs sowie hervorragende Aufstiegschancen mit guter Ausbildung.
Im Rahmen der Podiumsdiskussion verwarf Prof. Goetze den Vorschlag, einen Mangel an Fachkräften mit Personen aus dem Ausland kompensieren zu können. Auch ethisch sei ein derartiges Vorgehen nicht vertretbar, da in den Herkunftsländern über kurz oder lang Probleme aufgrund fehlender Arbeitskräfte entstünden. Auch Gritta Neumann lehnte die Forderung nach ausländischen Pflegekräften ab. Probleme entstünden aufgrund von Sprachschwierigkeiten und kulturellen Unterschieden.
Fabian Fischer