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Obwohl dieses Jahr ein Meilenstein in der Geschichte der deutschen Demokratie, das 100-jährige Bestehen des Frauenwahlrechts, Anlass zur Freude sein könnte, vermitteln die aktuellen Statistiken einen besorgniserregenden Trend.
Im Jahr 2017 sank der Frauenanteil im Deutschen Bundestag mit 30,9 Prozent auf das Niveau von 1998: Nicht einmal jedes dritte Parlamentsmitglied ist weiblich. Und auch im niedersächsischen Landtag ist der Frauenanteil zuletzt rückläufig. Besonders hartnäckig hält sich die Unterrepräsentanz von Frauen in der Kommunalpolitik – nur jedes zehnte Rathaus wird von einer Bürgermeisterin geführt.
Der Veranstaltungstitel: „100 Jahre Frauenwahlrecht. Ziel erreicht!“ stößt bei Jasmin Arbabian-Vogel auf Widerspruch. Das Ausrufezeichen sei demnach durch ein Fragezeichen zu ersetzen. Sie vertritt die Auffassung, dass das Ziel der Gleichstellung bisher in vielen Bereichen nicht erreicht sei. Schuld daran wäre unter anderem das allgemein vorherrschende Frauenbild und die Identitätsbildung bei jungen Mädchen.
In der Wirtschaft habe sich der Frauenanteil durch die Quotenregelung verbessert. Trotzdem sei hier noch Spielraum nach oben, mehr Unternehmen müssten sich an die geltende Quotenregelung für Frauen in Führungspositionen halten. Diese Quotenregelung sorgt für ein ausgeglicheneres Arbeitsambiente und könnte auch in der Politik positiv auswirken. Arbabian-Vogel kritisierte zudem, dass einige Bereiche für Männer leichter zugänglich seien, wie beispielsweise Fremdkapital zu akquirieren. Zudem gäbe es zu wenige Investorinnen, die Frauen dabei unterstützen könnten. Aktuell zeige sich, männliche Investoren unterstützen vermehrt Männer. Die Mädchen von heute brauchen daher mehr weibliche Vorbilder in Politik und Wirtschaft, um die Ziele zu erreichen, so ihre Schlussfolgerung.
Als Vertreterin der jungen Frauen in der Politik schilderte Diana Kinnert, Au-torin und Bloggerin, über ihre Erfahrungen in der Politik. Seit zehn Jahren ist sie aktives Mitglied der CDU, vorher war sie bereits in der Jungen Union tätig. Sie skizzierte der Zuhörerschaft ihren „steinigen“ Weg in die Politik. Dabei sprach sie vor allem veraltete und ineffiziente Organisationsstrukturen an, die für junge Menschen als Hürde empfunden würden. Ob nun der analoge Ausdruck der Mitgliedschaftspapiere, der auf postalischem Weg versendet werden musste, oder die langjährige Anwesenheitspflicht in der Kommune und damit einhergehende Verwurzlung vor Ort. Junge Menschen müssten gezielter angesprochen werden, dazu gehöre eben auch online von überall aus Zugriff auf Basisdokumente zu haben. Kinnert sprach sich klar gegen eine Frauenquote in der Politik aus. Moralische Appelle seien für sie an dieser Stelle nicht zielführend. Viel wichtiger erscheint es ihr, Sprache in Zahlen und Werte zu übersetzen: Wenn Frauen nicht nominiert und nicht eingesetzt werden, dann benutzen Wirtschaft und Politik einen Großteil ihrer Potentiale nicht und seien folglich nicht so erfolgreich, wie sie sein könnten.