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2013 führten Christiane Baumann und Gerrit Ebneter ein umfangreiches Interview mit dem Schriftsteller und Lyriker Reiner Kunze durch. Es ging um Kunzes Leben, um seine Lyrik und seine schriftstellerische Arbeit, um seine Erfahrungen in der DDR und später in der Bundesrepublik Deutschland. Aus diesen Interviewgespächen entstand die filmische Dokumentation ‚Frage & Antwort – Der Lyriker Reiner Kunze im Interview’. Ende August 2014 wurde diese Darstellung unter Anwesenheit der Filmemacher in Neubrandenburg in Latücht präsentiert.
Sehr schnell zeigte sich, dass es sich bei der Dokumentation um ein äußerst interessantes Zeitzeugengespräch handelt. Reiner Kunze gab höchst interessante Einblicke in sein Leben. Berichtet wurde z. B. von frühen politischen Auseinandersetzungen bereits Ende der 50er Jahre an der Universität Leipzig. Diese hatten nicht nur zu einem Lehrverbot und Abbruch des Promotionsvorhabens geführt, sondern ihm gesundheitlich so stark zugesetzt, dass er bereits damals an ein Verlassen der DDR dachte.
Einen kompletten Bruch habe es 1968 im Zuge des Einmarschs der SU in Prag gegeben. Aus Protest gegen die Invasion sei er aus der SED ausgetreten, woraufhin die Stasi mit Beobachtungen und Darangsalierungen reagierte. Aufgrund von Warnungen und weil er sich bedroht fühlte, habe er sich eine zeitlang versteckt gehalten. Als Folge der Veröffentlichung des Prosabands ‚Die wunderbaren Jahre’ 1976 in der Bundesrepublik sei er aus dem DDR-Schriftstellerverband ausgeschlossen worden. Dieser Ausschluss sei einem Berufsverbot gleichgekommen. Um einer drohenden mehrjährigen Haftstrafe zu entgehen, habe er schließlich einen Ausreiseantrag gestellt, der bereits innerhalb von wenigen Tagen genehmigt worden sei und direkt zur Ausreise geführt habe.
In der Bundesrepublik seien vor allem Konflikte mit links dominierten Intellektuellen-Kreisen belastend gewesen. Kontakte etwa zu Helmut Kohl hätten zu Häme, Anfeindungen und Distanzierungen geführt; ebenso sein Festhalten an der Wiedervereinigung. Sein vernichtendes Urteil über die DDR habe ihn schließlich zu einem Feind der Linksintellektuellen werden lassen, die im sozialistischen System einen neuen Anfang für die Menschheit sahen und es für das bessere System hielten.
Kunze lebt seit vielen Jahren in Erlau bei Passau.
